I, Erzählende Schriften 28, Frau Beate und ihr Sohn. Novelle, Seite 67

und
ähr Sohn
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28. Frau Beate
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über einge Renaneune Revcken
diese Blemente in der
wird von einer Leidenschaft erfaßt, besitzt, halb mit Gewalt, zum ersten
Male in seinem Leben ein Weib, sieht zwei Menschen vor seinen Augen
ung, die sich fest
erschossen werden, wird selbst verwundet, lernt dann im Gespräch mit
eine ewige Me¬
seinem Zauslehrer auf einmal die Abhängigkeiten des sozialen Gefüges
egleich einem
kennen. Anders hatte er sich die Welt gedacht in dem Glashaus, in
Auf eine rein

dem er reich und behütet aufgezogen ward: und ist nun jäh zur wirk¬
Storm an
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lichen Welt erwacht. Wirklichkeit und Traum verschwimmen ihm und
sinnliche
uns, der dumpfe Knabe wandelt dahin, von seinem Trieb geleitet,
vom Zufall hin und her geführt, nachtwandlerisch, und all diese frem¬
nd am
den neuen Menschen aus ganz andrer Lebenslage, der verkommene
Malermeister, der Setzer, die Winzer, erscheinen ihm fremd, unwahr¬
land¬
scheinlich. Kote Uebel steigen verwirrend aus seinem begehrlichen Blur
und
auf, und durch diese Wirrnis wetterleuchten nun Gedanken, Zweifel,
Vermutungen über Gott, Ich, die Welt, Tierischkeit, Bildung, aber
mpor
all diese Betrachtungen sind nicht gegeben als Betrachtungen, sondern
als die Juckungen eines geistigen Brwachens. Gleichweit ab von Tie¬
rischkeit und Himmlischkeit, in ein irdisches Ichtum, findet er sich,
ig zu
gewiß, daß dieser Körper die Wege seiner Seele gehr. Schäfer will
die
er
nicht, wie Harlan und Kolbenheper, einen Philosophen gestalten
darum schließen sich diese Gedankengänge nicht etwa zu einem Spstem
der
zusammen, sondern sie sind die geistigen Wetterlichter, die über den
sinnenhaften Erlebnissen, über der dunklen Flut dieses aufgewühlten
ein
Blutes dahinzucken und von ihm abgespiegelt werden. Der junge
lanzen
Mensch erlebt erkenntnistheoretische Zweifel, Vôte, Blicke, aber er ist
ele
kein Erkenntnistheoretiker.
engen
Die Meisterschaft der künstlerischen Darstellung ist fast überall in
rzäh¬
Schäfers Werken gleich groß. Der Tonfall seines niemals aussetzenden
stili¬
epischen Stiles, — der in allen Büchern an manchen Stellen die Grenze
der Manier anrührt — die Deutlichkeit und Farbigkeit seiner An¬
schauung, der wahrgenommenen und wiedergegebenen Einzelheiten, all
um die
e.„Die
das gibt auch schwächeren Werken wie den „Mißgeschickten“ und der
„Halsbandgeschichte“ Uiveau und erhebt erst recht die bedeutendsten
g. Ein
abwärts,
seiner Werke weit über die Zeit in das Bereich, wo wir die dauernden
Ufernest
Dichtungen unserer Nation erblicken. Bine ungemeine Renntnis des
euern ver¬
Rheinlandes und überhaupt des deutschen Südens und Südwestene
gibt seiner Kunst eine feste realistische Unterlage; durchaus schafft er
zecht mit
in jeder Erzählung eine Welt, in der er jede Binzelheit kennt, bis zum
zuerst
letzten Magel im Gebälk der Rheindampfer. Die Verbindung von prak¬
mschlägt,
tischer Renntnis der Wirklichkeit und gestaltender Kraft bewirkt, daß