I, Erzählende Schriften 23, Der Weg ins Freie. Roman (Die Entrüsteten), Seite 12


Freie
ins
23. Der Ne
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Del nogans iene

——— eschmngen verölnden, sonnern; Diesmar i es besonder. —
nur in sie sind enge miteinander durch Verträge ver=preußischen Landtagswahlen, die Freisinnigen verlangten die Unwdiberrustiaken.
nten, daß knüpft, die jedem von ihnen im gegebenen Falle den frühzeitigen Reichstagsschluß herbeigeführt Aber die Regierung drückte sich hier um klare
S

hatte. Als seien die Worte, die Sätze, die
lichkeit ablesen wie eine Melodie, kann sie wie
Aristokratie und das höhere Bürgertum sich be¬
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eine Melodie singen und spielen.
Schilderungen, Vorgänge und Gespräche nicht
rühren und isolieren, wie die reiche Bourgeoisie
auf dem Wege der Buchstaben zu mir gekommen,
von der armen sich sondert und sich ihr dann
Vielleicht hat sich Arthur Schnitzler noch in
sondern auf dem Klingen einer edlen, in ihrer
wiede verbindet. Und dazwischen die merkwür¬
an. 07
keinem anderen seiner Werke so völlig aufge¬
Stärke und in ihrem Empfinden verhaltenen
dige, über tausend eigene und fremde Vorurteile,
schlossen wie in diesem. Ich sage „vielleit“, dann
an den Stimme. Das rührt gewiß nicht davon her, daß
Schwierigkeiten, Empfindungs= und Gedanken¬
es ist möglich, daß ich irre, weil in diesem Augen¬
ihen die
ich den Dichter kenne, der dieses Buch gemacht
hindernisse fortwährend hinstolpernde Existenz,
blick seine anderen Werke für mich unter dem
mern die
hat; denn viele Menschen, die Bücher schreiben,
die das bürgerliche Judentum dabei führt. Ich
frischen Eindruck dieses neuen, ein wenig zurück¬
die Nh¬
sind mix persönlich bekannt, sind mir im Leben
will hier nur von dem allgemeinen wienerischen
stehen, und weil diese Perspektive am Ende
hen, fängt
manchmal nah und durch langen Umgang ver¬
Inhalt dieses Buches sprechen, will nur be¬
manches täuschend verändert. Sicherlich aber ist
he hörbar
traut. Aber bei vielen wenn ich ihre Bücher
richten, daß es eine Fülle interessanier Meinun¬
dieses Buch das Werk seiner Reife. Er ist bis
der bitter¬
lese, ist es mir gar nicht gegenwärtig, wie sie
gen, glänzender Formeln bringt, aber ich käme
in die Vierzig gekommen, ehe er es unternahm,
n, wilden
sprechen, oder ich höre eine fremde Stimme, oder
zu sehr ins Weite, wenn ich es versuchen möchte,
seinen Wiener Roman zu schreiben, ehe er alles,
gen Erde
zine Stimme, die verstellt ist oder eine, die mit
diese Meinungen zu diskutieren. Eine Stelle
was an Wiener Stimmung, an Wiener Wahr¬
eigen und
angenommenem Tonfall zu deklamieren scheint,
führe ich hier an; sie scheint mir den Kern der
heit, an Wiener Leben und Gestalten sein ge¬
in den
oder ich höre das Echo anderer, großer Stimmen
Schnitzlerschen Anschauung in sich zu schließen,
worden ist, zusammenfaßte und ihm Form gab.
eAmseln.
hereindringen und sich einmengen, manchmal
und es ist mir, als würden sich noch viele, die
Zum erstenmal spricht er hier von den Zuständen
unglinien
höre ich auch nur meine eigene Stimme
nach Schnitzler kommen, auf diesen blendend ge¬
dieser Gegenwart, knüpft zum erstenmal mensch¬
aum; in
formten Ausspruch stützen. Da sagt einer in dem
flüsternd in mir die gelesenen Worte aufheben
liche Geschicke an die Begebenheiten des Tages,
inien, die
und in mein Bewußtsein tragen; oder ich höre
Roman, er wolle „Oesterreich als das Land der
spricht zum erstenmal über soziale und politische
schreiben.
gar nichts, sondern sehe nur Lettern, Satzbilder,
sozialen Unaufrichtigkeiten bezeichnen. Hier wie
Fragen. Man weiß es vom Anfang her, von dem
eierlasten,
schwarze Zeilenreihen, Blatt für Blatt.
nirgends anderswo gebe es wüsten Streit ohne
funkelnden Anatol an bis zum wundervollen
irgendwo
Spur von Haß, und eine Art von zärtlicher
Diese Stimme jedoch hört man, und es wird
Tiefsinn im „Einsamen Weg“ und im „Ruf des
Hufschlag
Liebe ohne das Bedürfnis der Treue. Zwischen
Lebens“, daß Arthur Schnitzler diese bei
sie jeder vernehmen, der dieses Buch liest. Auf
llen; und
politischen Gegnern existierten oder entwickelten
den ersten Seiten ist sie noch nicht da. Aber dann
Künstlern keineswegs selbstverständliche, aber
liegenden
sich lächerliche persönliche Sympathien, Partei¬
beginnt sie leise, wird tönender und tönender,
ungemein köstliche Mischung von poet'schen und
n breiten,
freunde hingegen beschimpften, verleumdeten,
wird zum Schluß anschwellend, beinahe eine
gedanklichen Kräften besitzt, daß er nicht bloß
verrieten einander. Nur bei wenigen fände man
Persönlichkeit für sich, und wenn man das Buch
als Dichter, sondern auch als Intellekt hohe
n Stunde
ausgesprochene Ansichten über Dinge oder
zuklappt, ist es nicht, als halte man nur ein
Qualitäten besitzt. So wird es jeden Menschen,
de. Dann
Menschen, jedenfalls seien auch diese wenigen
Buch in den Händen, sondern als sei man mit
der geistig mit all den Problemen unserer öster¬
n Garten
allzu schnell bereit, Einschränkungen zu machen,
einem lebendigen Menschen beisammen, als
reichischen Gegenwart beschäftigt ist, außer¬
eses Hin¬
Ausnahmen gelten zu lassen. Man habe hier
säße jemand dicht neben uns, der bisher ge¬
ordentlich reizen, einen Geist wie Schnitzler über
Frühlings¬
beim politischen Kampf geradezu den Eindruck,
sprochen hat, und der in der nächsten Sekunde
diese Dinge zu vernehmen. In diesem Buch ist
ufwühlen¬
wie wenn die scheinbar erbittertsten Gegner,
vielleicht wieder fortfahren wird, zu sprechen.
an vielen, vielen durcheinandergewirbelten,
diese linde
während die bösesten Worte hinüber und
wechselvoll gruppierten Gestilten der sonderbare
So tief persönlich ist dieses Buch, so sehr ist es
uch noch
herüber flögen, einander mit den Augen zu¬
durchwirkt und gefärbt vom Ich des Dichters,
Charakter unserer Wiener Gesellschaft ent¬
pußt, daß
zwinkerten: „Es ist nicht so schlimm gemeint.“
von seiner Art, von seinem innersten Wesen, von
wickelt worden, die Fäden, die sich von einer
e gehört
seiner eigenen Menschlichkeit. Die Zeichen dieser
Klasse zur anderen spinnen, sind gezeigt; dann,
Nichts läßt sich gegen diese schlagende Formu¬
on ArthurMenschlichkeit stehen wie eine deutliche Noten= wie dies alles ineinander verschränkt ist und wie
lierung einwenden, als daß sie in der indirekten
schrift in diesem Buch: man kann diese Mensch= doch wieder alles auseinanderfällt. Wie die Rede dasteht und daß ihre famosesten Wendun¬