I, Erzählende Schriften 26, Der Mörder. Novelle, Seite 8

26. Der Moerder
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Deraraen
de schmützigen Zwei¬
ungen. Man komef dist ein guter Sohn.
Leunigkeiten gemißbraucht werde.
Bayreuth“ und ahnt
„Bleib nur liegen, Mutter. Ich hab' meine Arbeit
Ein vorübergehender fliegender Buchhändler schrie
abhängt. Die litera¬
beendigt. Ich werde jetzt Brot holen.“
„den großen Verrat des infamen Dumouriez“ aus. An
et, die längste Musik
„Gott im Himmel,“ seufzte die alte Frau, „in was
dem Hause, das der Bäckerei gegenüber lag, klatschte ein
und das Orchester
für Zeiten leben wir! Es ist wahrhaftig das Ende der
Zettelankleber einen Beschluß der Kommune an, der
enstrom über alles
Welt. Wovon sollen wir existieren? Das Pfund Rind¬
jeden Mund auf ein Pfund Fleisch für die Dekade be¬
m höchsten, der sie
fleisch kostet vierundzwanzig Sous. Man findet auf dem
schränkte, und die Vorübergehenden blieben stehen, um
Markt weder Butter, noch Gemüse, noch Käse. Man lebt] das noch feuchte Blatt zu studieren.
stillen. Er sah mit
Stirn und Wangen. Der Arzt beugte sich nieder, legte
gehoben. In lebendiger Gegenwart stand das Bild der
rühren, wie sie sich
sein Ohr an ihre Brust, horchte lang, schob Elisens Lider
Heißersehnten, in Schuld Errrungenen vor ihm; und
Lippen setzte und
auseinander, hielt die eigene Hand vor ihre Lippen,
wenn er vom Bug des Schiffes aus hinab ins Wasser
stürzte. Dann legte
horchte noch einmal, schüttelte den Kopf, dann wandte er
schaute, so war ihm, als sähe er sie friedevoll über
Seufzer, den Kopf,
sich zu Alfred und eröffnete ihm, daß der Todeskampf
begrabene Welten dahinrinnen, denen es in ihrer
ner an seine Brust
zu Ende sei. Mit einem irren Blick, der nicht geheuchelt
Schlummertiefe gleich war, ob sie gestern oder vor tausend
fen
ein langsames,
war, schlug Alfred die Hände über dem Kopf zusammen,
Jahren versunken waren.
higes Atmen und
sank vors Bett hin und blieb, die Stirn auf Elisens
Erst als die deutsche Küste sichtbar wurde, gingen
Bug des Schiffes
Knie gepreßt, eine kurze Weile so liegen. Dann wandte
seine Pulse schneller. Seine Absicht war es, in Hamburg
estehende Zeit hin¬
er sich um und starrte wie verloren den Arzt an, der mit
nicht länger zu verweilen, als nötig wur, den Brief zu
bedauerndem Blick ihm die Hand bot. Alfred nahm si
beheben, der ja hier seiner warten mußte, und mit dem
nicht, schüttelte den Kopf und, im völligen Besitze seiner
nächsten Zuge heimwärts zu reisen. Die Langwierigkeit
ein heftiges Beben
inneren Klarheit, wie in allzu spätem Selbstvorwurf,
der Ausschiffung verursachte ihm quälende Ungeduld= und
Hände griffen
flüsterte er vor sich hin: „Hätten wir Ihnen doch ge¬
wie erlöst atmete er auf, als das G.päck endlich auf den
sich in seine
folgt.“ Dann verbarg er kummervoll das Gesicht in den
Wagen geschafft war und er durch die Straßen der Stadt,
mit einem langen
Händen. „Das hab ich mir denken können,“ hörte er den
über denen mit kleinen rosa Wolken der späte
löste sich aus ihrer
Frühlingsnachmittag hing, zum Postgebäude fuhr. Er
Arzt tadelnd aber mild erwidern: und in einem über¬
sah, wie sie ver¬
mächtigen Gefühl des Triumphes spürte er hinter seinen
überreichte dem Beamten seine Karte, sah ihm mit heißen
ins Leere schlug,
zuckenden Lidern das Glühen und Leuchten seiner Augen.
Augen zu, die Briesschaften durchblättern, hielt die Hand
in und her flackern
schon zum Empfang bereit und empfing die Antwort,
Schon am Tage darauf, wie es die Vorschrift ver¬
der zurücksank, um
daß nichts für ihn da wäre, kein Brief, keine Karte, kein
langte, wurde Elisens Leichnam ins Meer gesenkt, und
höllig bewegungslos
Telegramm. Er versuchte ein ungläubiges Lächeln und
Alfred als Witwer fühlte sich von allgemeiner, doch
rt, daß sie ohne
bat den Beamten in fast demütigem Tone, dessen er sich
stumm zurückhaltender Teilnahme umgeben. Niemand
kalt, wie lange
gleich schämte, nochmals nachzusehen. Und nun ver¬
wagte ihn zu stören, wenn er stundenlang auf dem
he er zum Ende
suchte Alfred, über die Ränder der Briefumschläge weg die
Verdeck hin und her ging und in eine Weite blickte, die
daß sie in diesem
Adressen zu entziffern, glaubte immer wieder seinen
für ihn, was niemand ahnen konnte, vom Dufte seligster
kre; und mit dem
Namen in Adelens Schriftzügen zu erkennen, streckte ein
Hoffnungen durchweht war. Nur der Baron schloß sich
esmal das Schicksal
zuweilen auf kurze Minuten dem hin und her Wandelnden
paarmal schon hoffnungsvoll die Hände aus — und mußte
Früchte seines bis¬
immer wieder erfahren, daß er sich getäuscht hatte.
an, wobei er es mit deutlicher Absicht unterließ, auch nur
ein kühnes Wagnis
Endlich legte der Beamte das Päckchen in das Fach
mit einem Worte des Trauerfalls zu gedenken. Alfred
n Arzt zu holen.
zurück, schüttelte den Kopf und wandte sich ab.. Alfred
wußte wohl, daß den Baron nichts anderes zu diesen
so sollte das Spiel
empfahl sich mit übertriebener Höflichkeit und fand sich
Begleitgängen veranlaßte als die Sehnsucht, sich für
ille aber sprach er
in der nächsten Minute halb betäubt vor dem Ture stehen.
kurze Minuten wieder im Dunstkreis der geliebten Ver¬
und Reue los.
Klar war ihm nur das eine, daß er vorläufig hier fest¬
storbenen zu fühlen. Für Alfred waren diese Minuten die
eKajüte trat lag
einzigen, in denen er sich von der Vergangenheit an¬
ohne irgend eine Nachricht von Adelen in Händen zu
Augen, die Fingor gerührt fühlte; sonst hatte er sich völlig über seine Tat,
nde Tropfen auf und was sie den Menschen bedeuten mochte, empor= haben. Er fuhr in ein Hotel, nahm ein Zimmer und