I, Erzählende Schriften 24, Die dreifache Warnung, Seite 3

24. Die dreifache Narnung
#mmmnemmmuna
urde sich in ihrer inneren Ennblalung von allen underen
wird
Klassen und Kasten unterscheidet. Ein bekanntes
ührt.
Beispiel aus der Vergangenheit ist der ungeheure
der
Unterschied zwischen der altägyptischen Stilkunst der
Ind¬
herrschenden Priesterklasse und dem Naturalismus
Flasse
der gleichzeitigen Dorfkunst. Heute ist die Bour¬
diese
gevisie die herrschende Klasse, ihre Kunst die herr¬
schende Kunst. Und gerade ihre Kunst ist es, die uns
Kehr¬
den einwandfreien Beweis erbringt, daß die Klasse
der Bourgeoisie, die heute äußerlich einen unerhör¬
ten Höhepunkt ihrer Macht und ihres Glanzes er¬
S des
reicht hat, innerlich bereits von Krankheit zerfressen,
93 Dr.
zermorscht und dem Untergange geweiht ist. Es ist
#ntadt¬
daher nur zu begreiflich, daß in den sogenannten
ösen.
intellektuellen Kreisen der Bourgevisie ein fanatischer
[Uahme
Kampf gegen diese Kunst und die Träger dieser
olschern
Kunst eingesetzt hat, da sie kurzsichtig genug sind, zu
visspart
glauben, mit der Vernichtung der sichtbaren Verfalls¬
e der
erscheinungen den Verfall selbst aufzuhallen. Aber
9lglich
es geht diesen christlichen und nationalen Rettern der
##n in
Bourgeoisie wie Don Quixote: Sie können den Ver¬
ihre
fall nicht aufhalten und machen sich lächerlich.
9½ be¬
Artur Schnitzler ist einer der ausgeprägtesten
aher
Vertreter dieser bürgerlichen Kunst, dieser Selbstver¬
9 1 Die¬
neinung des Bürgertums — ist einer der wenigen,
#1
icher¬
die wissen, daß sie verneinen, die darunter leiden
Aerspa¬
und sich von diesem Leid berauschen lassen. Kein
un wird Wunder also, daß einige Pfadfinder und andere
0
die christlich=nationale Lausbuben seine Vorlesung im
„00 K Stephaniensaal dazu benützten, um, ihre christlich¬
germanische Gesinnung durch Pfeifen zu dokumen¬
tieren. Sie erreichten damit allerdings nur, daß der
11
Dichter derart stürmischen Beifall fand, wie er sonst
ud
kaum zu erreichen gewesen wäre, da sich seine feinen
ja# von
und müden Werke viel besser zum intimen Vortrag
i Graz
in einem kleinen Kreise eignen, als zur Vorlesung
11 Gen.
in einem großen und dichtgefüllten Konzertsaal.
welch
Mit gedämpfter, matt verschleierter Stimme, die
inunktes
wohl der Stimmung, kaum aber dem Saale gerecht
1 hat
wurde, las Schnitzler zuerst die Legende „Drei¬
agetzins
fache Wandlung“, die klar die Grenzen seines
nnückzu¬
Könnens zeigte. Meister in der Beobachtung und
a Über¬
Analyse der Gesellschaft, in der Wiedergabe der
g 1922
schlaffen und entnervten Spätsommerstimmung und
der -philosophie der guten Gesellschaft und ihrer Ab¬
it noch trünnigen, versagt seine künstlerische Kraft, wenn er
i wenn selbst gestalten will. Die Idee wird nicht Fleisch und
agerlegt Blut, wird nicht menschlich packendes Drama, bleibt
ietzt so
Abstraktion. Schnitzler hat viele und gute Schau¬
reschluß spiele geschaffen — aber er ist nicht Dramatiker, weil
ver¬
er zu müde und skeptisch ist, um große dramatische
nig der Erschütterungen zu erleben und erleben zu lassen.
nun
So gestaltet er die dreifache Wandlung nicht zum
wahnsinnig gesteigerten Seelendrama, das keinen
auliche anderen Ausweg übrig läßt, als den jähen Sturz in
ssen. die Tiefe — wie etwa ein Dostojewsky es getan hätte
box 4/1
Samstag, 10. Juni 1922
(Von 2
— sondern verträumt sich in der Beziehungslosigkeit
die Operette
mystischer Stimmen; am Ende fragt man sich:
dieser Spiel
warum? Die Gedanken sind alt, die Worte — über¬

des Nibelun
flüssig.
küre“ fortge
Die Novelle „Das Schicksal des Freiherrn von
führung bed
Leisenburg“ die Groteske „Zum großen Wurstl“ und
schen Werkei
der Anatole=Einakter sind Werke, wie sie Schnitzler
Operette
„#
berühmt gemacht haben: Gesellschaft, Theater, Spott,
Scha
Satire — alles im fein gedämpften Tone der vor¬
Neuei
nehmen bürgerlichen Welt, die von der Aristokratie
„Leber
das überlegen-skeptische Lächeln gelernt hat, um das
der D
Schauspiel des eigenen Unterganges mit welt¬
wie
männischer Eleganz beobachten zu können
„A
man etwa aus dem matten Halbdunkel einer Loge
(mi
die Vorgänge auf der Bühne betrachtet: „Was küm¬
:
11 U
mert's uns eigentlich? Aber der gute Ton fordert,
Garzarolli
daß man sich die Sache ansieht.“
Hofer=Nad
Im Hintergrunde steht irgend etwas Neues,
gang Kald
Zukünftiges unklar, in verschwommenen Umrissen:
Menschen, die noch nicht verbraucht sind, nicht beladen
(2
Sonntag
mit Vergangenheit, nicht Erben und Puppen, die in
ceißt,
kinder“ vi
Dunkelheit versinken, wenn man die Fäden
en
Karten be
mit denen die Glieder bewegt werden zu bedeut
bereitung
und, ach, so leeren Gebärden.
Franz We
Und das Publikum im Saal klatscht Be
Schnitzler
man als „gebildeter Mensch“ von Artur
der Schn
begeistert sein muß, klatscht dem Beifall, der gerade
sich Fran;
gesagt hat: „Seht, so seid ihr — Marionetten!“
an die A
Denn das Publikum fühlt sich nie betroffen, weil
braunen
w. f.
jeder glaubt, daß der andere gemeint ist.
graue Hr
alt, hate
Kolmanit
Grazer Lokalnachrichten.
(Heute und morgen Kriegsopfertag.) Aus Anlaß
zarettgass
des mit Abzeichenverkauf verbundenen Krieg
der in d
8•
tages werden heute und morgen folgende Pr
or kein Eise
konzerte abgehalten: Heute von 11 bis 12
bund bez
dem Opernhause durch die Garnisonsmusik (Kapell¬
handel f
meister Wagnes), von halb 6 bis 7 Uhr abends auf
dem Griesplatze durch die Straßenbahnermusik
(Kapellmeister Sperling); Sonntag den 11. d von
10 bis halb 12 Uhr auf dem Hauptplatze durch die
Erhe
Eisenbahnermusik (Kapellmeister Miksch), von 11 bis
halb 1 Uhr vor dem Opernhaus durch die Garni= der die
sonsmusik (Kapellmeister Wagnes), von 11 bis mitgliet
12 Uhr im Stadtpark durch die Postkapelle (Kapell= erhoben
Parteio
meister Kersch) und von 10 bis halb 12 Uhr vormit¬
tags in Eggenberg durch die Invalidenkapelle (Kapell¬
meister Hunger).
(Enorme Preise für Rindfleisch auf Karten.)
Gre
Heute Samstag wird Rindfleisch auf Karten aus¬
15 Deka für den gewöhnlichen Heute
* 1 bbun