I, Erzählende Schriften 27, Das Tagebuch der Redegonda, Seite 50

27.
Das
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Redegond
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Dienstag, 4. Oktober 1927.
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Scherz, Galtre, Fronie
und liesere Bebeutung
Der abgebaute Bankbeamte:

60




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„Ich möcht' mich ja im Vorzimmer des
Allina umbringen, aber der kommt nicht ins
Bureau, weil er den Großbanken beim Herbst¬
abbau helfen muß.
Die Gendung der „Ravag“
Und wenn die „Ravag“ Funken
Und Telefunken sprüht:
Den Dichter Schnitzler blitzen,
Das war kein Schlagerlied.
Und wenn mit ihrem Sender
Die „Ravag“ gar so prahlt,
Sie selbst hat eine Sendung:
Gut Freund wird gut bezahlt.
Peter Zapfl.
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OX 4

Boykott gegen Arthur
Schnitzler!
Ja, wer boykottiert denn Arthur Schnitzler!
Die Ravag, So, die Ravag. Das Ausland weiß
wer Arthur Schnitzler ist, aber das Ausland
weis wahrscheinlich nicht, wer die Ravag ist
Damit erledigt sich die Sache eigentlich von
selbst. Es kann sich, wenn Arthur Schnitzler
boykottiert ist, nicht um eine künstlerische
Schädigung Arthur Schnitzlers, sondern nur um
eine der Ravag handeln. Wenn die Werke
Arthur Schnitzlers künftighin nicht von Wien
aus gesendet werden können, weil die Ravag
auf Schnitzier bös ist, so fällt das auf die Ravag
zurück. Arthur Schnitzler ist heute der reprä¬
sentative Dichter Österreichs. Nur sehr verein¬
zeit wagt die Literaturgeschichte hakenkreuz¬
lerisch-antisemitischer Tendenz das anzuzwei¬
feln. Wenn man die Programme der Ravag
durchsieht, begreift man allerdings, weshalb ihr
Schnitzler nicht gerade angenehm sein mag.
Allzu sehr fällt er aus dem Rahmen der Mittel¬
mäßigkeiten, die sich dort von 11 bis 21 Uhr
breitmachen.
Eine andere Frage ist, wieso die Ravag
dazu kommt, einen Boykott über Schnitzler zu
verhängen, wer sie ermächtigt, gegen Schnitz¬
ler feindselig aufzutreten, von wem sie die
literarische Legitimation bekommen hat, in
solchen künstlerischen Angelegenheiten, wie es
die Wertung eines Schriftstellers ist, Entschei¬
dendes zu sagen. Wie man weiß, handelt es
sich im Grunde um eine rein zivilrechtliche
Angelegenheit. In der Ravag wurden Novellen
von Arthur Schnitzler vorgelesen, und Arthur
Schnitzler hatte, wahrscheinlich nach Ansicht
der Ravag-Leute, die Kühnheit, für seine
Novellen Tantieme zu verlangen. Die Ravag
steht nun auf dem Standpunkt, daß sie Ge¬
drucktes vorlesen lassen kann, so viel sie will
und nichts dafür zu zahlen braucht. Die
Schriftsteller von Rang und Standesbewußt¬
sein sind der gegenteiligen Meinung. Man findet
im Programm der Ravag leider oft genug Vers
und Prosa, von der man annehmen kann, daß
ihre Autoren keinerlei Vergütung für ihr
geistiges Produkt verlangen. Wenn es sich um
irgendein armseliges, schwer um seine
Existenz kämpfendes Unternehmen handeln
würde, das Schriftsteller auf diese Weise blitzt,
fände man die Sache einigermaßen verständ¬
lich. Doch die Ravag steht dank ihrer Organi¬
sation, nicht so sehr dank ihrer Qualität, auf
gesunden Füßen. Sie müßte es sichs leisten
können, Arthur Schnitzler mit Stolz unter ihre
Autoren zu zählen. Sie tut es scheinbar nicht.
Im Gegenteil, sie versucht gegen Arthur
Schnitzler einen Boykott auszusprechen, über
den man nur lächeln kann.
Sänger und Sängerinnen, Schauspieler und
Schauspielerinnen, Professoren, Dozenten,
Wissenschaftler überhaupt, Kapellmeister und
Musiker, die mit der Ravag zu tun haben,
sagen, wenn man sie über die Ravag fragt:
„Ja, es ist halt traurig, aber man darf sich'e!
mit der Ravag nicht verderben.“ Die Ravag
beschäftigt täglich so und so viele geistige
Arbeiter, denen es in Österreich bekanntlich
nicht allzu gut geht und die das, was sie bei
der Ravag verdienen, in ihren Lebens¬
standard miteinrechnen müssen. Sie sind ge¬
zwungen dort über ihre sonstigen Gewohn¬
heiten hinaus „Küss’ die Hand“ und „Dank'
schön“ zu sagen. Denn die Herren, die bei der
Ravag das große Wort reden, sind allmächtig.
Sie können tun, was sie wollen, sie können
A. B. C.
Kra
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ul