I, Erzählende Schriften 23, Der Weg ins Freie. Roman (Die Entrüsteten), Seite 13

ins Frei
23. Der Ne
Derneg ans Aieie box 3/1

ganz ihrer Sinnlichkeit hingegebenen Wiener
gen in Konzinktwe eingeklemmt sind, was ihre Verhältnis mit einem anständigen Mädchen, geht
Frauen. Und über diesem Beisammensein, über
mit seiner Geliebten auf Reisen, weil sie guter
Schlagkraft mindert und ihre Lebendigkeit um¬
diesem Miteinanderplaudern schwebt der feine
Hoffnung ist und diesen Zustand verbergen muß.
schleiert. Zuletzt aber sind die wienerischen
Duft Schnitzlerscher Dialogkunst, der Charme
Kehrt dann mit ihr zurück und versteckt die
Meinungen, Gespräche und Betrachtungen doch
Schnitzlerscher Leichtigkeit, die Anmut seines
junge Mutter draußen am Saum der Stadt, im
nicht das Wesentlichste an diesem Werk, sondern
Tiefsinns.
Wienerwald, in einer einsamen Villa. Das Kind
es ist die Geschichte, die da erzählt wird; diese
stirbt bei der Geburt, und an dem Tod des
Da sind die bedeutenden Momente des Buches:
höchst einfache und dabei in sich selbst so unend¬
herbeigesehnten, vielleicht nicht genug herbei¬
Wenn Georg in Florenz nach langen Jahren
lich komplizierte Geschichte. Ein junger Mann
gesehnten Kindes stirbt die Liebe dieser Zwei.
das Zimmer betritt, in dem seine Mutter starb.
schreitet durch die Erlebnisse seiner Jugend hin¬
Dies alles ist sehr einfach und geschieht in der
Wenn er alles im Geist genau vor sich sieht, sein
durch, lernt sich selbst kennen, lernt seinen Be¬
Wirklichkeit alle Tage. Aber in dem Buche wirkt
Erinnern so scharf und hell wird, als sei es erst
ruf erkennen, wird mit Freunden und Kamera¬
es, als ob es überhaupt zum erstenmal geschehen
vor einer Stunde geschehen, daß die blaße Frau
den verknüpft, in ihre Abenteuer und Schicksale
würde; und alles ist neu, ist so angeschaut, wie
hier auf dem Bette lag, daß er da im Zimmer
verwickelt, nimmt Anteil und empfängt Anteil¬
es von niemandem vorher gesehen wurde, ist mit
nebenan am Tisch mit dem Vater saß, und wenn
nahme, genießt das rasche Glück mancher
einem Sinn und mit einer Vielfältigkeit des
er bei all der Deutlichkeit des Gedenkens nichts
flüchtigen Liebe und empfindet die Seligkeit wie
Bedeutens erfüllt, die niemand sonst in diese
empfinden kann, gerade in diesem Augenblick
die Last ernsterer Bande. Er durchlebt, wie das
Dinge legte. Es ist ergreifend, wie rein diese
nichts. Wie sein Gefühl gleichsam in Ohnmacht
ist, wenn man den Vater verliert, wenn man im
beiden Menschen in ihrem Herzen sind, der
sinkt, nicht zu erwecken ist, obwohl er laut das
Desein vorwärtsschreitend aufhört, ein Sohn zu
ur
junge Mann und das junge Mädchen, wie sie voll
Wort „Mutter“ vor sich hinsagt.
sein, und anfängt des eigenen Sohnes zu
guten Willens und innerer Vornehmheit, voll
denken, sich selbst als Miter zu sehen. Ihm ist in
Dann der Augenblick, in dem Georg sein Kind
Wahrheit und Treue sind, und wie unschuldig
all dem Treiben, als sei er in eine unlösbare
sieht, wie es tot auf dem Tisch liegt. „Da lag es
daran, daß sie einander verfehlen und verlieren.
Wiernis geraten, derweilen befindet er sich,
nun, gestorben, ohne gelebt zu haben, bestimmt
dank keinem festen Willen zu sich selbst und kraft
So vieles gibt es in diesem Buch, das einen
von einer Dunkelheit durch ein sinnloses Nichts
seiner feinen Instinkte, auf dem Wege zur großen
beim Lesen wie nachher menschlich und künst¬
hindurch in eine andere Dunkelheit einzugehen.
Entwicklung, den der Dichter den Weg ins Freie
lerisch entzückt. Da sind diese Gesellschaften,
Da lag dieser süße, kleine Leib, der für's Dasein
ger#t.
Leute, die beisammensitzen, irgendwo in einem
fertig war, und sich doch n'cht regen konnte.“
Salon, und plaudern. Ein jüdischer Großindu¬
Und wie überströmend Georg dieses tote, schöne
Wendervoll ist der sanfte, breit hinströmende
strieller, der mit unverrückbarer Treue am
Kind plötzlich liebt, wie er es mit all seiner
Fluß des Erzählens, die stille, gesammelte Ge¬
Judentum festhält, sein Sohn, der den unreifen
Sehnsucht und all seinen Wünschen umfängt, und
walt des Ausdruckes, die feine Melodik dieser
Snobismus nicht zügeln kann, rassenflüchtig
zugleich die Vergeblichkeit dieses Umfangens
Sprache, in der alles voll Reife, voll Kultur, voll
werden und den aristokratischen Regiments¬
fühlt, und die grausame Sinnlosigkeit dieses
meisterlicher Harmonie, Geschmacksicherheit, und
kameraden sich „angleichen“ möchte, ein griechi¬
Sterbens. An die geheimsten und kostbarsten
von eine## nerkwürdigen Virtuosität der Ruhe ist.
scher Fürst, und ein junges Mädchen, das in
Regungen der Männerseele ist hier gerührt.
Ich schähze es ungemein hoch an diesem Buch, daß
Arbeiterversammlungen Hetzreden hält, ein
die Ereignisse, die es umfängt, so einfach sind,
Je länger dieses Buch in mir nachklingt,
junger Diplomat, der morgen zur Gesandtschaft
und so geräuschlos fast, so absolut natürlich sich
desto stärker wird der menschliche Eindruck, den
nach Athen abreisen wird, und ein zionistischer
abrollen; daß ihre Dramatik etwas Unwillkür¬
es hinterläßt. In vielen Büchern findet man
Student, ein alter, vornehmer Kaufmann, der
liches dat, etwas Schwimmendes und durchaus
den großen Dichter sogleich; aber nach dem
ein Jude ist, dessen wienerische Volkslieder aber
Erzählerisches, und daß diese Ereignisse nirgends
graßen Menschen im Dichter tastet man durch
auf allen Straßen und in allen Schenken ge¬
sich selbst „u pointieren scheinen oder den Leser
— wie oft — ver¬
alle Seiten nur mühsam, und -
sungen werden. Dazu ein paar elegante, geist¬
auffordern, sie als Pointen sinnreich zu deuten.
gebens. Hier aber ist diese wundervolle Ver¬
reiche junge Leute und ein paar von den reizen¬
Beinahe primitiv ist alles, was hier geschieht.
Ein junger Menich aus guter Familie hat ein den. beschränkten, ilatternden. Seide=knisternden. einigung, daß man überall spürt, wie stark in
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