I, Erzählende Schriften 23, Der Weg ins Freie. Roman (Die Entrüsteten), Seite 89

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Nun is dieser Nienan, der schr. Dder Weg ins Freie“ bsimmt, gelt er and den Unmmungen manhe ire in De¬
Roman.
betitelt, erschienen.*) Ein echter Schnitzler und ein echtes Buch, wenn
ziehung zu einem Mädchen, das ihm imponiert und Herrschaft über
auch nicht der Zeitroman der allgemeinen Vorstellung, keines jener
das bessere Teil seiner Natur gewinnt. Diese Geliebte, Anna
Werke, die die Welt im Sturme nehmen, aber eines von jenen, die
Rosner, eine musikalische Künstlernatur, der der Weg zu Wirken
ie ein Recht haben,
den stillen Leser an die Stürme der eigenen Bruft erinnern, kein
und Ruhm versagt ist, weil ihre Stimme für die Oeffentlichkeit
hnitzler der intimste
Weltbild im Sinne der äußeren Vorgänge, aber eine Welt für sich,
nicht auslangt, ist ein echtes Kind der Gegenwart, wie Wergenthin.
t die großen Staats¬
die von den Geheimnissen unseres halbverschleierten Lebens genährt
nur energischer, opfermutiger und stolzer. Tochter einer jener
r hat Genossen der
ist, kein buntes Vielerlei, wodurch der Virtuose der Massenschilderung
Wiener Bürgerfamilion, die einem Baron nur zu weit entgegen¬
#e gehen, Land und
die Sinne reizt, und doch ein großer Reichtum an Gestalten und
1 kommen, also ungehemmt durch ihre Sippe, geht sie mit vollem weib¬
öbachtung noch mehr
Zügen, die Leben von unserem innersten Leben sind. Manche
lichen Stolze den Weg ihrer Herzenswahl, ohne Bedingung, ohne
mmung einer starken
Leser werden das Buch enttäuscht aus der Hand legen: sie
Gedanken an Vorteil und ohne Rücksicht auf die Nachbarn. Das
rt zu denken und zu
werden nicht finden, woran sie eine große Gruppe von
Paar macht ohne Hochzeit seine Hochzeitsreise nach Italien, auf der
des Innenlebens,
Romanen gewöhnt: die endgültige Erledigung von Lebens¬
sich Anna immer mehr in Träume und Sorgen einer jungen Ehe
erfen, die Erfassung
schicksalen und den Versuch, die aufgeworfenen Fragen definitiv zu
hineinlebt, während Georg zwischen den Entzückungen der gemein¬
lich die Lichtstrahlen
beantworten. Aber gerade darin liegt vielleicht die stärkste Eigenart,
samen Wanderungen die Fesseln leicht zu fühlen beginnt und den
ten Datums brechen,
der individuellste Reiz dieses Romans. Er ist auch darin Gegen¬
Regungen, auf seine Freiheit zu trotzen, nicht ganz widerstehen
innenden Wiener Be¬
wartsbuch, daß er auf jedes Definitivum und auf jede sichere Zu¬
kann. Dann gewinnen neue Wallungen die Oberhand. Das
nnischen Wesens die
kunftsverheißung im Schicksalszug, wie im Gedanklichen iverzichtet.
Mädchen, das sich Mutter fühlt, wird in einem Lundhause bei Wien
nit der Ruhe des
Mit keuscher Enthaltsamkeit bleibt Schnitzler bei den Fragen und
geborgen und gepflegt, um Georg schlingen sich die Bande der häus¬
h fern hält und mit
Antinomien stehen, die sich aus der Natur moderner Menschen er¬
lichen Idylle; wie etwas Großes, das den Menschen in den Zug
ie Meisterschaft des
geben und ihnen durch Selbsterziehung zum Bewußtsein kommen.
der Generationen hineinstellt, kommt das Vatergefühl, ein Glück
greifendes gestaltet.
Keine schulmeisternde Reflexion drängt sich dazwischen, keine be¬
und ein Naturwunder, über ihn, und, obgleich er zwischendurch auf
hl von Dichtungen
ruhigende Vorhersage greift darüber hinaus. Alles ist im Fluß, das
einer kleinen Reise ein wildes Abenteuer erlebt, wird ihm die schwere
ernen Zeiten geholt:
Verhältnis der Menschen zu sich selbst und zu den Zuständen, und
Stunde der Geliebten doch zur eigenen Schicksalsstunde, von der er
akadu“ und im Re¬
alles strömt über die Grenzen der Darstellung hinaus. Der Schluß
einen neuen Lebensinhalt und die weitere Richtung seines inner¬
ler durch das vorrevo¬
bedeutet, näher besehen, keinen Schlußpunkt, und gedanklich werden
lichen Daseins erwartet. Aber der Verlauf der Geburt trägt ein
Typen moderner
keine zwingenden Schlüsse aus den Aktionen und Geschicken gezogen.
neues erschütterndes Problem in sich. Das Kind kommt tot zur Welt
em altitalienischen
Wer sich an diese Gegenwartscharaktere der Darstellung stößt, wird
und Georg erschauert vor dem unbefriedigten Lebensdurst, der ihn
Jungen und die
unbefriedigt bleiben. Es ist ein im tieferen Sinne modernes Buch,
aus den Augen des Neugeborenen anspricht. Zärtlichkeit deckt zu¬
Gegenwart in
das einen durchaus modernen Leser verlangt.
nächst den Abgrund der gescheiterten Hoffnungen zu. Wergenthin,
rvor, in nicht zu
Der Roman im engeren Wortsinn — es ist bezeichnend genug,
der aus einem Dilettanten ein Künstler werden möchte, geht als
n Enge der Motive,
daß Roman und Liebesgeschichte Synonyma geworden sind — hat
Kapellmeister an ein kleines deutsches Hoftheater und trennt sich von
wickelungsganges an
keine starke Verwickelung. Es handelt sich um ein Verhältnis, das
Anna, wie von seiner Gattin. Er fühlt sich in der Fremde ge¬
aufgewühlt, in die
über die „Liebelei“ hinausgeht und doch nicht zur Liebe gedeiht.
bunden und, da er auf Urlaub nach Wien zurückkehrt, hofft und
ersame Feinhörigkeit
Der Mann, der es eingeht — es widerstrebt einem fast, ihn im her¬
glaubt er bei Anna, die wieder in ihrem Elternhause weilt, wie bei
am Leben gelitten
kömmlichen Sinne den „Helden des Romans“ zu nennen, der Baron
seinem Weibe daheim zu sein. Aber dieses Heimgefühl will sich
an eines derartigen
Georg Wergenthin, ist ein liebenswürdiger Lebens= und Kunst¬
nicht einstellen, der Zwang schleicht sich in sein Betragen und das
sen und Können im
dilettant, weich, passiv, in seinen Träumereien zwischen Sinnlich¬
Bewußtsein der Ueberflüssigkeit in das stolze Wesen des Mädchens,
der Roman ist uns
keit und Schaffensdrang hin und hergeworfen. Abgelöst von
das im eigenen Gefühl nicht fallen will. Ohne Pathos, ohne Vor¬
wvorden, in dem alle
älteren Moralbegriffen, vom Leben verwöhnt und ein weuig
wurf und ohne Vorbehalt gibt Anna den Mann frei, der ihr nicht
verbinden, an die
shermeichlicht, aber von den Impulsen eines inneren Adelsmenschen
mehr angehört, und mit einem Gemisch von Mitleid und Erlösung,
üpfen. Man durfte
dankbar wider Willen, nimmt Wergenthin dieses letzte Geschenk des
den scharfgesehenen
„Der Weg ins Freie“, Roman von Arthur Schnitzler, Verlag:
Mädchens, das ihm alles gegeben, entgegen. Fessellos zieht er in
S. Fischer, Berlin.
die Ferne mit dem Vorsatz, ein tätiger Mensch,
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