I, Erzählende Schriften 26, Der Mörder. Novelle, Seite 11

Der Moerder
26. ber neeider box 4/3
Knen. Das lebendige Spiel der

privaten Berichtehlaltern Kuralter anl, der Nrahmte: braste entwickelt sich in der großen Hauptdebatte, gewöhn¬
idung, weißhaarig,
Literat Samuel Johnson), sehr häufig auch mit starken
lich bei der zweiten Lesung. Bei uns und in den
Umredigierungen der Reden besorgt wurde. Viele, später
meisten kontinentalen Parlamenten geht ihr in der Regel
Es ist das Brot
berühmt gewordene Reden sind geradeso wie im Altertum
eine lange, oft sehr gründliche Ausschußberatung voraus,
e Ungluck bringen.“
später erst ausgearbeitet und nur in dieser Form bekannt
die einen großen Teil des Interesses und oft die besten
auf und erkannte
geworden. Auch im neunzehnten Jahrhundert ist die
Ausführungen vorwegnimmt. Infolge davon hat sich eine
er gut zu ihr ge¬
Parlamentsberichterstattung die Sache eines privaten Ver¬
eigene Ausschußberedsamkeit gebildet, und es ist nicht
anz nahe in der
legers (Hansard) und noch heute besteht kein amtliches
selten, daß Mitglieder, die im Ausschuß durch Sachkennt¬
stenographisches Bureau in unserem kontinentalen Sinn. nis und geschlossene Argumentation großen Eindruck
ffür alle Zeit erlöst,
er nur ihren Namen geflüstert hatte, als sie vor ihn hin¬
Hände über dem Knie verschlungen, mit hellen, fernen
nirgend einem
getreten war. Er möge ihr nicht übel nehmen, begann
Augen.
Stundenfolge von
sie, daß sie ihm auf seine schönen Briefe nicht ge¬
Alfred fühlte, daß er seiner ganzen Beherrschung be¬
ns Tod wohl auch
antwortet hätte; aber es sei nun einmal so, daß gewisse
durfte, um nicht etwas Lächerliches oder Gräßliches zu
n sein, und der
Angelegenheiten sich Aug' in Aug' besser und einfacher er¬
vollbringen. Was er eigentlich wollte, war ihm nicht klar.
ausgesehen, ja pro¬
ledigen ließen als schriftlich. Ihr Schweigen müsse ihn ja
Ihr an den Hals fahren und sie würgen oder sich auf
erlaufe der Krank¬
jedenfalls vorbereitet haben, daß sich mancherlei geändert
den Boden hinwerfen und jammern wie ein Kind? Aber
in einer sonn¬
hätte, und der kühle Ton ihrer Depesche wäre, wie sie
was half es, darüber nachzudenken. Er hatte ja keine
rzt zu Arzt, von
sofort gestehen wolle, durchaus beabsichtigt gewesen. Seit
Wahl, er lag ja schon da wie gefällt und hatte eben noch
grausamem Vor¬
ungefähr einem halben Jahre sei sie nämlich mit einem
die Geistesgegenwart, die Hände Adelens zu fassen, die
te, der Mann, der
andern verlobt. Und sie nannte einen Namen, den
davoneilen wollte, und heiser zu ihr empor zu flehen, daß
wollte, noch eine
Alfred kannte. Es war der eines seiner vielen guten
sie bleibe. Eine Viertelstunde nur! Ihn anhören! Das
Arme geschlossen,
Freunde aus alter Zeit, dessen er im Laufe dieses Jahres
könnte er doch von ihr verlangen nach all dem, was
der hier zwischen
so wenig gedacht hatte, wie beinah aller Menschen, denen
früher zwischen ihnen gewesen. Er müsse ihr ja so viel
ten bürgerlich be¬
er früher begegnet war. Er hörte Adele ruhig an, starrte
erzählen, mehr als sie ahnen könne, und sie sei ver¬
; schien ihm einer,
gebannt auf ihre glatte Stirn, dann gleichsam durch sie
pflichtet, es anzuhören. Denn wenn sie alles wisse, dann
dem er selbst mit
ins Leere, und in seinen Ohren rauschte es wie von
würde sie auch wissen, daß er ihr zu eigen gehöre und
müßte. Doch als
fernen Wellen, die über versunkene Welten rannen.
sie ihm, ihm allein. Wissen, daß sie keinem andern
der Spiegel sein
Plötzlich sah er es aus Adelens Augen hervorbrechen wie
gehören dürfe, daß er sie sich errungen in Schuld und
er sich plötzlich
einen Schimmer von Angst; er wußte, daß er totenblaß
Qualen, daß vor seinen ungeheuren Rechten alle andern
ir, der das Unbe¬
in den Staub sänken, tief in den Staub, daß sie an ihn
mit furchtbarem Blick ihr gegenüberstand und er sagte,
in hartem Glanze
geschmiedet sei, unauflöslich, für ewige Zeiten, so wie er
sich selbst unvermutet, hart und klanglos: „Das geht
e wartende Braut
an sie. Und auf den Knien vor ihr, ihre Hände in den
nicht, Adele, du irrst dich, du darfst nicht.“
sche Ueberlegenheit
seinen krampfend, seine Blicke in den ihren, ließ er seine
id würdig wie nie
Daß er endlich Worte gefunden, beruhigte sie offen¬
Worte fliegen, breitete den ganzen Inhält des vergangenen
bar.
Sie lächelte wieder in ihrer verbindlichen Art und
Jahres vor ihr aus, erzählte, wie er vor ihr eine andere
den gelben Salon,
erklärte ihm, daß nicht sie es wäre, die sich irrte, sondern
geliebt, wie er mit jener andern, die krank war und
eichen Tage zum
er. Sie dürfe nämlich, sie dürfe alles, was sie wolle.
niemand auf Erden hatte als ihn, fortgereist war, wie er
nächsten Minute
Sie sei ja gar nicht mit ihm verlobt gewesen, sondern als
in Qualen der Sehnsucht sich verzehrt, wie aber die
hätte sie am Tag
freie Menschen seien sie voneinander geschieden, ohne jede
andere hilflos und klammernd an ihm gehangen; wie er
reichte ihm die
Verpflichtung, sie wie er. Und da sie ihn nicht mehr liebe,
am Ende seiner Pein, aus Liebe zu ihr, zu ihr, deren
langen Kuß. Was
sondern jenen andern, so sei die Sache eben erledigt. Er
Hände er in den seinen halte, aus einer Liebe, wie die
er sich. Da hörte
müsse das einsehen und sich fügen; sonst bedauere sie
Erde sie noch nie gesehen — wie er jene andere, die ohne
mme, die er ja
wirklich, daß sie dem väterlichen Rat von heute morgens
ihn nicht hätte leben wollen und können, aus der Welt
und es ward nicht gefolgt und für Alfred einfach nicht mehr zu Hause gescheft, mitleidig=tückisch vergiftet habe; wie unter fernen
ort gesprochen, daß gewesen sei. Und sie saß ihm gegenüber, die schlanken! Meereswogen nun das arme Geschöpf schlummerte — das