I, Erzählende Schriften 27, Das Tagebuch der Redegonda, Seite 14

27. Das Tagebuch der Redevonda
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Das Augebuen der Reucgenda

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vertrauten Stoffes; meisterlich darin, daß ders servanz aus der Zeit absondern, in der Ihr (Ihre Meinung ist zwar hier, wie so vieles an¬
Meister selber, der diese Gestalten geschaffen, sie
Ruhm sich unaufyaltsam durchgesetzt hat.
dere auch bei Ihnen, verschleiert und verhüllt
vor unsern Sinnen in kaum zu übertreffender
Richt von den bekannten Werken sei hier die
angedeutet) die Sprach= und Tonlosigkeit einer
Lebendigkeit noch einmal gestaltete. Darum aber,
Rede, sondern in kurzem Hinweis von dem einen,
großen Mehrzahl Ihrer Zeit= und Zunftgenos¬
weil der bekannte Schnitzler aus der edel
unbekannten, das noch kein Ergründer
sen, und wir sind mit Ihnen dieser selben Mei¬
geschliffenen Novelle von „der dreifachen War¬
Ihres Schaffens genügend beachtet hat. Und
nung. Wir sehen, wie Sie, daß mehr Lippen be¬
nung“, aus der tief nachdenklichen Szene von der
doch enthält es sozusagen die Quintessenz Ihrer wegt als Worte gesprochen wurden, und wir
„letzten Maske“ und der Geschichtswendevision,
r Doktor,
Kunst und eine theoretische Darlegung ihrer vermißten vor allem den Ton in mancher Rede
Menschen
und Gegenrede
die Sie in die Spelunke zum „grünen Kakadu“ Grundzüge durch Ihre eigene Feder. Unter den
hon lange verlegen, zu uns sprach, wage ich es nicht, hier
Wort und Ton: Ihnen sind sie von jeher hohe,
vielen schönen und suggestiven Titeln Ihrer
ige Leben zu wiederholen, was so viele schon getan: die ge= Werke trägt es den eigenartigsten, es heißt:
ja in der Kunst heilige und nie zu trennende
bescheide=hörten Werke in eine gewisse innere Ordnung „Ueber funktionelle Aphonie und ihre Heilung“,
Wirklichkeiten gewesen. Sie wußten, daß es keine
n, gegen und Gesetzmäßigkeit, unter sich und in Ihrem
ist 1889 schon erschienen, und Sie haben die
Worte gibt, die für sich allein in der Welt be¬
he Abnei= Gesamtschaffen, einzureihen. Sie lieben ja auch
Verfasserschaft daran, soweit mir bekannt, nie
stehen; wie der Mensch das Blut seiner Vor¬
mmer sei, nicht über alles in der Welt diese Ordnung und
bestritten.
fahren in sich herumträgt, zu seinem Segen oder
nter end= Gesetzmäßigkeit; Sie wissen es und haben es
Aphonie: darunter verstehen Sie die Tonlosig¬
Fluch, so tragen die Worte das Erbe ihrer Her¬
Land der hundertmal gezeigt, daß das Herz des Menschen,
keit oder, eine Folge davon, die Sprachlosigkeit.
kunft. Auch sie haben ihre undurchdringlichen
ichen; die Ihr Spezialfall, verehrter Herr Doktor, nicht den
Sie zielten mit der Abhandlung selbstverständ¬
Hintergründe, die im Dunkel verschwinden; sie
gen Besu= Regeln der Ordnung und den Forderungen der
lich in erster Linie auf das allgemein verbrei¬
haben die Keime der ewigen Mißverständnisse
ke sich die Gesetzmäßigkeit gehorcht, daß in ihm ganz an= tete latente Leiden, das die Menschen in den
in sich als süßen Giftstoff, und sind so oft eher
berlegten, dere, allerdings im tiefsten Wesen auch gesetzliche Augenblicken befällt, wo sie ihrem Gefühl ver= dazu da, zu verhüllen als zu entschleiern. Das
kum Ihre Kräfte mächtig sind: Liebe und Haß, Anziehung
ständlichen Ausdruck geben sollten. Als Arzt, der Geheimnisvolle im Wort, seine Kraft und seine
dem Sie und Abstoßung, Urkräfte, die Sie bis in die zar¬
Sie ja waren und immer geblieben sind, haben Schwäche zugleich, ist das Wesen Ihrer Kunst,
hir in der testen Regungen hinein noch gefühlt und unter¬
Sie die Heilung dieser Sprach= und Tonlosigkeit und Sie meistern diese Kunst, wie vielleicht kein
Erfahrung sucht, aufgedeckt und dargestellt haben, auch wenn
in unzähligen Fällen durchgeführt; Ihre drama= Zweiter. Sie setzten das beredte Schweigen und
kepsis Un= Sie stets den bezaubernden Schleier der Weh¬
tischen und erzählenden Werke stellen in dieser die schweigende Beredsamkeit wieder in die
erken, von mut und der Sehnsucht hüllend über Ihrem For¬
Hinsicht das glücklichste Journal dar, das je ein Rechte der Sprache ein, weil Sie ein feines Ohr
So war schungsobjekt haben liegen lassen, jenen Schleier.
Diener Aeskulaps geführt hat. In zweiter für den Ton haben. Ihre Kammermusik schuf
hörer, als
der Ihre Werke so entschieden und ganz von den Linie aber und im besondern, glauben wir, die schönsten Sonaten der Untertöne, die das
ium schon polternden Aufklärungsschriften poetischer Ob= meinten Sie mit Ihrem Ausdruck Aphonie edle Instrument der deutschen Sprache spielen