I, Erzählende Schriften 24, Die dreifache Warnung, Seite 51

box 4/1
dreifache Narnung
24. Die
EAA
V De
—T-htle.


zu werden. Schnitzler bleibt auch hier versöhnlich aus
Arthur Schnitzler=Abend
weitem Blick. So schloß dieser Schnitzler=Abend in der
Anatols müdes Dandytum, verliebt in die eigene Reihe der Kulturabende der Buchhandlung Neff mit
Skepsis, verliebt in di. Dauerschwermut seiner Liebe¬ einem stürmischen Beifall, dessen Herzlichkeit nicht nur
leien und dauernd verstrickt ins verliebte Spiel des Le- der „Großen Szene“, sondern dem liebeswürdigsten und
bens, der anmutig ironische Zauber, der einmal diese
geistig kultiviertesten Dichter Wiens, Arthur Schnitzler,
Gestalt umgab, das alles liegt uns nun doch schon recht
huldigte.
fern. Aber Arthur Schnitzter ist ja selbst über diene
Zeit längst hinausgewachsen. Innerlich und äußerlich.
Volks=Symphoniekonzert
Er sieht der Problematik des Lebens nun fester ins
Nach langem Schweigen tritt das Philbarmo¬
Auge, faßt sie mit härterem Griff. Und mit seinen
nische Orchester wieder hervor. Es hat die stille
scharfen Brillengläsern und dem silbern durchwirkten
Zeit nicht unbenützt gelassen. Einmal hat es eine An¬
Bart sieht er nun ganz aus wie ein Gelehrter. Sym¬
zahl tüchtiger Orchestersolisten gewonnen, so daß das Or¬
parhisch auch jetzt. Man spürt in jeder Bewegung, jedem
chester eine ansehnliche Verstärkung erfahren hat und
imstande ist, die Orche
Wort den Menschen von geistig kultivierter Haltung.
werke in der vom
vorgesehene Form dar
Arthur Schnitzler liest ganz schlicht und anspruchslos und
Sodann
tüchtig an der künstleri
Vollendun
ohne alles Pathos. Das Pathetische liegt ja auch seiner
gearbeitet, um das gesteckte
zu err
Dichtung völlig fern. Er stellt ihm die Ioonie entgegen.
gänzung zum Orchester des
Eine liebenswürdige Ironie, humorvoll und versöhnlich
und allen Kreisen der Be
und ohne die Schärfe, die den ironisch beleuchteten Gegen= Landes jederzeit beste Musik
stand dem Hohn ausliefert. Diese spezifisch Schnitzlersche
zu bieten.“ Ein Bild dieser
Ironie schwebt über der Novelle „Das Schicksal des
der Symphoniekonzerte. Exakt
Freiherr von Leisenboogh“ die Schnitzler nach
Werke vorgetragen, sicherlich kei
seiner allegorisch parabolischen Skizze „Dreifache War¬
Dirigenlen, Herrn Gregor von
Orchester, das erst vor kurzem.hon
nung“ las. Das Schicksal eines wahren Ritters Toggen¬
gekommen ist. Wenn man, abgei
ich nicht
burg, der von Etappe zu Etappe, von Enttäuschung zu die Sicherheit und Selbstverständl
hat, die
Enttäuschung um die schöne Sängerin Cläre wirbt und
erst einen wirklich mitreißenden V#
die Ueber¬
aus der endlichen Erfüllung seines Wunsches dann doch tragung des Feuers, das im Dirig
soll, auf
die herbste Enttäuschung erfahren muß. Und nun ver= die Orchestermitglieder ermöglichen, so
Ouchasl.en
läßt diesen geduldigsten aller Freier die Geduld. Er nach seinem kurzen Besteben daraus ni
Vorwurf
bt sozusagen ein wenig plötzlich und voreilig, statt im
gemacht werden. Solche Anfangsschwieri
können
seiner Geschichte zu bleiben und seine protrabierte
ja mit der Zeit überwunden werden.
saffaire mit einer freundlich ironischen Wendung
Stücke hatte man geschickt die Absicht
chließen. Das Ganze ist eine Novelle, zu der man
gehalten: Es waren Werke. 5ie
#m
Hörer sprechen und zu ihrer Durch
Geduld und Zeit haben muß. Es gehört eigentlich
eine ziemliche Summe musikalisch
ein Klubsessel ober D=Zugabteil erster Klasse dazu. Dann
setzen, und doch auch Werke, die man
liest sich diese Geschichte gewiß sehr angenehm und unter¬
Zuerst Beethovens Ouverture „Zur Wi
haltend. Voraetragen verliert sie etwas von dieser Wir¬
mit ihren prächtig aufgebauten, zeich bel
eier¬
kung. Umso stärker schlug der famose Einakter „Große klängen Da wirkte besonders das Allearo
Szene“ ein. Hier, wo sich die Ebenen des Lebens und
fuge in seinem stürmenden Schritt. Doch
ut¬
Spiels
des
des Seins und
der Verwandlung,
in diesem und den folgenden Stücken noch die
olle
der Echtheit und der Pose durchschichten und zu dem Farbengebung durch das Orchester. Reizvol
Komplex des Komödiantischen zusammenwachsen, ist Ballettmusik aus Glucks „Paris und Helent
kowsbis Symphonie in E-Moll karn immer
ting
nitzler in seinem eigentsichen Element, das er amauf das Publikum sicher sein. Aber trotd
alsten im „Grünen Kakadu“ verwirklicht hat. Die
sie von einem Orchester vielersei Gestaltungs
n.
„Große Szene“, in der sich da der große Bühnenheld vor allem weiche, biegsame Cantilene in¬
chen
aus den unangenehmen Konsequenzen einer Liebesaffäre Partien, und auf der andern Seite ein Temp
das
herausspielt, ist voll glänzender Ironien. Sie decken Tschaikowskys Ausbrüchen asiatischer Wildheit gewachsen
auf, aber sie sind auch morvoll genug, um nicht bitter ist. In diesen Dingen bleibt dem Orchester auch noch
Paul Neft Sortimen!
u
sturfdäkz