I, Erzählende Schriften 28, Frau Beate und ihr Sohn. Novelle, Seite 58

28.
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germanischen Kasse in hassender Sinnlichkeit kauft, der Talmiamerikaner,
der mitten in allen Erfolgen dennoch immer an sich zweifelt, weil er findet,
daß er im Grunde ein ganz alltäglicher Mensch sei. (Dies ist übrigens
zum Teil mehr summarisch ausgesprochen als eigentlich gestaltet.)
Schließlich Allan selbst: ganz Bnergie, ganz phrasenlos, ganz nur Wille,
Arbeit, Leistung, Ziel.
Dieser Koman unterscheidet sich von den Jules Derneschen Utopien da¬
durch, daß vieles, was hier als wirklich dargestellt ist, demnächst Wirk¬
lichkeit werden wird: überhaupt haben wir uns infolge der ungeheuren
Entwicklung der letzten Jahre daran gewöhnt, keine Utopie utopisch
zu finden; aber Rellermann ist präziser, akkurater noch als Derne, er
wirkt minder märchenhaft und durchaus, bei aller Kraft der Phantasie,
realistisch. Und: Jules Derne gibt Figuren, Rellermann eine Anzahl
Menschen.
Die Leistung Allans ist Selbstzweck. Es wird in diesem Buch vor¬
ausgesetzt, daß zwischen Amerika ein Luftschiff binnen 36 Stunden ver¬
kehre; es erscheint uns letztlich belanglos, ob nun Jüge unter See binnen
24 Stunden verkehren. Das Tunnelbuch ist ein Toblied auf die Leistung
an sich. Es ist damit durchaus ein Buch seiner Zeit; aber eines fehlt
ihm, was eben der Zeit auch fehlt: es ist nur Vordergrund, es fehlt
der Sinn hinter der Arbeit. Uur einmal ist von Keligion die Rede;
wie Allans Freund Zobby, der bei der Explosion im Tunnel ein Greis
geworden ist, zu Allan sagt, er solle an sein Seelenheil denken: ein
halber Idiot spricht dies. Es fehlt jeder Hauch eines Metaphysischen
über diesem durch und durch physischen Buche. Das muß vielleicht so
sein, aber das ist seine Grenze. Es ist in diesem Sinne doch nur über¬
lebensgroßes Abbild der zivilisatorischen Bnergien der Epoche, das ist
viel; aber ihm fehlt das Letzte: es ist gar nicht Geist und gar nicht
Deutung.
Dieses metaphysische deutende Ticht ist über Walter Harlans Koman
„Die Sünde an den Kindern““; auch er ist ein Lobgesang auf Bnergie,
Schaffen, Leisten, aber alles ist in einen großen kosmischen Zusammen¬
hang gestellt, er singt den Willen zur Fruchtbarkeit: Allfrucht wird in
jedem Augenblick süß.
Der Mathematiker Friedrich Stoß, Professor an der Fürstenschule
zu Meißen, weigert sich, seinen Sohn konfirmieren zu lassen, und ver¬
liert dadurch sein Amt. Er wird Privatgelehrter; durch ntbehrung,
Anstrengung, Aufregung entkräftet, stirbt er früh. Dies ist, heraus¬
* Mit dem Untertitel: Eines Schulmeisters Leben, Sterben und Fahrt in das All¬
herz. Egon Fleischel & Co., Berlin (II 6.—).