I, Erzählende Schriften 29, Doktor Gräsler, Badearzt, Seite 124

Badearzt
29. Doktor Graesler
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gewesen! Dr. Gräsler aber zögert, greift nicht zu, sondern
fährt fort und wird nun in der Stadt von doppeltem
Abenteuer umstrickt. Ein junges Ding — eine entzückende
norddeutsche Variante des Wiener süßen Mädels —
schenkt ihm unbesonnen und lebensfroh acht Tage eines
nie mehr erhofften Liebesglücks, er wird wieder jung,
sieht neue Blüten am welken Lebensbaum, — da stirbt
Katharine am Scharlach, den ihr Gräsler zugetragen. Nun
ist die Rückkehr zu Sabine seine letzte Hoffnung. Doch
der Weg ist verschlossen — für immer. Und er landet, wo
er landen muß: im Philistertum eines behaglichen Däm¬
mereheglücks mit einer belanglosen, netten kleinen Witwe,
deren Kind er'aufziehen wird... Dies alles ist mit so
warmer Menschlichkeit und so behutsam sicherer Linien¬
führung erzählt und gestaltet, so tief in ein reines, mildes
Verstehen gebettet, daß man mit diesen Menschen weiter¬
lebt und weiterfühlt, auch wenn das Buch zu Ende ist.
Und nicht nur mit jenen, die uns entgegentreten, nein,
auch mit jener toten Schwester Gräslers, die heimlich das
heiße Leben einer Amoureuse gelebt und davonging, als
kein neuer Kuß winkte, und die der Bruder nicht erkannte
sowenig wie er später Sabine erkannte, weil es ehen sei.
Schicksal war, am großen, freien, jauchzend starken Leh###
vorbeizusehen und auf der Schattenseite den „einsapi##!
Weg“ hinabzutrotten.
Gustav Meyrink: „Walpurgisnacht" (Kurt:
Wolff, Leipzig).
Gustav Meyrink, seit langem als Verfasser heiter¬
satirischer und phantastischer Novellen geschätzt, die gern
auch auf der Scheide zwischen Tag und Traum einher¬
balancierten, hat sich nunmehr ganz „der Magie ergeben“.
Er schreibt nur noch Romane, die sich nicht an den
Intellekt, sondern an jene dämmerhaften Schattenbezirke
der Seele wenden, in denen Aberglaube, halluzinatorische
Visionen und das dumpfe Erschauern vor unergründlichen
Mächten hausen. Die Menschen von heute sind vielfach
geneigt, in diese Tiefen hinabzuhorchen, was als Reaktion
auf den Materialismus alles äußeren Lebens recht er¬
klärbar wäre. Auch die Erstarkung der theosophische
Bewegung hat ähnliche Ursachen. Daher der gewaltige
Erfolg des „Golem“. In dieser Neubelebung der alten
rager Ghettolegende lag das Schauerlich=Geheimnis¬
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Mnenige Zeitun
Humburg. 410 1910
Doktor Gräsler, Be#earzt. Roman von Art
ch
Verlag S. Fischer, Berlin. Die Eimpand
Wehmut, eines femininen, wenn auch psn
ten wenn auch menschlich bewanderten
vielem des früheren Schnitzler=machen
diesem Roman in sich zusammen. Hier
wie er sich selbst formen wollte, in sich
der Handlung, die ohne strapaziöse Ei¬
ein silberner Fluß in den Horizont a
verläuft, ist diesmal Schnitzler mehr al
schauliches wird edel, Erinnerung Melc
ist in den elegischen Duft dämmernder O
gerückt u
das Geliebte wird verlassen oder verläßt einen. Nichts ist
so, im Aeußeren des Stils oder des Geschehenden eigentlich
neu. Aber es hat die Qualität hoher Gereiftheit, die jw
dessen hier nicht erwarben, sondern Notwendigkeit ist. (,