I, Erzählende Schriften 23, Der Weg ins Freie. Roman (Die Entrüsteten), Seite 64

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Schnitzlers neuester Roman.
Von Sumuel Jankolowitz.
Nach einer größern Anzahl von Novellen und dra¬
matischen Arbeiten — besonders Einaktern — ist nunmehr
auch der erste Roman Schnitzlers*) erschienen. Und was
uns in seinen früheren Werken als das Typische Schnitzlers
immer angezogen hat, das findet sich auch hier in seinem
ersten Romane. Das Vornehme der Gesinnung, von dem
das Ganze diktiert ist, die wunderschöne poetische Sprache
und der echte dichterische Hauch, der über jedes Bild, das
sich vor unsern Augen entrollt, gebreitet ist. Schnitzler
bildet unter den jüdischen Dichtern unsres und des ver¬
gangenen Jahrhunderts eine eigene, neue Reihe. Schon
der Umstand, daß er der erste erfolgreiche jüdische Dramatiker
ist, läßt ihn schwer mit den andern vergleichen. Er ist
ein größerer Dichter als seine berühmten Landsleute, wie
Ludwig Frankl, von dem uns ja leider keine größere Arbeit
geblieben ist, oder Karl Emil Franzos, von dessen Unter¬
haltungsroman höchstens einer oder zwei der Censur der
Jahrzehnte und des Lesepublikums entrinnen können. Höch¬
steus daß man noch den vor Jahresfrist verstorbenen Jakob
Julius David ihm zur Seite stellen könnte. Aber abge¬
sehen davon, daß Davids Werke bis kurz vor seinem frühen
Tode gar wenig Anerkennung fanden und so dem Dichter
keine feurige Anregung zu neuer Arbeit bieten konnten, so
ist fast jedem Werke Davids, die alle nunmehr in einer
von Ernst Heilbronn und Erich Schmidt besorgten Aus¬
gabe gesammelt vorliegen, der Stempel seines unglücklichen
Lebens, seiner verbitterten und freudlosen Jugend aufgedrückt
Schnitzlers Realismus ist künstlerisch abgestimmt. Di
Quelen und unliebsamen Geschehnisse des täglichen Dasein
werden nur verhüllt angegeben. Der Duft einer Romantit
weht über sie und verdeckt sie unsern Augen; nicht einer
phantastischen Romantik wie die Hoffmanns, sondern die
Romantik, mit der der künstlerische Individualismus das
Leben ausfüllt. Und nur ganz plötzlich taucht die Erinne¬
rung daran auf und verschwindet ebenso rasch, daß es noch
Fragen im Leben eines jeden Menschen giebt, die alle
Poesie unterdrücken können.
Was die Leser dieser Zeitschrift vor Allem am „Weg
ins Freie“ inte#essieren muß, ist das Milieu, in dem sich
der Roman abspielt: das heutige Wien und seine Gesell¬
schaft. Die Familie des Barons und des einfachen Bürger¬
mädchens, das Bohémeleben aufstrebender Künstler, Poli¬
tiker, Dichter und Schriftsteller aller Klassen und konfessio¬
nellen Abstammungen, die reichen Salons und Gesellschaften
moderner Wiener Juden. Wei nur einigermaßen die Vor¬
gänge unserer Zeit im Auge hält, der weiß, daß in dem
Wien, wo die Partei der Christlich=Sozialen im steten
Wachsen ist und ein Lueger das Bürgermeisterscepter führt,
sich eine besondere Frage in der Gesellschaft hat bilden
müssen: die Judenfrage. Und ein Dichter, der das Leben
des heutigen Wiens zeichnen wollte, kointe unmöglich dieser
Frage ausweichen. Am wenigsten Schnitzler, der vielleicht
den Stoff nur um dieseslwillen gewählt hat. Nicht daß zrect
sein Roman irgend eine Tendenz durchblicken läßt. Fragen
werden aufgeworfen, mit denen er sich als Künstler und
Dichter absinden muß. Aber ihm genügt es blos die Fragen
zu stellen, der Leser soll sich selber die Antwort finden.
„Der Weg ins Freie“ ist kein Träumerwerk wie Herzls
„Altneuland“, das man ja bei der grenzenlosesten Verehrung
für Herzl weder als einen Roman noch als ein Kunstwerk
bezeichnen kann. Da, wo uns Schnitzler als Jnde begegnet,
zeigt er uns ein tiefes jüdisches Empfinden. Unparteilich
wägt er Vorzüge und Fehler seiner Stammesgenossen gegen¬
einander ab. Kein Heine, dem das Judentum hie und da
nichts als ein Geburtsfehler ist, kein David, dessen Groll
ihm manchmal ungerecht werden ißt. Aber die Juden,
die uns der Dichter der „Beatrice" zeichnet, sind auch nicht
die gemütlichen Ghettotypen eines Kompert, Bernstein oder
Franzos oder gar die fahnenflüchtigen Gesellschaftsaffen
eines Max Viola — sondern es ist im wahrsten Sinne
*) „Der Weg ins Freie“.
der moderne Jude, dem wir hier genau wie im Leben
begegnen: mit seinem Zwiespalt, in den ihn Stellung und
Streben bringen. Wenn ich sage „der moderne Jude“,
se verstehe ich darunter die jüdischen Typen unserer Zeit,
deren Väter sich bereits schon vom Ghettojudentum, teils
mehr, teils weniger, losgemacht haben. Denn sie alle be¬
gegnen uns hier. Da ist der begabte junge Arzt Dr.
Verthold Stäuber, der als Parlamentarier den Antisemi¬
tismus zu spüren bekommt und sich ins Pasteur=Institut
nach Paris zurückzieht, der talentvolle, phantastische Dichter
Heinrich Behrmann, der sich in Anklagen, seine ehemalige
Geliebte in den Tod getrieben zu haben, beinahe verzehrt;
dann Nürnberger mit seinen sarkastischen Einfällen und
Bemerkungen, die manchmal die Wiekung plötzlicher Bomben
haben. Leo Golowsky, der begeisterte Nationaljude, der eine
neue, schöne Zukunft seines Volkes in Palästina erträumt,
das Ideal eines jungen Juden, der sich gegen alle antise¬
mitischen Anrempeleien wehrt, sich mit seinem Vorgesetzten
im Militär aus diesem Grunde duelliert. Dann die männ¬
lichen Mitglieder der Millionärsfamilie Ehrenberg. Der
Vater, der trotz des großen Reichtums und mächtigen
Stellung das Judentum noch nicht aufgegeben hat, der, wie
Leo Golowsky, den zionistischen Gedanken als die endgültige
Lösung der Judenfrage betrachtet und selber nach Palästina
reist, um das Land seiner Väter kennen zu lernen; dann
der Sohn, das Gegenstück seines Vaters, der sich alles
Jüdischen schämt und nur mit echt christlichem Adel ver¬
kehrt und dann das Unglück hat von seinem Vater be¬
obachtet zu werden, als er mit einigen Freunden beim Vor¬
übergehen vor einer offenen katholischen Kirche den Hut zieht,
was eine schallende Ohrfeige seitens des Vaters und einen
verunglückten Selbstmord Oskars mit Verlust eines Auges
zur Folge hat.
Das Neue, ich möchte fast sagen das Großartigste
unter seinen jüdischen Typen, die uns Schnitzler zeichnet,
sind die paar Jüdinnen. Ich sage, ihre Gestalten sind
neu, weil sie noch nie ein Dichter so geschildert hat und
sie in unserer Umgebung nicht vorkommen. Vor Allem sind
es drei: Therese Golowsky und Mutter und Töchter Ehren¬
berg. Therese Golowsky, die Schwester Leos, aber gar nicht
seiner Gesinnung ist extreme Sozialdemokratin und Partei¬
führerin, über alle Vorurteile ihres Standes und Geschlechtes
erhaben. Aber trotz allem hat sie sich noch genügend Ge¬
sellschaftssinn und Anmut bewahrt, um Barone und junge
Künstler an sich zu ziehen. Die beiden Damen Ehrenberg
haben wohl von ihren Ahnen die „Salonsucht“ ererbt, aber
die Art und beise, wie sie ihren Salon halten, ist durch
und durch vornehm. Der Vater wird nicht, wie es in
jener Novelle Zangwills geschieht, aus ihrer Gesellschaft
gebannt, Else liebt ihn trotz seines jüdischen Wesens, dem
sie allerdings nichts abgewinnen kann. Ob es in solchen
Familien so geistreiche Mädchen giebt, wie Else? oder ist
sie nur ein Charakter, den die Phantasie des Dichters ge¬
schaffen hat? Mit Georg von Wergenthin — er ist der
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