ins Frei
23. Der Neg
Nelunegnand Tisie box 3/1
künsiler zu werden. Vielleicht glückt es ihm, vielleicht auch nicht. Gestalt zeigt, verknüpft. Wergenthin ist ein unbewußtes der sie am wenigste
Freundschaftsgenie, nichts weniger als enthusiastisch in der daß schon das Volk
Vielleicht geht seine weiche, von Impulsen beherrschte Natur neuen
Annäherung, aber ein ausdauernder Kamerad, einer von an den rohen Na
lbenteuern entgegen, in denen sich seine Kraft verbraucht, ohne
dem seltenen Geschlechte der guten Hörer; von der stillen Rassengefühl nicht
fruchtbar zu werden; möglich, daß auch seine Freiheit nur eine
wie stumpfe sinnlich
Teilnahme seines nachgiebigen, energielosen Wesens geht ein Hauch
cheinbare ist und ein Schatten sich an sein Tun und Genießen heftet.
von den brutalsten
aus, der die Saiten im Innern der Freunde wie Aeolsharfen er¬
Schnitzlers Buch ist ein Buch der Fragen, und um das frag¬
dieser Gedanke fort
klingen macht. So vertrauen sich ihm alle an, ohne ihm menschlich
iche Schicksal des Helden ranken sich ungelöste Probleme der Ge¬
Resultaten zu gelan
allzu nahe zu kommen. Der Ironiker, der aus seiner stillen Ueber¬
ellschaft. Wergenthin ist mitten in einen Kreis von vermeintlichen
zweiungen schweben
legenheit und stolzen Einsamkeit einen Panzer gegen die Stiche der
zebenskünstlern, die doch alle am Leben kranken, in jene moderne
den andeutenden N#
feinsten Antipathie geschmiedet hat, der Zionist, der gegen die still¬
Wiener Gesellschaft hineingestellt, durch die der Zug einer durch¬
die zum Nachdenken
schweigende Ausweisung aus dem engeren Nationalverbande eine
seistigten Sinnlichkeit hindurchgeht, dies graziös mit dem verwegensten
Lebendigen, der hö
Zuflucht in einem neuen, angeblich alten Nationalgefühl sucht, das
Skeptizismus spielt und dabei doch die alte Empfindlichkeit gegen jede
den natürlich einge
keine Wurzeln in der lebendigen Kultur hat und das sich krampfhaft
Urt des Vorurteils bewahrt hat. Viele Typen der überreizten oberen
Außerordentliche,
an eine geschichtliche Fiktion klammert, und der tiefsinnige Grübler,
Zehntausend drängen aus diesem Kreise plastisch hervor: der geborene
Vermittelungen, un
der den Zweifel von allen gegen sich selbst kehrt und durch rastlose
und der imitierte Kavalier, alle Arten moderner Mädchen, die exaltierte
in Atem halten, wi
Zergliederung seines Wesens bis zur Selbstzerrüttung gelangt. Es
Sozialpolitikerin, die auch ihre persönlichen Abenteuer wie ein
Schicksale.
ist ein eigentümliches Virtuosenstück Schnitzlers, alle diese Spiel¬
Mann erledigt, die wohlerzogene Haustochter, die im Denken und
Keine Frage
arten der Stimmung, die der Antisemitismus erweckt, in Gesprächen
Fühlen über alles hinaus ist und dennoch ihr Leben mit dem
die nach dem persö
und Episoden, die außerhalb der Haupthandlung liegen, breit zu
sicheren Takte der Weiblichkeit umhegt, die Gesellschaftsdame, die
sozialen des mod
entfalten und uns dennoch nicht zu ermüden. Ich möchte keinem
ihre kranke Phantasie in frechen Gesprächen befriedigt, das Dirnen¬
gegen alles Herkom
zweiten Autor raten, ein ähnliches Wagestück auszuführen, seinen
temperament, des sich schlau und anschmiegsam in die Formen des
den Intellektuellen,
Helden so zum Publikum einer Gruppe von Sprechern zu machen,
Salons zu fügen weiß, der reiche jüdische Finanzmann, der sich in
hafter Treffsicherhei
die auf sein Schicksal keinen Einfluß haben und deren leises Nach¬
seinem überfeinerten Heim fremd fühlt und wie ein Stück Demos
verstrickt sind. Kei
klingen in seinem Gemüte nur der feingestimmte Leser erraten
an seinem Nationaljudentum festhält, und sein christelnder Sohn
klammern kann.
kann. Schnitzler hat die Macht der Darstellung, diesen im Sinne'
der das Leben darin setzt, es den klerikalen Kavalieren gleich zu
Shakespeare fragen
der herkömmlichen Komposition unergiebigen Gesprächen einen zwei¬
tun, Künstler und Dilettanten von wirklicher und gespielter Origi¬
den „Weg ins Frei
fach fesselnden Reiz zu geben: einmal in der Art, wie sich der
nalität und eine Gruppe von Literaten, die sich in beißender
Zeit so an den Pu#
Hörende, der unbewußt einen wortkargen Chorus bildet, aufnehmend
Ironie mit dem Leben abfinden oder ihre Natur an unauslösbaren
einen kleinen Teil
und beobachtend charakterisiert, dann durch die wechselnde Beleuchtung
Antinomien zerreiben. Mit seltenem Mute der Wahrhaftigkeit ohne
Kämpfen den Ste
des Problems in tatkräftigen, streitenden und leidenden Naturen.
Einseitigkeit und Schönfärberei, läßt Schnitzler dabei die auf¬
trägt, ihr Geheim
Was die verschiedenartigen Menschen darüber aussagen, steht
wühlende Wirkung, die der soziale Antisemitismus an bedeuten¬
troffen und ergriff
ganz im Zuge ihrer persönlichen Bedingtheit, so daß wir das
deren Menschen jüdischer Herkunft hervorgebracht hat, in allen
Lebens uns zu Fr
Leben selbst zu hören meinen, und der gestaltende Dichter unterläßt
Farben aufleuchten und in wunderlichem Wogenspiele aufschäumen.
müssen. Und so
es durchweg, aus diesen Protokollen einen Schluß zu ziehen und
Nicht um äußere Bestimmungen, Gesetze und Vorschriften handelt es
Buch ein Recht, sich
seinerseits ein inappelables Urteil zu fällen. Tiefes wird ausge¬
sich da, wie einst in den älteren Romanen, die in den Tagen der
nicht, daß damit d
sprochen, namentlich von dem leidenschaftlichen, unbarmherzigen
Judenemanzipation entstanden, sondern um das Gift der Fremd¬
dessen Befreiung
Denker Heinrich Bermann, das tiefste vielleicht dort, wo dieser
heit, der Reserve, der geheimen Abschließung und der verstohlenen
die Anschauungen
Grübler, den Wergenthin lächelnd beschuldigt, selbst ein Antisemit
Geringschätzung, das den Verkehr der Intellektuellen durchsetzt, und
Naturen bewußt #
zu sein, darauf erwiedert: Im gewissen Sinne haben Sie schon
vor allem um die grübelnde Selbstprüfung, in der die Opfer eines
freiende Kraft erh
recht; ich gestatte mir ja schließlich auch Anti=Arier zu sein, jede Rasse
schleichenden Vorurteils ein gut Teil ihrer inneren Kraft verzehren.
Geheimnis unser
als solche ist natürlich widerwärtig. Nur der Einzelne vermag uns
Ganz eigenartig ist der Held, der viel in jüdischen Schriftsteller¬
bekennen, was in
zuweilen mit den Widerlichkeiten seiner Rasse zu versöhnen.“ Er
kreisen verkehrt und sich da bis zu einem gewissen Grade assimiliert,
oder Schnitzler hätte hinzufügen können, daß in der Regel derjenige künstlerischer Sell
ohne im Geiste dieser Welt ganz aufzugehen mit den mannig¬
fachen Episoden, in venen die soziale Hydra ihre wechselnde die allerbreiteste Basis seines Selbstgefühls, also die der Rasse, sucht, Freie gewesen.
23. Der Neg
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künsiler zu werden. Vielleicht glückt es ihm, vielleicht auch nicht. Gestalt zeigt, verknüpft. Wergenthin ist ein unbewußtes der sie am wenigste
Freundschaftsgenie, nichts weniger als enthusiastisch in der daß schon das Volk
Vielleicht geht seine weiche, von Impulsen beherrschte Natur neuen
Annäherung, aber ein ausdauernder Kamerad, einer von an den rohen Na
lbenteuern entgegen, in denen sich seine Kraft verbraucht, ohne
dem seltenen Geschlechte der guten Hörer; von der stillen Rassengefühl nicht
fruchtbar zu werden; möglich, daß auch seine Freiheit nur eine
wie stumpfe sinnlich
Teilnahme seines nachgiebigen, energielosen Wesens geht ein Hauch
cheinbare ist und ein Schatten sich an sein Tun und Genießen heftet.
von den brutalsten
aus, der die Saiten im Innern der Freunde wie Aeolsharfen er¬
Schnitzlers Buch ist ein Buch der Fragen, und um das frag¬
dieser Gedanke fort
klingen macht. So vertrauen sich ihm alle an, ohne ihm menschlich
iche Schicksal des Helden ranken sich ungelöste Probleme der Ge¬
Resultaten zu gelan
allzu nahe zu kommen. Der Ironiker, der aus seiner stillen Ueber¬
ellschaft. Wergenthin ist mitten in einen Kreis von vermeintlichen
zweiungen schweben
legenheit und stolzen Einsamkeit einen Panzer gegen die Stiche der
zebenskünstlern, die doch alle am Leben kranken, in jene moderne
den andeutenden N#
feinsten Antipathie geschmiedet hat, der Zionist, der gegen die still¬
Wiener Gesellschaft hineingestellt, durch die der Zug einer durch¬
die zum Nachdenken
schweigende Ausweisung aus dem engeren Nationalverbande eine
seistigten Sinnlichkeit hindurchgeht, dies graziös mit dem verwegensten
Lebendigen, der hö
Zuflucht in einem neuen, angeblich alten Nationalgefühl sucht, das
Skeptizismus spielt und dabei doch die alte Empfindlichkeit gegen jede
den natürlich einge
keine Wurzeln in der lebendigen Kultur hat und das sich krampfhaft
Urt des Vorurteils bewahrt hat. Viele Typen der überreizten oberen
Außerordentliche,
an eine geschichtliche Fiktion klammert, und der tiefsinnige Grübler,
Zehntausend drängen aus diesem Kreise plastisch hervor: der geborene
Vermittelungen, un
der den Zweifel von allen gegen sich selbst kehrt und durch rastlose
und der imitierte Kavalier, alle Arten moderner Mädchen, die exaltierte
in Atem halten, wi
Zergliederung seines Wesens bis zur Selbstzerrüttung gelangt. Es
Sozialpolitikerin, die auch ihre persönlichen Abenteuer wie ein
Schicksale.
ist ein eigentümliches Virtuosenstück Schnitzlers, alle diese Spiel¬
Mann erledigt, die wohlerzogene Haustochter, die im Denken und
Keine Frage
arten der Stimmung, die der Antisemitismus erweckt, in Gesprächen
Fühlen über alles hinaus ist und dennoch ihr Leben mit dem
die nach dem persö
und Episoden, die außerhalb der Haupthandlung liegen, breit zu
sicheren Takte der Weiblichkeit umhegt, die Gesellschaftsdame, die
sozialen des mod
entfalten und uns dennoch nicht zu ermüden. Ich möchte keinem
ihre kranke Phantasie in frechen Gesprächen befriedigt, das Dirnen¬
gegen alles Herkom
zweiten Autor raten, ein ähnliches Wagestück auszuführen, seinen
temperament, des sich schlau und anschmiegsam in die Formen des
den Intellektuellen,
Helden so zum Publikum einer Gruppe von Sprechern zu machen,
Salons zu fügen weiß, der reiche jüdische Finanzmann, der sich in
hafter Treffsicherhei
die auf sein Schicksal keinen Einfluß haben und deren leises Nach¬
seinem überfeinerten Heim fremd fühlt und wie ein Stück Demos
verstrickt sind. Kei
klingen in seinem Gemüte nur der feingestimmte Leser erraten
an seinem Nationaljudentum festhält, und sein christelnder Sohn
klammern kann.
kann. Schnitzler hat die Macht der Darstellung, diesen im Sinne'
der das Leben darin setzt, es den klerikalen Kavalieren gleich zu
Shakespeare fragen
der herkömmlichen Komposition unergiebigen Gesprächen einen zwei¬
tun, Künstler und Dilettanten von wirklicher und gespielter Origi¬
den „Weg ins Frei
fach fesselnden Reiz zu geben: einmal in der Art, wie sich der
nalität und eine Gruppe von Literaten, die sich in beißender
Zeit so an den Pu#
Hörende, der unbewußt einen wortkargen Chorus bildet, aufnehmend
Ironie mit dem Leben abfinden oder ihre Natur an unauslösbaren
einen kleinen Teil
und beobachtend charakterisiert, dann durch die wechselnde Beleuchtung
Antinomien zerreiben. Mit seltenem Mute der Wahrhaftigkeit ohne
Kämpfen den Ste
des Problems in tatkräftigen, streitenden und leidenden Naturen.
Einseitigkeit und Schönfärberei, läßt Schnitzler dabei die auf¬
trägt, ihr Geheim
Was die verschiedenartigen Menschen darüber aussagen, steht
wühlende Wirkung, die der soziale Antisemitismus an bedeuten¬
troffen und ergriff
ganz im Zuge ihrer persönlichen Bedingtheit, so daß wir das
deren Menschen jüdischer Herkunft hervorgebracht hat, in allen
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Leben selbst zu hören meinen, und der gestaltende Dichter unterläßt
Farben aufleuchten und in wunderlichem Wogenspiele aufschäumen.
müssen. Und so
es durchweg, aus diesen Protokollen einen Schluß zu ziehen und
Nicht um äußere Bestimmungen, Gesetze und Vorschriften handelt es
Buch ein Recht, sich
seinerseits ein inappelables Urteil zu fällen. Tiefes wird ausge¬
sich da, wie einst in den älteren Romanen, die in den Tagen der
nicht, daß damit d
sprochen, namentlich von dem leidenschaftlichen, unbarmherzigen
Judenemanzipation entstanden, sondern um das Gift der Fremd¬
dessen Befreiung
Denker Heinrich Bermann, das tiefste vielleicht dort, wo dieser
heit, der Reserve, der geheimen Abschließung und der verstohlenen
die Anschauungen
Grübler, den Wergenthin lächelnd beschuldigt, selbst ein Antisemit
Geringschätzung, das den Verkehr der Intellektuellen durchsetzt, und
Naturen bewußt #
zu sein, darauf erwiedert: Im gewissen Sinne haben Sie schon
vor allem um die grübelnde Selbstprüfung, in der die Opfer eines
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recht; ich gestatte mir ja schließlich auch Anti=Arier zu sein, jede Rasse
schleichenden Vorurteils ein gut Teil ihrer inneren Kraft verzehren.
Geheimnis unser
als solche ist natürlich widerwärtig. Nur der Einzelne vermag uns
Ganz eigenartig ist der Held, der viel in jüdischen Schriftsteller¬
bekennen, was in
zuweilen mit den Widerlichkeiten seiner Rasse zu versöhnen.“ Er
kreisen verkehrt und sich da bis zu einem gewissen Grade assimiliert,
oder Schnitzler hätte hinzufügen können, daß in der Regel derjenige künstlerischer Sell
ohne im Geiste dieser Welt ganz aufzugehen mit den mannig¬
fachen Episoden, in venen die soziale Hydra ihre wechselnde die allerbreiteste Basis seines Selbstgefühls, also die der Rasse, sucht, Freie gewesen.