I, Erzählende Schriften 23, Der Weg ins Freie. Roman (Die Entrüsteten), Seite 14

ins Frei
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23. D
Leigae aieie
d, was ihre Verhältnis mit einem anständigen Mädchen, geht ganz ihrer Sinnlichkeit hingegebenen Wiener dem Dichter Schnitzler der Mensch ist; hier hat
digkeit um= mit seiner Geliebten auf Reisen, weil sie guter Frauen. Und über diesem Beisammensein, über der Dichter den Menschen und der Mensch den
wienerischen
Hoffnung ist und diesen Zustand verbergen muß. diesem Miteinanderplaudern schwebt der feine
Dichter beleuchtet, hier ist Leben und Schaffen,
künstlerisches, und beinahe möchte man sagen:
ungen doch
Kehrt dann mit ihr zurück und versteckt die Duft Schnitzlerscher Dialogkunst, der Charme
privates Fühlen so vollkommene Einheit, daß
Schnitzlerscher Leichtigkeit, die Anmut seines
junge Mutter draußen am Saum der Stadt, im
erk. sondern
man über dies Buch hinaus den Eindruck der
Tiefsinns.
wird; diese
Wienerwald, in einer einsamen Villa. Das Kind
reinen Individualität empfängt, die es ge¬
tso unend¬
stirbt bei der Geburt, und an dem Tod des
Da sind die bedeutenden Momente des Buches:
schrieben hat. Deshalb ist es einem während
iger Mann
herbeigesehnten, vielleicht nicht genug herbei¬
Wenn Georg in Florenz nach langen Jahren
des Lesens wohl so, als ob eine edle, in sich
Bugend hin¬
gesehnten Kindes stirbt die Liebe dieser Zwei.
das Zimmer betritt, in dem seine Mutter starb.
verhaltene Stimme alle diese Dinge sagen würde,
seinen Be¬
Dies alles ist sehr einfach und geschieht in der
Wenn er alles im Geist genau vor sich sieht, sein
die da auf dem Papier stehen. Deshalb hat man
5 Kamera¬
Wirklichkeit alle Tage. Aber in dem Buche wirkt
Erinnern so scharf und hell wird, als sei es erst
5 Schicksale
auch wohl nach beendigter Lektüre die Emp¬
es, als ob es überhaupt zum erstenmal geschehen
vor einer Stunde geschehen, daß die blaße Frau
ngt Anteil¬
würde; und alles ist neu, ist so angeschaut, wie
findung, als sei man nicht allein, mit einem
hier auf dem Bette lag, daß er da im Zimmer
Buch in den Händen, sondern als sitze noch
ck mancher
es von niemandem vorher gesehen wurde, ist mit
nebenan am Tisch mit dem Vater saß, und wenn
jemand da, jemand, den man bis jetzt sprechen
Eeligkeit wie
einem Sinn und mit einer Vielfältigkeit des
er bei all der Deutlichkeit des Gedenkens nichts
gehört, und der nur in dieser Abenddämmerung
bt, wie das
Bedeutens erfüllt, die niemand sonst in diese
empfinden kann, gerade in diesem Augenblick
Aube
schweigt. Wie diese Frühlingsabenddämmerung,
nn man im
Dinge legte. Es ist ergreifend, wie rein diese
nichts. Wie sein Gefühl gleichsam in Ohnmacht
die jetzt um mich niedergleitet, sanft ist und
in Sohn zu
beiden Menschen in ihrem Herzen sind, der
sinkt, nicht zu erwecken ist, obwohl er laut das
doch erschütternd, so ist dieses Buch mild und
Sohnes zu
junge Mann und das junge Mädchen, wie sie voll
Wort „Mutter“ vor sich hinsagt.
gelind und dabei anschwellend bis zu eine#
guten Willens und innerer Vornehmheit, voll
Ihm ist in
Dann der Augenblick, in dem Georg sein Kind
wühlenden Tragik. Und wie dieser alte,
eunlösbare
Wahrheit und Treue sind, und wie unschuldig
sieht, wie es tot auf dem Tisch liegt. „Da lag es
blühende Garten hier wienerisch ist, so ist dieses
Adet er sich,
daran, daß sie einander verfehlen und verlieren.
nun, gestorben, ohne gelebt zu haben, bestimmt
Buch wienerisch in all seinem Wurzeln und
st und kraft
So vieles gibt es in diesem Buch, das einen
von einer Dunkeiheit durch ein sinnloses Nichts
Blühen. Abgeschlossen wie dieser Garten, hegt
zur großen
beim Lesen wie nachher menschlich und künst¬
hindurch in eine andere Dunkelheit einzugehen.
es wie dieser seine eigene, reine, stille, besondere
g ins Freie
lerisch entzückt. Da sind diese Gesellschafte.,
Da lag dieser süße, kleine Leib, der für's Dasein
Welt, in der nicht alles durcheinander stürzen
Leute, die beisammensitzen, irgendwo in einem
fertig war, und sich doch nicht regen konnte.“
darf wie draußen auf der breiten Straße.
inströmende
Salon, und plaudern. Ein jüdischer Großindu¬
Und wie überströmend Georg dieses tote, schöne
Dennoch ist die Straße nahe und vernehmlich,
strieller, der mit unverrückbarer Treue am
mmelte Ge¬
Kind plötzlich liebt, wie er es mit all seiner
dennoch ist es die Wiener Luft, die darüber
Klodik dieser
Judentum festhält, sein Sohn, der den unreifen
Sehnsucht und all seinen Wünschen umfängt, und
hinstreicht, über diesen Garten wie über dieses
Kultur, voll
Snobismus nicht zügeln kann, rassenflüchtig
zugleich die Vergeblichkeit dieses Umfangens
Buch; dennoch bebt und dröhnt und atmet
werden und den aristokratischen Regiments¬
herheit, und
fühlt, und die grausame Sinnlosigkeit dieses
rings um beide das Dasein der ungeheuren
kameraden sich „angleichen“ möchte, ein griechi¬
er Ruhe ist.
Sterbens. An die geheimsten und kostbarsten
3
Stadt. Irgendwo in der Ferne spielt ein Leier¬
scher Fürst, und ein junges Mädchen, das in
n Buch, daß
Regungen der Männerseele ist hier gerührt.
kasten, irgendwo klingt der Hufschlag trabender
einfach sind,
Arbeiterversammlungen Hetzreden hält, ein
Fiakerpferde, irgendwo in der Ferne singen
Je länger dieses Buch in mir nachklingt,
atürlich sich
junger Diplomat, der morgen zur Gesandtschaft
Menschen wienerische Lieder: — man kann in der
Unwillkür¬
desto stärker wird der menschliche Eindruck, den
nach Athen abreisen wird, und ein zionistischer
Einsamkeit dieses Gartens sich's nicht ein¬
id durchaus
es hinterläßt. In vielen Büchern findet man
Student, ein alter, vornehmer Kaufmann, der
bilden, daß man wo anders sei in der Welt.
den großen Dichter sogleich; aber nach dem
sse nirgends
ein Jude ist, dessen wienerische Volkslieder aber
Und kann in der Exklusivität dieses Buches alles
großen Menschen im Dichter tastet man durch
r den Leser
auf allen Straßen und in allen Schenken ge¬
Geschehene niemals anderzwo denken als in
alle Seiten nur mühsam, und — wie oft — ver¬
zu deuten.
sungen werden. Dazu ein paar elegante, geist¬
Wien.
reiche junge Leute und ein paar von den reizen= gebens. Hier aber ist diese wundervolle Ver¬
er geschieht.
Felix Salten.
ilie hat ein den. beschränkten, klatternden. Seide-knisternden.l einigung, daß man überall spürt, wie stark in