I, Erzählende Schriften 28, Frau Beate und ihr Sohn. Novelle, Seite 66

Frau Bea
und ihr Sohn
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Ernst Lissauer
mentar: wie im Rheinland selber vereinigen sich diese Blemente in der
Anekdote von Beethoven und dem Liebespaar.
Schäfer gibt fast immer eine scharf konrurierte Zandlung, die sich fest
dee innern Phantastk einprägt. Lang und laufend, „eine ewige Me¬
lodie“, ist Khpthmus und Gang dieser epischen Diktion, die gleich einem
gelassen fließenden Wasser vorwärts strebt und trägt. Auf eine rein
epische Weise erfüllen diese Anekdoten die Forderung, die Storm an
das reine lprische Kunstwerk richtere: sie haben zunächst eine sinnliche
Wirkung, aus der sich die geistige von selbst ergibt. Während viele Leser
sich nur an der Fülle und Dielheit des Stofflichen erfreuen und am
farbigen Abglanz hier intensiveres Leben haben, genießen die tiefer
denkenden im Bilde das Sinnbild. Die Burführungsszene in der Holland¬
reise wächst auf zu einem „Volksgericht über Jugend und Alter“, und
die Anekdote vom Bäcker von Limburg ist ein Urbild mißhandelten
Menschentums, das, aus letzter Tiefe, kraft seiner Vot, sich jäh empor¬
schnellt, für Minuten hoch über seinen Alltag. Mit sorgfältigen Verven
muß dies Buch genossen werden und mit Augen gelesen, die farbig zu
blicken vermögen. Wie jeder Meister der Sprache, gräbt Schäfer die
Wurzeln der Worte auf: das Wort „Gerücht“ erglänzt neu, wenn er
schreibt: „es duftete ein Gerücht den Rhein hinunter“. Aber er ist kein
bloßer Meister der Worrkunst, sondern allenthalben wirkt neben der
Kunst Fülle der Ditalität. In diesen ziselierten Gebilden läuft ein
lebendes Leben um: Gefäße aus köstlichstem Material, aber wie Pflanzen
durchronnen von durchscheinendem Blut.
Mit allen seinen Werken hat Schäfer immer ein neues Stück Welt
zu erobern gesucht und das heißt technisch: innerhalb seines strengen
Erzählertums immer eine neue epische Art angestrebt. Seine Erzäh¬
lung „Die Mißgeschickten“ ist zu wenig abgelöstes Kunstwerk: ein stili¬
siertes Tagebuchblatt, die „Halsbandgeschichte“ ist zu sehr Geschichte
im Sinne von Weltgeschichte. Im ersten Falle bemühte er sich um die
pfychologische, im zweiten um eine Art von pragmatischer Novelle., Die
unterbrochene Rheinfahrt““ ist eine philosophische Erzählung. Bin
junger Mensch läuft seinem Hauslehrer davon, fährt rheinabwärts,
steigt, einer schönen Kleinbürgerin nach, in einem rheinischen Ufernest
Klingenbach aus und wird nun in eine Wirrnis von Abenteuern ver¬
strickt, deren eines immer das andere aus sich gebiert. Er zecht mit
Wildfremden, wird eingesperrt und ortsverwiesen, in einen zuerst
scherzhaften Aufruhr hineingezogen, der dann jäh in Brust umschlägt,
7 Georg Iäller, klünchen (M1 3.—).