I, Erzählende Schriften 27, Das Tagebuch der Redegonda, Seite 16

27. Das Tagebuch
der Redegonda
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Barmatkonzern, der seit turzem ngewöhnlich
lischer Zorn kitzelt nur die Gegensette, welche mit stallen, dann Lehrbücher über Bankunft, Garten=m
still wurde. Ob und welche persönlichen Freunde
behaglicher Bosheit behauptet, es wären irgendwo bau, Schiffsbau, Büchsenmeisterei und war da¬ sti
die Barmats sonst noch in der Partei besaßen, ent¬
kürzlich einige Bundel interessanter Akten zum neben als Architekt in Ulm und benachbarten
an
irgendeiner guten Stunde in tiefster Seele an
Forderung erfüllend, daß in der Nußschale eines
ste
etwas anderes denkt?“
Arthur Schnitzler.
Monologs ein ganzes Drama geborgen sein sollte.
bu
Doch der Beredung dieser meisterhaften Kunst
Für solche Einstellung ist diesen Menschen vieles
ist
Zum Lesezirkel=Abend, 19. Januar.
Schnitzlers bedarf es hier nicht Wir möchten wün¬
vergeben, die das Leben dadurch wieder schön
st
di
schen, daß Schnitzler nicht aus seinen hier beson¬
gestalten, daß sie um seine Grenzen im Tode
E. K. Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt! So
de
ders oft gespielten Schöpfungen vorliest, sondern
wissen". Von hier aus gesehen, gewinnt Schnitz¬
möchte man Schnitzler hier begrüßen ohne den
O
aus den entlegeneren Lieblingen seines Herzens
lers Kunst ihren Grund, so sehr sie auch in Vie¬
Nachsatz aus den Piccolomini: „Der weite Weg
A
und nicht zuletzt aus seinem letzten Werk, der
lem wie ein überaus seines Derivat französischer
entschuldigt Euer Säumen“, weil den hurtigen
K
Literatur erscheinen möchte, aber um welche Melo¬
„Fräulein Else“. Aber indem wir wünschen, sei
Eifer der Wiener sonst die Entfernung nicht
B
dien vermehrt.
auch schon der freudigen Erwartung das Wort
schreckte. Aber Schnitzler ist ein stiller Mann, der

gegeben, diesen Meister sprechen zu hören, der so
Spricht man von der sterbenden Welt Schnitz¬
sein Gehäuse ungern verläßt. Wien ist und bleibt
k#
sehr nach Herders Wort früh lernte, „in die Men¬
lers, als wäre die neue — die strotzende Regenera¬
ihm die Muschel, in der ihm eine Welt erbrauft.
se
schen hineinzuhorchen“.
und umgekehrt sind wir es, die durch ihn und
tion, so ist Skepsis wohl angebracht. Dort, wo es
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menschliche Entscheidungen und Entwirrungen
Hofmannsthal einen ganz bestimmten Begriff der
gibt, wo es sich um die tiefer schürfende Kenntis
Donaustadt in uns fast zärtlich tragen. Die von
Kleine Chronik.
R
der Spielarten der Herzen handelt, ist Schnitzlers
Grillparzer weichlich gescholtenen Phäaken, hier
Musikalische Notizen. Bei der deutschen Ur= m.
Dramatik und Novellistik immer wieder von Sie¬
werden sich doch bei aller Leichtfertigkeit und bei
aufführung am Stadttheater in Krefeld er¬
in
gen beglückt auf der Bühne oder in den stillen Ge¬
allem frivolen Gleißen des Geistes und des
zielte Rimski=Korsakoffs Oper „Iwan der
e
Leibes an den rinnenden Sand im Stundenglas,
mächern der Leser, um so mehr, als sie die Zwie¬
Schreckliche“ einen durchschlagenden Erfolg. — Im
K
an das Sterben erinnert. So neigen sich die Lie¬
sprache der wenn auch nicht nichtigsten Menschen
letzten Sinsoniekonzert des Münchner Konzert¬
M
benswürdigen, aber nicht Starken immer in
mit einer zauberhaften Tönung aufgefangen hat
vereins erlehte die sinsonische Fantasie „In me¬
de
schmerzlicher Nachdenklichkeit dem Ende zu. Darum
wie kein anderer. Als wollte er dies noch einmal
moriam“ des jungen Münchner Komponisten Ro¬
un
ist, wie Carl Helbling in seiner trefflichen Deu¬
beweisen, schrieb er seine Monolognovelle „Fräu¬
bert Rehau ihre eindrucksvolle Uraufführung. —
W
tung Schnitzlers im Lesezirkel=Heft anmerkt, „der
lein Else“. Die letzte Verfeinerung eines realisti¬
Am Opernhause in Köln wurde die einzige Oper
in
Tor bei Schnitzler aus Leiden und Entsagung
schen Prinzips und ein erschütternder Querschnitt
Di
des im Kriege gefallenen jungen Komponisten
stets von einer Wehmut durchflutet, die Sterbens¬
durch die neue Gesellschaft. Technisch bewunders¬
Rudi Stephans „Die ersten Menschen“ (nach
R
reife andeutet. Könnte man sonst so vom 2#e
wert gelöst mit der Zauberformel des intimsten
Borngräber) mit starkem Beifall ausgenommen. —
Er
reden wie im folgenden Zwiegespräch:
Monologs, der nicht Geschehenes nur erwägt, son¬
In seiner Garmischer Villa arbeitet Richard
rei
„Warum reden Sie denn vom Sterben?“
dern immer durch Geschehendes in aufregender Strauß an einer neuen Oper, in deren Mittel¬
„Gibt es einen anständigen Menschen, der in 1 Spannung gehalten wird, die letzte dramaturgische punkt die Figur der Helena aus Goethes „Faust“]
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Dr. Man Goldsehmien
BERLIN 3 4
wen für Telungesusehnlte
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resekon: Norden 3051
St. daller Mchlatr¬
Sr. Galion, d, 80.1. 1958,
Dichter ol
Arthur Schnitzler in St. Gallen.
stellen; se
Vorerst eine kurze Episode, die damals, als ich Tei¬
trauen un
nehmender daran war, bald wieder vergessen worden
und Dicht
ist unter anderen, äußerlich stärkeren Eindrücken: In
der Leser,
Pr. Maz Goldschmict
einer sehr kleinen, ärmlich bestellten Buchhandlung an
Im Kre
einer schattigen Nebengasse seitab des Stephansplatzes
der die P
Bureau für Zeitungsausschnitte
zu Wien habe ich mir vor einigen Jahren zwei Bücher
Einakter
BERLIN N. 4
Telefon: Norden 35051.
von Arthur Schnitzler erworben. Der Buchhändler, ein
„Der T
ergrauter Herr mit müden Augen, trug einen abge¬
Arbeiten,
Ansschnitgust, Büriher Bietich, Dürich.
tragenen Gehrock, in dessen Falten Antiquariatsstaub,
aus dem 2
Hunger und Not sich versteckt hatten. Die Tochter des
(als ob
Mannes saß schwindsüchtig hustend hinter dem Laden¬
20. Jan 1925.
hätte!). U.
tisch und ordnete Tanznoten; ein junger jüdischer Stu¬ an uns v
Zeitschriftenschau. Im eben erschienenen
5.
dent stand an einem Gestell und suchte sich irgend ein nicht nur
Hest des „Lesezirkels“ feiert Jonas
Buch aus. Der Buchhändler sprach: „Ich kenne den gelächter
Fränkel, der Biograph des Dichters, das An¬
Herrn Doktor; ich habe ihn schon sprechen gehört.
dete Dun
denken Carl Spittelers und spricht von sei¬
neu unausgeführten Plänen. Die Zeichnung
Frs wed er geichricden dat, beihe ich gelchen — der
Sinalter
Spittelers von Ferdinand Hodler schmückt das
hat unsere
vornehmen Herrschaften und auch von den einfachen
Heft, aus dessen weiterem Inhalt, der der Be¬
eben von Wien schreibt er, der Herr
Leut', so —
Leuten, di
grüßung Arthur Schnitzlers gilt, ein die
Doktor, von uns allen.“
zwischen
Atmosohare der Schntrersehen Werersein nach¬
Und jetzt nach vier Jahren hat sich der Wunsch,
Freundscha
empfindender Aussatz von Carl Helbling er¬
Spott des
Arthur Schnitzler einmal sehen zu können, erfüllt.
mähnt sei.
der auf de
Ich erwartete einen großen, schlanken Herrn, im Stile
dem Juge
weltmännischer Theatereleganz; an den Lesetisch des
kleinen Tonhalle=Saales trat ein kleinerer, ergrauter
aufwärrs
vorweggen
Herr, lebhaft, doch ohne Hast; er verbeugte sich elastisch
habe ich
vor den Reihen und erinnerte mich an den literarisch¬
kranzösischen Typus, zu dem z. B. auch Ernest Bovet deine Fra
und Verhaeren gehören. Wir können uns den Wiener trogene &