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ins Freie
23. Der Ne
— — I. ae aen S. enene e esen aen uen .
GlösteGr
Neue Romane und Novellen
Shakespeace spielte gewissermaßen alle Instrumente, Milton hält sich an jenes
eine, seine Orgel. Jener tritt abwechselnd in allen Gewändern auf, dieser
schreitet einher wie in einer Rüstung von leuchtendem Erz. In jenem scheinen
tausend Seelen zu leben, dieser zeigt und besitzt nur eine Seele, aber es ist
die einzigartige Seele John Miltons.
1
Neue Romane und Novellen
# von Heinrich Spiero
ft im Laufe der Jahre habe ich an dieser Stelle die Abwand¬
lungen des literarischen Lebens der letzten Jahrzehnte dargestellt
der zur Beleuchtung meines kritischen Bemühens mit heran¬
gezogen. Wenn ich auf das blicke, was die deutsche Roman¬
literatur in der letzten Zeit hervorgebracht hat, so wiederholen sich
als charakterisierende Beiworte der meisten, auch der besten Werke
immer wieder die beiden: Entwicklungsroman und Milieuroman. Es gibt kaum
ein namhaftes Buch der Gattung, das aus diesem Rahmen herausträte, das uns
denn doch auch einmal wieder einen Handlungsroman brächte. Auch wo ver¬
sucht wird, das Leben in seiner Mannigfaltigkeit zu schauen und wieder¬
zugeben, etwa in Henrik Pontoppidans von mir hier warm gelobtem „Hans
im Glück“ oder in Werken von Ricarda Huch, erscheinen die Menschen immer
mehr getrieben als treibend, immer mehr unter einem Zwange, denn als Be¬
zwinger. Wie sollte auch gerade der Roman eine Ausnahme machen von
dem allgemeinen Stil der Zeit, als deren Schicksalsaufgabe es Professor Karl
Joel in Basel einmal sehr fein bezeichnet hat, zuerst von Hegel loszukommen,
bei dem die Wurzel liegt für den Determinismus, den wir heute in Religion,
Politik, Medizin, Kunst und wo nicht sonst alle Geister beherrschen sehen.
Lessings tapferm „Kein Mensch muß müssen“ steht nun schon lange, von Hegel,
Darwin, Marx, Lombroso, von Sozialisten und Rasseforschern, von Monisten,
von Psychologen und Kriminalisten immer neu gewendet die Lehre von dem
unentrinnbaren „Du mußt“ gegenüber. „Wo sollen wir landen, wo treiben
wir hin? Warum jauchzen wir manchmal ins Ungewisse, wir Kleinen, wir
im Ungeheuern Verlassenen?“ das ist so, wie es Michael Kramer ausruft,
der typische Ausdruck der Zeit, gefunden von dem Dichter, der gerade da ihr
vornehmster Typus wurde, wo es ihm nicht gelang, sie wirklich zu gestalten.
Abhängigkeit, Bestimmtheit in allem Werden und Handeln, das ist das ewige
Thema der Dichtung und auch des Romans, mag es nun die Abhängigkeit
von der Scholle sein, wie auf allen Stufen der Heimatkunst, oder die von
der Familie und ihrem Blut, wie in den vielen Familienromanen, von der
Familie und den Eindrücken der Kindheit, wie in den zahlreichen und zum
Teil so vortrefflichen Entwicklungsromanen. Nach dieser Richtung hin liegt
im Grunde gar keine Kluft zwischen Schriftstellern, die künstlerisch so weit
voneinander sind wie Wilhelm Speck und Thomas Mann, Gsorg von Ompteda
und Diedrich Speckmann.
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ins Freie
23. Der Ne
— — I. ae aen S. enene e esen aen uen .
GlösteGr
Neue Romane und Novellen
Shakespeace spielte gewissermaßen alle Instrumente, Milton hält sich an jenes
eine, seine Orgel. Jener tritt abwechselnd in allen Gewändern auf, dieser
schreitet einher wie in einer Rüstung von leuchtendem Erz. In jenem scheinen
tausend Seelen zu leben, dieser zeigt und besitzt nur eine Seele, aber es ist
die einzigartige Seele John Miltons.
1
Neue Romane und Novellen
# von Heinrich Spiero
ft im Laufe der Jahre habe ich an dieser Stelle die Abwand¬
lungen des literarischen Lebens der letzten Jahrzehnte dargestellt
der zur Beleuchtung meines kritischen Bemühens mit heran¬
gezogen. Wenn ich auf das blicke, was die deutsche Roman¬
literatur in der letzten Zeit hervorgebracht hat, so wiederholen sich
als charakterisierende Beiworte der meisten, auch der besten Werke
immer wieder die beiden: Entwicklungsroman und Milieuroman. Es gibt kaum
ein namhaftes Buch der Gattung, das aus diesem Rahmen herausträte, das uns
denn doch auch einmal wieder einen Handlungsroman brächte. Auch wo ver¬
sucht wird, das Leben in seiner Mannigfaltigkeit zu schauen und wieder¬
zugeben, etwa in Henrik Pontoppidans von mir hier warm gelobtem „Hans
im Glück“ oder in Werken von Ricarda Huch, erscheinen die Menschen immer
mehr getrieben als treibend, immer mehr unter einem Zwange, denn als Be¬
zwinger. Wie sollte auch gerade der Roman eine Ausnahme machen von
dem allgemeinen Stil der Zeit, als deren Schicksalsaufgabe es Professor Karl
Joel in Basel einmal sehr fein bezeichnet hat, zuerst von Hegel loszukommen,
bei dem die Wurzel liegt für den Determinismus, den wir heute in Religion,
Politik, Medizin, Kunst und wo nicht sonst alle Geister beherrschen sehen.
Lessings tapferm „Kein Mensch muß müssen“ steht nun schon lange, von Hegel,
Darwin, Marx, Lombroso, von Sozialisten und Rasseforschern, von Monisten,
von Psychologen und Kriminalisten immer neu gewendet die Lehre von dem
unentrinnbaren „Du mußt“ gegenüber. „Wo sollen wir landen, wo treiben
wir hin? Warum jauchzen wir manchmal ins Ungewisse, wir Kleinen, wir
im Ungeheuern Verlassenen?“ das ist so, wie es Michael Kramer ausruft,
der typische Ausdruck der Zeit, gefunden von dem Dichter, der gerade da ihr
vornehmster Typus wurde, wo es ihm nicht gelang, sie wirklich zu gestalten.
Abhängigkeit, Bestimmtheit in allem Werden und Handeln, das ist das ewige
Thema der Dichtung und auch des Romans, mag es nun die Abhängigkeit
von der Scholle sein, wie auf allen Stufen der Heimatkunst, oder die von
der Familie und ihrem Blut, wie in den vielen Familienromanen, von der
Familie und den Eindrücken der Kindheit, wie in den zahlreichen und zum
Teil so vortrefflichen Entwicklungsromanen. Nach dieser Richtung hin liegt
im Grunde gar keine Kluft zwischen Schriftstellern, die künstlerisch so weit
voneinander sind wie Wilhelm Speck und Thomas Mann, Gsorg von Ompteda
und Diedrich Speckmann.
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