I, Erzählende Schriften 28, Frau Beate und ihr Sohn. Novelle, Seite 74

Be

ihr Sohn
I1
28. FI. AL e ene ene e ectetecheae
er Gebrauch des Klatschens und
chens, Trampelns und Scharrens
müßte grundsätzlich von wissenschaft¬
lichen Kongressen verbannt werden.
Wissenschaftliche Problemerörterun¬
gen sind keine Vorstellungen vor
einem unvorgebildeten und also zum
Urteil unberufenen Publikum. Man
will die nicht teilnahmeberechtigte
„Hörerschaft“ nicht ausschließen, und
das ist gut. Aber man darf ihr
nicht die Möglichkeit gewähren,
einen wissenschaftlichen Kongreß her¬
abzuwürdigen.
Aus all diesen Gründen, meine
ich, sollte ein künftiger Kongreß dieser
Art wesentlich anders gestaltet wer¬
den. Gelingt es, das Übermaß der
Vorträge zu beschneiden, unzweck¬
mäßige Themen auszuschalten, die
gesellschaftliche und die wissenschaft¬
liche Form der Debatten auf der
Höhe zu halten, so wird man auch
dem Ziel einer „Verständigung“
näherkommen, von dem dieser
Kongreß gelegentlich eher abführte.
Die bedeutsamen geistigen Werte,
welche trotz alledem auf dem Kongreß
umgesetzt wurden, werden aus dem
in Buchform erscheinenden Kongre߬
bericht ersichtlich sein.
W. Schufnang
Zwei Novellen
Dieses Jahr hat uns zwei Bücher
2gebracht, die durch die berühmten
Namen der Verfasser, durch ihre
sorgsame, wohlabgeschlossene Durch¬
arbeitung und zuletzt durch ihre un¬
gewöhnlichen und düster lockenden
Themen die Aufmerksamkeit heraus¬
fordern. Beide enden mit dem Tode
in dem Augenblick, da ein wildes
Begehren, hier aus Inzest= da aus
Knabenliebe, überhand nimmt, beide
führen langsam und mit größter
Sorgfalt den Leser in die dunkeln
Pfade hinein, an deren Ende Un¬
sühnbares steht. Aber fast sind da¬
mit die Gemeinsamkeiten erschöpft.
Das Buch des Norddeutschen, Tho¬

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mas Manns, ist in allem Künst¬
lerischen von dem des Österreichers,
Artur Schnitzlers, durch einen
ganzen#m geirennt. Dort ein
Schriftsteller, der das furchtbare Er¬
lebnis mit Anstrengung in eine be¬
tonte Entfernung von sich bringt, der
mühsam seelische Vorbedingungen
sammelt und dem Leser einprägt,
damit kein Anstoß möglich sei, der
Wort an Wort, Satzteil an Satzteil
reiht, alles gewählt aus kluger Über¬
legung und hingesetzt nach einem
eignen Sinnwillen, ein der Aufgabe
sich allzu Bewußter, unvertraut mit
den Stimmen ungezügelter Triebt,
die er ängstlich und mühsam über¬
prüft. Hier ein Einfühler empfind¬
lichster Zartheit, heimisch im Bereich
des Sinnlichen, Unintellektuellen,
ein Plauderer wie es scheint, der
aber in der glatten Hülle dieser
Wienerischen Sprache alles, auch das
letzte seelische Triebelement fast un¬
vermerkt enthüllt, das zu dem grau¬
sigen Ende mitwirkt, ein ruhig
selbstbewußter, dem vollen Strom des
Seelengestaltens vertrauender Mei¬
ster, Schnitzlers überlegener Kunst
kointe es gelingen, restlos begreiflich,
nnerlichst erfaßbar zu machen, was
Sitte und ererbtes Fühlen streng
verwehrt, unsere Teilnahme ganz
hineinzuziehen in die Irrso dieser
seelisch wundersam reichen und
furchtbar unbegreiflichen Erlebnisse;
vor Manns Werk habe ich mich ge¬
fragt, warum er eigentlich einen sol¬
chen Aufwand von literarischer Vor¬
sicht und matter szenischer Absicht¬
lichkeit verbraucht, denn nirgends
blickt aus diesem späten Aufleuchten
männlicher Hinneigung zum schönen
Knaben das grausig=Furchtbare der
sich entfesselnden Leidenschaft, immer
bleibt dem Begehren ein Stück etwas
unehrlicher und keineswegs allzu
tiefer Reflexion beigemischt, ständig
stößt es unerlöst, ungelenk an die
Schranke des Herkommens, und all
diesem sehr künstlich gegebenen Wie¬
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