Geschichte der ersten „Lebensjahre“ eines
Literaten (der sogar ein Dichter sein
soll) ist angefüllt mit Gymnasiasten¬
und Studentenerlebnissen und mit den
frühen Berufserfahrungen eines in sei¬
ner Art tüchtigen. Jünglings. Sie wir¬
ken „echt“ und noch echter die Philoso¬
pheme über Lebensanschauung, welche
dieser Jüngling ständig, in Ein= und
Zweisamkeit, hervorbringt. Die Teil¬
nahme des Soziologen kann dem Buch
nicht versagt werden. Als Dichtung
wirkt es dagegen zerrissen; der Verfasser
steht dem „Stoff“ offenbar zu nahe, als
daß er ihn beherrschte, er sieht nicht
tiefer als sein „Held“, verliert sich nicht
selten in Reflexionen und Beschrei¬
bungen und zeichnet Gestalten nahezu
pedantisch, ohne darum ihre Tiefen stets
sicher zu erfassen. Endlich: er hat zwei¬
fellos viel Literatur gelesen und sie nicht
rechtzeitig wieder vergessen. Und trotz¬
dem: das Ganze wirkt zugleich ernst und
froh; vielleicht bedeutet der „Anfang“
wirklich den Anfang eines Schaffens,
das man wird beachten müssen. —
Viel weniger verspreche ich mir da
von Max Jungnickel; sein vklei¬
ner Roman „Peter Himmelhoch“
(Wiechmann, München) wird gewiß
viele Herzensfreunde und =freundinnen
gewinnen. Wer könnte denn einem sol¬
chen Gemenge „aus Himmelsblau und
Vogelsang und Blütentau und Engels¬
träumen und Mutterliebe“ (wie es wört¬
lich in dem Buch heißt), wer dieser sen¬
timentalsten aller sentimentalen Lob¬
preisungen des Bauerndorfs, des alten
Schulmeisters, des guten Michels, des
geruhsamen Landlebens, der Blond¬
haarig= und Blauäugigkeit, der Ver¬
senkung in „Gottes freie Natur“ ust
welcher Deutsche könnte dem ga z
kalt widerstehen! Wenn nun gar noch
der Krieg das Idyll stört und der trau¬
rige Tod eines Soldaten fern der Hei¬
mat und sonstige Unglücksereignisse
auf das Gemüt einstürmen! Immerhin,
Poesie und Limonade ist doch zweierlei,
wenn auch angemerkt werden muß, daß
Jungnickel zwar sentimental bis ins
Knochenmark, aber annoch scheinbar
nicht kitschig, nicht berechnend, sondern
aufrichtig überzeugt von der Hoheit
seines Überschwangs ist.
Karl Röttgers Buch „Die
Allee“ (Georg Müller, München) wird
144
Wie . —
herrschung unseres Winlens.
diesem Gebot, so werden wir und auch
der Sonne Gottes, in seinem Schwe
pricht der Orient in seinem gebe“¬
ion das Abendland nichts Versteb
dieses wartenden Schweigens, das d
den der es begreiste Fahlt das A
in, der zwischen Abend und Morgel
####karingen als sei er eine Pfütze, für
5
mancher einmal an die Wand werfen.
„Zum Teufel, es steht schließlich „No¬
velleng darauf; das bedeutet eine Ver¬
pflichtung, die man nicht durch faselige,
enghorizontige Hypothesen über den
Sinn und die Werte des Daseins und
auch nicht durch halb kindliche, halb
schulmeisterliche Zergliederungen und
Erläuterungen des menschlichen Seelen¬
lebens einlöst! Und das bißchen wirk¬
liche Erzählung, das Röttger bietet, ist
auch noch wie ein Julklapp eingewickelt
in Reflexionen, Stimmungmache, Vor¬
berichte, Anmerkungen ... Aber wer
das Buch auch dreimal an die Wand
würfe, vielleicht höbe er es doch auch
dreimal wieder auf. Mögen diese Gee¬
lenzergliederungen von Erwachsenen
und Kindern, die Stimmungbilder aus
Natur und Lebenslagen auch noch so
breit und noch so durchsetzt von E#
rungen sein — wer unter den
Gestrigen und Vorgestrigen fühl
so feine Erlehnisse so lebhaft wie dies
mag er „Begeben¬
Karl Röttger?
efinden können,
heiten“ nur dürftig
tasie? End¬
hat er nicht doch P
lich seine „Hypothesen“, gewiß sind sie
da, künstlerisch störend; philosophisch
genommen: eng; im Vortrag: gelegent¬
lich schulmeisterhaft, aber es ist doch
mit Händen zu greifen, daß er n#
systematisch belehren, sondern die Herzen
hellhörig machen will, ein Jnnig=reli¬
giöser, zum Tröster geboren für die
Schwachen, aber immeehin Lebensfähi¬
gen und oft sehr Liebenswerten! —
Allerdings, neben den „Novellisti¬
schen Studien“, die Walter v. Molo
herausgab („Die ewige Tragikomödie",
Langen, München) darf man Röttger
nicht im Eisenbahnabteil lesen. Molo
fasziniert oder stößt ab: da sind Augen¬
blickbilder menschlich=allzumenschlicher
Schwäche, mit heißer Leidenschaft —
Hingabe, Hohn, Spott, Mitleid, Empö¬
rung — ausgenommen, auf wenigen
Seiten nur immer ein paar Stücke und
Punkte und damit doch mehr als einmal
ein ganzes Schicksal gezeichnet (manch¬
mal, unabsichtlich, auch ein — Nichts!),
am Schluß eine schlechthin entzückende
Verlobungszene, kurz: Leben, heiß,
glühend, sonderbar, närrisch, nie ruhig,
immer bewegt, ohne „Stimmung" und
„Reflexionen“, scheinbar nur unterhal¬
tend, gelegentlich „pikant“, und doch
dn died eie oidene
aen dend Seset Ae see
aun denen wede ahener ee
Einwand Hinzunehmen.
ehnet, duid de und de
en Weit den fer dn ad
gret eieerte wece der
dne dene dener Grso —
aene Arende Aelcte ue
Areg, virnes ersh ueren
vun enesicbes tercdester
ve en tereris endse v
aen ui eden din Auen
dehr schen in dase er¬
achdenklicher, fast
an
Literaten (der sogar ein Dichter sein
soll) ist angefüllt mit Gymnasiasten¬
und Studentenerlebnissen und mit den
frühen Berufserfahrungen eines in sei¬
ner Art tüchtigen. Jünglings. Sie wir¬
ken „echt“ und noch echter die Philoso¬
pheme über Lebensanschauung, welche
dieser Jüngling ständig, in Ein= und
Zweisamkeit, hervorbringt. Die Teil¬
nahme des Soziologen kann dem Buch
nicht versagt werden. Als Dichtung
wirkt es dagegen zerrissen; der Verfasser
steht dem „Stoff“ offenbar zu nahe, als
daß er ihn beherrschte, er sieht nicht
tiefer als sein „Held“, verliert sich nicht
selten in Reflexionen und Beschrei¬
bungen und zeichnet Gestalten nahezu
pedantisch, ohne darum ihre Tiefen stets
sicher zu erfassen. Endlich: er hat zwei¬
fellos viel Literatur gelesen und sie nicht
rechtzeitig wieder vergessen. Und trotz¬
dem: das Ganze wirkt zugleich ernst und
froh; vielleicht bedeutet der „Anfang“
wirklich den Anfang eines Schaffens,
das man wird beachten müssen. —
Viel weniger verspreche ich mir da
von Max Jungnickel; sein vklei¬
ner Roman „Peter Himmelhoch“
(Wiechmann, München) wird gewiß
viele Herzensfreunde und =freundinnen
gewinnen. Wer könnte denn einem sol¬
chen Gemenge „aus Himmelsblau und
Vogelsang und Blütentau und Engels¬
träumen und Mutterliebe“ (wie es wört¬
lich in dem Buch heißt), wer dieser sen¬
timentalsten aller sentimentalen Lob¬
preisungen des Bauerndorfs, des alten
Schulmeisters, des guten Michels, des
geruhsamen Landlebens, der Blond¬
haarig= und Blauäugigkeit, der Ver¬
senkung in „Gottes freie Natur“ ust
welcher Deutsche könnte dem ga z
kalt widerstehen! Wenn nun gar noch
der Krieg das Idyll stört und der trau¬
rige Tod eines Soldaten fern der Hei¬
mat und sonstige Unglücksereignisse
auf das Gemüt einstürmen! Immerhin,
Poesie und Limonade ist doch zweierlei,
wenn auch angemerkt werden muß, daß
Jungnickel zwar sentimental bis ins
Knochenmark, aber annoch scheinbar
nicht kitschig, nicht berechnend, sondern
aufrichtig überzeugt von der Hoheit
seines Überschwangs ist.
Karl Röttgers Buch „Die
Allee“ (Georg Müller, München) wird
144
Wie . —
herrschung unseres Winlens.
diesem Gebot, so werden wir und auch
der Sonne Gottes, in seinem Schwe
pricht der Orient in seinem gebe“¬
ion das Abendland nichts Versteb
dieses wartenden Schweigens, das d
den der es begreiste Fahlt das A
in, der zwischen Abend und Morgel
####karingen als sei er eine Pfütze, für
5
mancher einmal an die Wand werfen.
„Zum Teufel, es steht schließlich „No¬
velleng darauf; das bedeutet eine Ver¬
pflichtung, die man nicht durch faselige,
enghorizontige Hypothesen über den
Sinn und die Werte des Daseins und
auch nicht durch halb kindliche, halb
schulmeisterliche Zergliederungen und
Erläuterungen des menschlichen Seelen¬
lebens einlöst! Und das bißchen wirk¬
liche Erzählung, das Röttger bietet, ist
auch noch wie ein Julklapp eingewickelt
in Reflexionen, Stimmungmache, Vor¬
berichte, Anmerkungen ... Aber wer
das Buch auch dreimal an die Wand
würfe, vielleicht höbe er es doch auch
dreimal wieder auf. Mögen diese Gee¬
lenzergliederungen von Erwachsenen
und Kindern, die Stimmungbilder aus
Natur und Lebenslagen auch noch so
breit und noch so durchsetzt von E#
rungen sein — wer unter den
Gestrigen und Vorgestrigen fühl
so feine Erlehnisse so lebhaft wie dies
mag er „Begeben¬
Karl Röttger?
efinden können,
heiten“ nur dürftig
tasie? End¬
hat er nicht doch P
lich seine „Hypothesen“, gewiß sind sie
da, künstlerisch störend; philosophisch
genommen: eng; im Vortrag: gelegent¬
lich schulmeisterhaft, aber es ist doch
mit Händen zu greifen, daß er n#
systematisch belehren, sondern die Herzen
hellhörig machen will, ein Jnnig=reli¬
giöser, zum Tröster geboren für die
Schwachen, aber immeehin Lebensfähi¬
gen und oft sehr Liebenswerten! —
Allerdings, neben den „Novellisti¬
schen Studien“, die Walter v. Molo
herausgab („Die ewige Tragikomödie",
Langen, München) darf man Röttger
nicht im Eisenbahnabteil lesen. Molo
fasziniert oder stößt ab: da sind Augen¬
blickbilder menschlich=allzumenschlicher
Schwäche, mit heißer Leidenschaft —
Hingabe, Hohn, Spott, Mitleid, Empö¬
rung — ausgenommen, auf wenigen
Seiten nur immer ein paar Stücke und
Punkte und damit doch mehr als einmal
ein ganzes Schicksal gezeichnet (manch¬
mal, unabsichtlich, auch ein — Nichts!),
am Schluß eine schlechthin entzückende
Verlobungszene, kurz: Leben, heiß,
glühend, sonderbar, närrisch, nie ruhig,
immer bewegt, ohne „Stimmung" und
„Reflexionen“, scheinbar nur unterhal¬
tend, gelegentlich „pikant“, und doch
dn died eie oidene
aen dend Seset Ae see
aun denen wede ahener ee
Einwand Hinzunehmen.
ehnet, duid de und de
en Weit den fer dn ad
gret eieerte wece der
dne dene dener Grso —
aene Arende Aelcte ue
Areg, virnes ersh ueren
vun enesicbes tercdester
ve en tereris endse v
aen ui eden din Auen
dehr schen in dase er¬
achdenklicher, fast
an