I, Erzählende Schriften 27, Das Tagebuch der Redegonda, Seite 49

27. Das Tagebuch der Redegonda
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Das agesauf der Reucgonde
Dr. Max Goldschmidt
VII., Lerencnte
der
Büro für Zeitungsausschnitte
Arereren
Teleion Norden 3051
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BERLIN N 4
rüber
Ausschnitt aus
ierie¬
ssen¬
Der Boykott Arthur
Prager Tagblatt
27. Sep 1927
Schnitzlers durch die Ravaj
Artur Schnitzler klagt die Ravas Artur Schnihler iUs¬
verlangt von der Wiener Rundfurkge ellschaft Ravag
Die rachsüchtige Ravag
Bezahlung eines Autoreahonorars von
die
300 Schilling, weil sie ohne seine Bewilligung drei
Der lächerliche Boykott der Ravag gegen mungen Prosawerke und Lyrik eigentl
seiner Novellen im Nahmen der österreichischen
Arthur Schnitzler macht natürlich in den vogelfrei sind. Es wird sich darum für di
Dichierstunde zum Vortrag haile bringen lassen. Die lber.
Ravag stellt sich nach wie vor auf den Standpunkt, aß die schrieestellerischen Kreisen Wiens das unan- Autoren die Notwendigkeit ergeben, ein
nur für unveröffentlichte literarische Produkte und
nur für geschlossene dramatische oder musikalische Pevor-Seneimete Aufschen. Der Dichter hat bekannt-ähnlichen Schutz ihres Schaffena anzustreh
lich die 1. vag geklagt, weil sie für den Vor¬
wie ihn sowohl Dramatiker als auch Ko
seien,
trag einiger kleiner Novellen kein Honorar
Bühnenwerke einen Urheberrechtsschutz, der Bezahlung)...
ponisten bereits seit längerer Zeit genieß
von Honoraren bedingt. anzuerkennen.
zahlen wollte. Die Antwort ist nun ein Boykott
Für Bühnenwerke sorgt eine Zentralstelle
fangtder Werke Schnitzlers. Die Ravag hat ein Berlin, während die Gesellschaft der Autore
htung
Schreiben an einen hiesigen Verleger gerich- Komponisten und Musikverleger, die von Jo
ligung
tet, in dem sie ausführt, daß sie mit Rücksicht
Weinberger ins Leben gerufen wurde,
in be¬
auf die Klage Schnitzlers nicht in der Lag:
Österreich, die Gesellschaft deutscher T
weil
ist, weitere seiner Werke im Radio aufzuführen.
setzer in Deutschland die Aufführungen
plizen
musikalischen Produktion ihrer Angehörig
Dr. Max Goldschmidt
Treien
überwacht. Da in dieser Organisation wirk
Arthur Schnitzler und die
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alle Komponisten, sowohl ein Richard Stra
Ravag
als auch Autoren der einfachsten Heurig
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Teleion Norden 3051
zuft¬
lieder vertreten sind, kann sie mit entsp
V#n Leopold Lipschütz, Präsident der
Concordia
chender Macht auftreten und die Interess
Ausschnitt aus
jedes schaffenden Musikers wirksam v
Keinem vernünftigen Menschen wird es ein¬
treten. Alle Unternehmungen werden en v#
iber. Ifallen, in einen Bäckerladen einzutreten und
Frankfurter Zeitung
ücken¬
meiden mit einer Organisation, die sowohl n
S
Brot ohne Bezahlung zu verlangen. Nur das
der
den Rechten der Verleger als der Autor
geistige Brot scheint nach Ansicht der Ravag
h den
5. Okt. 1927
ausgestattet ist, in Konflikt zu geraten, dess
eine Gratisnahrung zu sein. Dazu hat Arthur
jegte,
Folgen den Entzug aller modernen Werl
ampf Sehnitzler nicht seine Werke geschaffen, damit
nach sich ziehen könnte.
die Ravag kostenlos ein Geschäft macht. Dazu
= [Kleine Mitteilungen.] Man drahtet uns aus Wien:
heier
hat Professor Hertz auch nicht die Radjo¬
Arthur Schnitzler hatte die Ravag (die österreichische Radio¬
Der Streitfall Arthur Schnitzler-Ravag
und
verkehrs=A.=G.) auf Zahlung von 300 Schilling verklagt, weil
wellen entdeckt. Bei der Ravag scheinen stark
wird der Anlaß sein, auch Novellen und
uft¬
ein Burgschauspieler im vorigen Jahre durch das Radio drei
geschäftliche Anschauungen vorzuherrschen.
ver¬
Gedichte in einer der oben geschilderten
Novellen des Dichters zum Vortrag brachte. Die Ravag vertritt
Gerade in der jüngsten Zeit wurde mir von
den Standpunkt, daß ein solcher Vortrag nach dem österreichischen
lug¬
ähnlichen Weise zu schützen.
Schriftstellern geklagt, daß sie ihre Vor¬
Gesetz nicht dem Autor zu honorieren sei. Sie hat jetzt darüber
träge gegen ein lächerlich geringes Honorar
hinaus erklärt, daß sie mit Rücksicht auf die Klage Arthur Schnitz¬
Erst dann werden auch diese Autoren keine
Ind¬
die
lers nicht in der Lage sei, weitere Werke von ihm aufzuführen. Die
halten müssen. Sie bekommen fast nichts.
Mißbrauch ihres geistigen Eigintums
Ravag hat damit also eine Art Boykott über Schnitzler verhängt.
fürchten brauchen. Verhandlungen über d
Und ein Arthur Schnitzler, der nicht mit sich
praktische Durchführung solcher Maßnahme
umspringen läßt, wird strafweise boykottiert.
ünden bereits statt.
Nun, er wird es aushalten. Ein Glück für
II.,
Goethe, daß er schon tot und tantiemenfrei ist.
tel¬
Einige andere prominente Wiener Schrif
Wenigstens entgeht er einer solchen Mar¬
m
ateller, die wir um ihre Ansicht über den Fa
Aes
regelung.“
er
Arthur Schnitzler-Ravag befragen, äußerte
Dr. Max Goldschmidt
ihre Empörung über dieses Vorgehen de
Ein führender
Ravag,
Büro für Zeitungsausschnitte
Sachverständiger auf den.
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haten aber ihre Namen nicht zu nennen,
Telefon: Norden 3051
Gebiete des Urheberrechtes
da, wie sie sagten, die Ravag sehr rach¬
teilt uns über diese Sache folgendes mit:
süchtig sei. Und sie befürchteten, wenn sie
Ausschnitt aus:
Es läbt sich nicht leugnen, daß nach den
gegen die Ravag auftreten, gleichfalls von
Weser Zeitung, Bremen
heutigen Gesetzen und Organisationsbestim¬
der Ravag hoykattiert zu werden.
Stard
70.102
Bohlott Arthur Schnitzle#s durch den Wiener Rundfunk.
Die Wiener Ravag ist von Arthur Schnitzler verklagt worden,

geil sie für den Vortrag einiger kleiner Novellen kein Honorar
zahlen wollte Daraufhin hat die Ravag einen allgemeinen
Baykott der Werke Schnitzlers erklärt. Der österreichische Schrift¬
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stellerverband wird diesen Vorfall benutzen, die Urheberrechts¬
frage bei der Uebermittelung von Werken zeitgenössischer Schrift¬
steller durch den Wiener Rundfunk grundsätzlich zu klären.