27. Das Tagebuch der Redegonda
box 4/4
a aun un eeene nen Sicht nn nen den n anen in uen aun K. 44 au al d. gh un nen uen en.
kann. Und Sie haben wahrlich nicht nur die
„Komödie der Worte“ geschrieben, sondern auch
ihre Tragödie, die Sie so gut kennen.
So haben Sie, ihrem früheren programmati¬
schen Werk durch ein langes Leben des Schaf¬
fens hindurch getreu, wirklich die Heilung der
funktionellenAphonie durchgeführt und als er¬
folgreicher Arzt die Sprache stets ohne gewalt¬
same Eingriffe kuriert. Auch Ihre Vorlesung bei
uns bewies uns dies aufs neue, und so war es
vielleicht keine müßige Spielerei von mir, die A
merksamkeit einer Ihnen ergebenen Leserschaft,
die Ihre Werke kennt, auf das ziemlich unbe¬
kunnte Schlagwort gerichtet zu haben, das am
Beginn Ihrer literarischen Tätigkeit steht.
——
Moderne Kammermusik im Großratssaal
Erster Abend
-di. Manhütte das Programm auf den Kopf
stellen sollen Zu Beginn hätte das in der Er¬
findung doch seyr matte und im Verhältnis zu
seinem Inhalt viel zu weit ausgesponnene Kla¬
viertrio von Gabriel Pierné noch besser gewirkt
als am Schluß nach Honegger und Debussy. Da
ermüdete es doch sehr stark.
Honegger war zweifellos der stärkfte
Mann des Abends. Seine Geigensonate hätte
ich am liebsten gerade noch einmal gehört. Hier
ist alles sicher und bestimmt an seinen Platz ge¬
stellt. Ich begreife das Geschrei des Entsetzens
Dr. Mas Goldschmidt
Bureau für Zeitur sausschnitte
BERLIN N. 4
Telefon: Norden 3051.
—.—
Ausschniteu: Jürcher seitung, Zürich.
1925
700
13. Jag.
irgendeiner guten Stunde in tiefster Seele an] Forderung erfüllend, daß in der Nußschale ein
etwas anderes denkt?“
Arthur Schnitzler.
Monologs ein ganzes Drama geborgen sein so
Für solche Einstellung ist diesen Menschen vieles! Doch der Beredung dieser meisterhaften Ku
Zum Lesezirt# Januar.
Schnitzlers bedarf es hier nicht. Wir möchten
vergeben, die das Leben dadurch wieder schön
schen, daß Schnitzler nicht aus seinen hier bei
gestalten, daß sie um seine Grenzen im Tobe
B. K. Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt! So
1
ders oft gespielten Schöpfungen vorlief
wissen“. Von hier aus gesehen, gewinnt Schnitz¬
son
n#hie man Schnitzler hier begrüßen ohne den
aus den entlegeneren Lieblingen seines He
lers Kunst ihren Grund, so sehr sie auch in Vie¬
Nachsatz aus den Piccolomini: „Der weite Weg
und nicht zuletzt aus seine
nWerl,
let
lem wie ein überaus feines Derivat französischer
entschuldigt Euer Säumen“ weil den hurtigen
„Maulein Else“. Aber indem w
Literatur erscheinen möchte, aber um welche Melo¬
bünschen
Eifer der Wiener sonst die Entfernung nicht
dien vermehrt.
n#ch schon der freudigen Erwartung das Wort
schreckte. Abst Schnitzler ist ein stiller Mann, der
gegeben, diesen Meister sprechen zu hören, der so
Spricht man von der sterbenden Welt Schnitz¬
sein Gehäuse ungern verläßt. Wien ist und bleibt
sehr nach Herders Wort früh lernte, „in die Men¬
lers, als wäre die neue — die strotzende Regenera¬
ihm die Muschel, in der ihm eine Welt erbraust,
schen hineinzuhorchen“.
tion, so ist Skepsis wohl angebracht. Dort, wo es
und umgekehrt sind wir es, die durch ihn und
menschliche Entscheidungen und Entwirrungen
Hofmannsthal einen ganz bestimmten Begriff der
gibt, wo es sich um die tiefer schürfende Kenntnis
Donaustabt in uns fast zärtlich tragen. Die von
der Coielarten der Herzen handelt, ist Schnitzlers
Grillparzer weichlich gescholtenen Phäaken, hier
Dramatik und Novellistik immer wieder von Sie¬
werden sich doch bei aller Leichtsertigkeit und bei
gen beglückt auf der Bühne oder in den stillen Ge¬
allem frivolen Gleißen des Geistes und des
Leibes an dee rinnenden Sand im Stundenglas,
mächern der Leser, um so mehr, als sie die Zwie¬
an das Sterden erinnert. So neigen sich die Lie¬
sprache der wenn auch nicht nichtigsten Menschen
mit einer zauberhaften Tönung aufgefangen hat
benswürdige, aber nicht Starken immer in
schmerzlicher Nachdenküchkeit dem Ende zu. Darum
wie kein anderer. Als wollte er dies noch einmal
ist, wie Carl Helbling in seiner trefflichen Deu¬
beweisen, schrieb er seine Monolognovelle „Fräu¬
tung Schnitzlers im Lesezirkel=Heft anmerkt, „der
kein Else“. Die letzte Verfeinerung eines realisti¬
Ton bei Schnitzler aus Leiden und Entsagung
schen Prinzips und ein erschütternder Querschnitt
stets von einer Wehmut durchflutet, die Sterbens¬
durch die neue Gesellschaft. Technisch bewunders¬
reife andeutet. Könnte man sonst so vom Tode
wert gelöst mit der Zauberformel des intimsten
reden wie im folgenden Zwiegespräch:
Monologs, der nicht Geschehenes nur erwägt, son¬
„Warum reden Sie denn vom Sterben?“
dern immer durch Geschehendes in aufregender
1
„Gibt es einen anständigen Menschen, der in: Spannung gehalten wird, die letzte dramaturgische
box 4/4
a aun un eeene nen Sicht nn nen den n anen in uen aun K. 44 au al d. gh un nen uen en.
kann. Und Sie haben wahrlich nicht nur die
„Komödie der Worte“ geschrieben, sondern auch
ihre Tragödie, die Sie so gut kennen.
So haben Sie, ihrem früheren programmati¬
schen Werk durch ein langes Leben des Schaf¬
fens hindurch getreu, wirklich die Heilung der
funktionellenAphonie durchgeführt und als er¬
folgreicher Arzt die Sprache stets ohne gewalt¬
same Eingriffe kuriert. Auch Ihre Vorlesung bei
uns bewies uns dies aufs neue, und so war es
vielleicht keine müßige Spielerei von mir, die A
merksamkeit einer Ihnen ergebenen Leserschaft,
die Ihre Werke kennt, auf das ziemlich unbe¬
kunnte Schlagwort gerichtet zu haben, das am
Beginn Ihrer literarischen Tätigkeit steht.
——
Moderne Kammermusik im Großratssaal
Erster Abend
-di. Manhütte das Programm auf den Kopf
stellen sollen Zu Beginn hätte das in der Er¬
findung doch seyr matte und im Verhältnis zu
seinem Inhalt viel zu weit ausgesponnene Kla¬
viertrio von Gabriel Pierné noch besser gewirkt
als am Schluß nach Honegger und Debussy. Da
ermüdete es doch sehr stark.
Honegger war zweifellos der stärkfte
Mann des Abends. Seine Geigensonate hätte
ich am liebsten gerade noch einmal gehört. Hier
ist alles sicher und bestimmt an seinen Platz ge¬
stellt. Ich begreife das Geschrei des Entsetzens
Dr. Mas Goldschmidt
Bureau für Zeitur sausschnitte
BERLIN N. 4
Telefon: Norden 3051.
—.—
Ausschniteu: Jürcher seitung, Zürich.
1925
700
13. Jag.
irgendeiner guten Stunde in tiefster Seele an] Forderung erfüllend, daß in der Nußschale ein
etwas anderes denkt?“
Arthur Schnitzler.
Monologs ein ganzes Drama geborgen sein so
Für solche Einstellung ist diesen Menschen vieles! Doch der Beredung dieser meisterhaften Ku
Zum Lesezirt# Januar.
Schnitzlers bedarf es hier nicht. Wir möchten
vergeben, die das Leben dadurch wieder schön
schen, daß Schnitzler nicht aus seinen hier bei
gestalten, daß sie um seine Grenzen im Tobe
B. K. Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt! So
1
ders oft gespielten Schöpfungen vorlief
wissen“. Von hier aus gesehen, gewinnt Schnitz¬
son
n#hie man Schnitzler hier begrüßen ohne den
aus den entlegeneren Lieblingen seines He
lers Kunst ihren Grund, so sehr sie auch in Vie¬
Nachsatz aus den Piccolomini: „Der weite Weg
und nicht zuletzt aus seine
nWerl,
let
lem wie ein überaus feines Derivat französischer
entschuldigt Euer Säumen“ weil den hurtigen
„Maulein Else“. Aber indem w
Literatur erscheinen möchte, aber um welche Melo¬
bünschen
Eifer der Wiener sonst die Entfernung nicht
dien vermehrt.
n#ch schon der freudigen Erwartung das Wort
schreckte. Abst Schnitzler ist ein stiller Mann, der
gegeben, diesen Meister sprechen zu hören, der so
Spricht man von der sterbenden Welt Schnitz¬
sein Gehäuse ungern verläßt. Wien ist und bleibt
sehr nach Herders Wort früh lernte, „in die Men¬
lers, als wäre die neue — die strotzende Regenera¬
ihm die Muschel, in der ihm eine Welt erbraust,
schen hineinzuhorchen“.
tion, so ist Skepsis wohl angebracht. Dort, wo es
und umgekehrt sind wir es, die durch ihn und
menschliche Entscheidungen und Entwirrungen
Hofmannsthal einen ganz bestimmten Begriff der
gibt, wo es sich um die tiefer schürfende Kenntnis
Donaustabt in uns fast zärtlich tragen. Die von
der Coielarten der Herzen handelt, ist Schnitzlers
Grillparzer weichlich gescholtenen Phäaken, hier
Dramatik und Novellistik immer wieder von Sie¬
werden sich doch bei aller Leichtsertigkeit und bei
gen beglückt auf der Bühne oder in den stillen Ge¬
allem frivolen Gleißen des Geistes und des
Leibes an dee rinnenden Sand im Stundenglas,
mächern der Leser, um so mehr, als sie die Zwie¬
an das Sterden erinnert. So neigen sich die Lie¬
sprache der wenn auch nicht nichtigsten Menschen
mit einer zauberhaften Tönung aufgefangen hat
benswürdige, aber nicht Starken immer in
schmerzlicher Nachdenküchkeit dem Ende zu. Darum
wie kein anderer. Als wollte er dies noch einmal
ist, wie Carl Helbling in seiner trefflichen Deu¬
beweisen, schrieb er seine Monolognovelle „Fräu¬
tung Schnitzlers im Lesezirkel=Heft anmerkt, „der
kein Else“. Die letzte Verfeinerung eines realisti¬
Ton bei Schnitzler aus Leiden und Entsagung
schen Prinzips und ein erschütternder Querschnitt
stets von einer Wehmut durchflutet, die Sterbens¬
durch die neue Gesellschaft. Technisch bewunders¬
reife andeutet. Könnte man sonst so vom Tode
wert gelöst mit der Zauberformel des intimsten
reden wie im folgenden Zwiegespräch:
Monologs, der nicht Geschehenes nur erwägt, son¬
„Warum reden Sie denn vom Sterben?“
dern immer durch Geschehendes in aufregender
1
„Gibt es einen anständigen Menschen, der in: Spannung gehalten wird, die letzte dramaturgische