I, Erzählende Schriften 29, Doktor Gräsler, Badearzt, Seite 64

Badearzt
29. Doktor Graesler
a. K. ka #. . J CS e Aeen Ka un —n 4
Mn P n
Mn mienen
200
s Schnitzlers
Karl May will symbolisch aufgefaßt werden. Die
atol, der be= verwickelte Theorie von Ardistan und Dshinistan, vom Auf¬
letzt wieder schwung des Gewalt= zum Edelmenschen, dieselbe Theorie,
von Frauen= die er anläßlich seines letzten Wiener Vortrages, eine Woche
eifrig er sich vor seinem Tode, im Sophiensaale entrollte, ist angeblich
rtrümmert er in allen seinen Werken folgerichtig ourchgeführt. In seiner
in das sichere Selbstbiographie sucht der Autor darzulegen, daß jede seiner
her Ausklang Erzählungen, jede der von ihm gezeichneten und so unge¬
werdend und
heuer populär gewordenen Gestalten in den Dienst der er¬
es, geworden
wähnten Theorie gestellt, daß sie bildlich gemeint gewesen
igen Reigen
sei. May erklärt mit schöner Geste, er habe keinen anderen
Zweck verfolgt, als den, die Menschheit zu bessern, zu
läutern, zur Vollendung zu führen, habe jedoch keine er¬
müdenden, langweiligen, abstoßenden Mittel gewählt, son¬
id Verwalter
dern vielmehr die Form seiner Reiseromane, die überall
E. Schmid,
mächtigen Eindruck übten.
en zwei neue
Man vermag dem Dichter auf diesem Wege nicht zu
„Halbblut“, folgen. Auch dort nicht, wo er seine Jugendsünden auf den
wenn ich
Katupf seines guten Ich mit den bösen Kräften zurückführt
Der schwarze und darauf hinauskommt, daß er ein Märtyrer gewesen,
übrigen aus
als er eine Uhr entwendete, „Sumpfreminiszenzen“ ver¬
ien. Sie sind
fiel oder im Zwiste mit dem „Versucher in seinem Innern“
luffend, bis¬
unterlag. Aber man erfährt mit Befriedigung, daß May
ichen Humor
nicht leugnet, nicht entstellt, daß er sich durchrang und
gehalten, den
fühnte, was er verschuldet. Gesteht auch ohneweiters zu,
daß seine Prozeßgegner keineswegs loyal handelten. Was
„Ich“, der die Hauptsache ist: ob May nun eine stürmische oder eine
über sein! fleckenlose Jugend gehabt, ob er symbolisch oder nicht
ay im symbolisch schrieb, ob es ihm um Ideale oder um den
fihmlschnöden Mammon zu tun war — man sollte immer den
ehrere Standpunkt verfechten, daß er ein genialer Mensch gewesen,
die Be= und das andere bekümmert den Leser, den Kritiker kaum.
Reisen Mays Phantaste, seine Kenntnis von Land und Leuten,
hwindler, ein seine fesselnde Art, zu schildern, seine Vielseitigkeit — kurz
#nun bietet jene Momente, die den Schriftsteller, den Dichter May aus¬
send als mög= machen, sind unbestreitbar. Was seine sonstigen
ehr als das: Quclitäten, sein wirkliches Wollen anlangt, so hat dies wohl
Karl Mayl damit wenig zu schaffen. Denn daß May sittenverderbend,
termal sogar. verführend gewirkt, daß er „Schund“ geschrieben, ist Ver¬
hat niemals [leumdung. Jedermann kann da selbst Richter sein: er lese,
berichtete, i. ohne sich auf die Unterscheidung einzulassen, ob ihm Reales
en und auch oder Symbolisches vorgesetzt wird. Betrachte die Er¬
en. Es gibtzühlungen ohne diese Relationen, absolut.
mst, keinen
In der unzweifelhaft packenden May=Serie ist der
ehand, Fire= Band „Ich“ zwar nicht der am meisten unterhaltenden,
begeisterte spannenden, lebendigen, aber sicherlich der interessantesten,
wertvollst en einer.
Dr. Alexander Sallind."
box 4/9
. Wiener Allgemeine Zeitung, Wien
seine in
Jeuillekon.
und Sehn
Neue Dichtungen aus Oesterreich.
sind die 92
Geschehe
Stephan Zweig: „Jeremias“, dramatische Dichtung
zügellose
in Ineun Bildern, Insel=Verlag, Leipzig.
Artur
Schnitz
Dr. Gräsler, Badcarzt“,
Begebens
1/1 S( Fischer, Verlag, Berlin.
in Tempo
0
„Jeremias“, „dramatische Dichtung“ von Stephans seine Ebbe
Zweig ist die sichtliche Frucht von Jahren. Nicht nurssich, dröhne
Jahren der Arbeit. Gewiß auch solchen der Reife, des keit, die ma
Erkennens und des bedeutsamen Wachsiums im Künstler, muß, die
das Phantasie und Logik, Geist und Zucht zusammenfügt Gluten mer
und =führt. Ungeheure Wirkungen sind hier versucht undwißheit. G
gelungen. Ungeheuer an Maß, Form, Dynamik und vollständig
Rhythmus. Schon äußerlich fällt dies eine auf: die Wucht und die M
und Energie einer wahrhaft souveränen Dramatik, die Bühne fül
mühelose Feile der Szenen, die prachtvoll jähe Linien=[Jed
führung und =wendung der Gestalten, die hin und wieder b
ibt
saufende, replizierende Gewandtheit des Dialogs und die
Gabe, die, stets Zeugenschaft des Meistertums, Mythe und
Geschichte zur lebenden und lehrreichen, zur erinnerungs¬
und beziehungsvollen Gegenwart macht. Die Anekdote un
Allegorie gleichsam zu einer realen, bewegten und farbig
Leben spielenden Einheit schweißt. Also Bühnenqualität
im idealsten und von aller Spckulation fernsten Sin
Trotzdem ein ungehemmtes Avsströmen des Stoffes,
ohne alle Rücksicht auf praktische Möglichkeiten gefor
scheint. Das höhere Ziel und die höhere Art des Werk
bedürften keines triftigeren Beweises, als dieses Hinau
schreitens über alle Maßstäbe des Tages. Das sich freilie
sozusagen aus der Vision dieser Dichtung folgerichti
ergibt. Denn „Jeremias“ ist ein biblisches Drama nicht
nur um des Stoffes willen oder geheftet an den Auftrieb
an die zündende Stürke und die gestählte, bittersüße Schön¬
heit der Rede dieser größten Erdendichtung. Biblisch und
menschlich ist hier eins und wie in diesen wahrhaft
heiligen Büchern ein Einmaliges nicht erzählt wird, ohne
als Hintergrund tausendfältig verwandten Werdens und
Wollens durch die Zeiten zu ragen, wie in allem Anruf
der Hauch der Ewigkeit und ihrer Gesetze ruht, so umreißt
des Dichters Hand hier ein zeitloses Bild, getaucht in die
Wehmut der Größe und in die Ironie aller echten Tragik. hinte
Die Handlung, wie sie das alte Testament gibt oder ahnen Rhetorik.
läßt, wäre vielleicht dankbar und gefügig auch in des geworden.
Stümpers Hand. Stephan Zweig aber, ein keuscher Lieb=weist es
haber dieses Heroenschicksals, weicht ihr an den Wende=tiefdurcsch
punkten ins Plötzliche und Eruptive fast scheu aus, und und wissen