I, Erzählende Schriften 24, Die dreifache Warnung, Seite 49

dreifache Narnung
24. Die
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Dr. Max Goldschmiet
Büro für Zeitungsausschnitte
BERLIN N 4
Telefon: Norden 3051
Ausschnitt aus:
Stuttgarter Neues Tagblatt
Jan 1925
* Arthur Schnitzler kommt nach Stuttgart! Wie
wir von der Büchhändlung Neff hören, leitet sie für das
Jahr 1925 ihre Kulturabende mit dem bedeutendsten Re¬
prasentanten des literarischen Oesterreich ein, der diesen
Einladung zum 9. Januar Folge leisten wird. Schnitzter
war noch nie in Stuttgart kaum je in Deutschland, und
es ist daher sehr zu begrüßen, daß die Buchhandlung Neff
konsequent fortfährt, die Größen des literarischen Lebens
nach Stuttgart zu bringen und so das Geistesleben unse¬
rer Stadt anzuregen versucht. Es ist daher zu wünschen.
daß diese Kulturabende sich auch im neuen Jahr eines
guten Zuspruchs erfreuen¬
Dr. Max Goldschmiet
Büro für Zeitungsausschnitte
BERLIN N 4
Telefon: Norden 3051
Ausschnitt aus:
Stuttgarter Neues Tagblatt
7. Jan. 1925
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Arthur Schnitzier
der bekannte deutschösterreichische Dichter, wird am
9. Januar — zum ersten Mal in Deutschland — im
Rahmen der „Kulturabende der Buchhandlung Paul
Neff“ einen Vortragsabend abhalten.
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Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnifte
Telefon: Norden 3051
BERLIN N4
Ausschnift aus:
Schwäbischer Merkur, Stuttgart
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10. lan 1
* [Vortragsabend Arthur Schnitzler.] Arthur
Schnitzler, der sich bisher nür selten in Deutschland
am Vortragspult sehen und hören ließ, eröffnet
gestern Freitag abend die neue Reihe der Kultur
abende der Buchhandlung Neff. Vor zahlreiche
Zuhörerschaft las er eine Erzählung, eine Novell
und einen Einakter, von denen das dramatische Wer
wohl den stärksten Eindruck von Schnitzler al
Dichter wie als Vorleser hinterließ. Wir werde
über den Abend noch näher berichten.
ozaaaan
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnifte
Telefon: Norden 3051
BERLIN N4
Ausschnift aus:
Schwäbischer Merkur, Stuttgart
1 0. Jan. 1925
Arthur Schnitzler in Stuttgart
T. Stuttgart 10. Jan. Schnitzler ist immerr
schon ein seltener Gast in Deutschland gewesen, nun
kommt er, im Alter, nach Stuttgart, tritt, viel
ernster und würdiger als man ihn sich vorgestellt,
vor sein zahlreiches, erwartungsvolles Publikum
und liest, eine Erzählung, eine Novelle, einen Ein¬
akter. Er liest die kleine nachdenkliche Erzählung
von der „dreifachen Warnung“ und der erste Ein¬
druck, den man von Schnitzler als Persönlichkeit
wie als Vorleser gewinnt, ist eine Ueberraschung.
Man hatte sich den Dichter der „Liebelei“, des
„Anatol“ etwas anders vorgestellt, unbedingt
wienerischer, einschmeichelnder, berückender — und
da steht ein würdiger Herr, ein Gelehrter mehr
denn ein Schriftsteller, nicht eigentlich alt erschei¬
nend, nur etwas herbstlich, umgeben von der leisen
Melancholie des Alters. Aber garnichts Wieneri¬
sches ist an ihm, nur ganz selten erinnert seine
Sprache an den Dialekt seiner Heimat. Er spricht
nicht laut, aber mit angenehmer Stimme, manchmal
etwas rasch, ohne alles Pathos, aber voll lebendigen
Ausdruck. Zuweilen blicken seine Augen rasch durch
scharfe Brillengläser über das Publikum — er
fühlte, wie durch Unruhe oder Ablenkung für kurze
Zeit der Kontakt mit seinen Hörern unterbrochen
war — dann liest er unbeirrt weiter. „Diedrei¬
fache Warnung“ ist gut als Einleitung, aber
ohne besondere Wirkung, sie müßte nicht unbedingt
von Schnitzler sein. Aber die Novelle „Das
Schicksal des Freiherrn von Leisen¬
bohg“ ist von ihm. Von Anfang bis Ende echter
Schnitzler. Elegant geschrieben, voll graziösen
Humors, knapp, farbig, Wiener Milieu, mit dem
Duft der eleganten Welt — das tragikomische Schick¬
sal eines ewig enttäuschten und ewig auf Erfüllung
hoffenden Liebhabers. Noch mehr offenbart sich der
echte Schnitzler in dem Einakter „Große
Szene“ aus dem Band „Komödie der Worte“.
Er liest das Stück sehr eindrucksvoll. Man siebt die
handelnden Personen: den Schauspieler, der Schau¬
spieler ist und bleibt, auf der Bühne und im Leben,