ins Freie
23. Der Neg
Seite 2.
„werde ich mich vollkommen nach Ihnen rich¬
ten.“
Erst durch das Aeußerste getrieben, Natio¬
naljude zu werden, scheint mir ein etwas zu
kurzsichtiges Beginnen. Bedauerlicherweise ist die
Mehrheit der assimilierten Juden so kurzsichtig.
Schnitzler führt uns einige Exemplare dieser Sorte
vor und bewährt sich darin als Meister der
Charakterisierungskunst.
Schnitzler bleibt auch da, wo er verachtet
liebenswürdig. Er ist aber auch gerecht, wie jeder
wahre Künstler. Nichts Verlogenes ist in seinem
Roman. Er zeigt die Wiener sogenannte Gesel¬
schaft in ihrer Fäulnis und Ohnmacht wie kein
Zweiter. Wenn er auch noch nicht ganz das No¬
vellenartige seiner Schreibweise abstreifen konnte,
wenn dieses Buch als Roman auch an manchem
Kompositionsfehler leidet und nicht ganz auf der
Höhe der Epik steht, so muß man es doch als
das gediegene Werk eines Dichters ansehen, der den
Weg zur Wahrheit fand. Und in der Wahrheit ist
immer auch die Freiheit.
Für das ungarische Judentum bedeutet die
Schlußbilanz des verrauschenden Kalenderjahres
ein trauriges Deprimonium. Auf allen Gebieten
ist ein Stillstand zu verzeichnen; nur die schwarze
Reaktion macht beängstigende Fortschritte.
Guerillakrieg gegen uns soll sich im kommenden
Jahr — das ist jetzt schon absolute Gewißheit
zu einem Vernichtungskampf à la Russie aus¬
wachsen. Männer mit schimmerndem Namen und
heiligem Einfluß haben auch bei uns ihre nicht
zu unterschätzende Macht der Propagierung der
christlich= sozialen Idee geliehen. Der Weizner
Diözöse von der Kanzel herab für die verrohten
antisemitischen Preßorgane, die unverschämt und
unverblümt den roten Pogrom predigen, agitieren.
Das Judentumsteht an der Jahres¬
zwischen zwei Finsternissen!
„Die Korrektur der ungarisch=statistischen Ta¬
bellen in puncto Judaice muß, wenn nicht an¬
ders, durch Messer und Dynamit durchgesetzt wer¬
den. Der ungarische Staat kann dieses gefähr¬
liche Element, darf diese Parasiten in seinen
Organismus nicht dulden!“ Das ist das Ceterum¬
senseo des „Alkotmänys“, des Leibblattes der
Volkspartei, die ihren Führer, Graf Zichy, als
Minister um die Person des Königs in der Re¬
gierung sitzen hat. Verkündet wird obiger Satz
vom Bürgerschulprofessor Görcsönyi, den sein Vor¬
gesetzter, der Minister für Kultus und Unterricht
Graf Apponyi, in seinen Privatangelegenheiten
nicht stören zu können vorgibt.
Und das offizielle Judentum bei¬
der Konfessionen sieht noch immer
nicht die Vernichtung bergenden Pul
vermassen, die man bei diesem Dun¬
kel ins Lager geschmuggelt. Es wird
dort noch immer mit brennenden Lun
ten herumgefackelt.
Als erste reife Frucht dieses vernichtenden
Bruderzwistes wurde die Interpellation des Anti¬
semiten Szmerescsänyi dem ungarischen Parlamen
präsentiert. Er zitiert ellenlange Aus¬
züge aus den offiziellen Organen des
box 3/2
Frankfurter Israelitisches Familienblatt.
einer Begrüßungsdepesche auf das staatsge¬
fährliche Treiben der bösen Zionisten
aufmerksam zu machen, mit denen sie,
die echten Patrioten, nichts gemein
hätten.
Der traditionelle Präsident Frankl tut natür¬
lich mit. Sein Leibblatt, Magjor Zsidö —
ein
periodischer Druckfehler — wird nicht müde, den
jüdischen Nationalismus im Namen des Chauvi¬
nismus, der bei ihm im Schatten des Schulchan
Aruch gedeiht, zu be—geifern.
Daß Fanatiker von der Marke Lebish
Rubinstanys nicht beim Worte stehen bleiben, ist
selbstverständlich. Letzterer läßt in Pozseny keinen
Zionisten als Minjan=Ergänzer gelten: Er ist
einsach unzurechnungsfähig.
Es klingt fast wie ein Wunder, daß bei
einer solch herrschenden Begriffsverwirrung der
christliche Bezirksrichter Dr. Rezsö Kiß
aus Magybänya den Weg zu uns ge¬
funden hat. Sein Buch „Geschichten
der Tiefe“ ist ein Dithyrambus
au
das Judentum und die jüdischnatio¬
nale Idee.
Ganz anders bei unseren neologen Brüdern
bei denen der assimilatorische Taumel Orgien
feiert. Es ist Weihrachtszeit. Im Schatten eines
Christbaumes verkriecht sichs großartig. Da läß
der bedochte Arier nicht merken, daß er hinter
der glitzernden Namenstünche den Semiten ver¬
mutet. Anstatt den Stempel des Makkabäergeistes
in die Seele unserer Jugend zu brennen, wird
der letzte Funke, der in ihnen glimmt
erbarmungslos
zertreten, verlöscht.
Man
arrangiert Weihnachts=Bazare und Koräcsonyfeste
und will beweisen, daß wir Juden bessere
Christkinder sind. Auf dem Festprogramm der
jüdischen Frauen Budapests ist Chanuka ausge¬
merzt; Karäcsony (Weihnacht) ist dort Trumpf.
Zioni.
Aus aller Welt.
Deutsches Reich.
Frankfurt a. M. Für den satzungsgemäß aus¬
scheidenden Junizrat Dr. Blau wurde Professor
Dr. Apolant in den Vorstand der israel. Gemeinde
gewählt. — Diese
Vorstandswahl
hat in zahlreichen Kreisen Unwillen hervorgerufen
rofessor Aroiant, ein Vertreter der allerradikalsten
Richtung, wohnt erst seit wenigen Jahren in Frankfurt
und man hätie erwartet, daß der ausscheidende Vor¬
sirende des Ausschusses, Bantier Benni Oppenheimer,
er mit den Frankfurter Verhältnissen von jeher aufs
bene vertraut ist. in den Vorstand gewählt würde.
Allein berechtigte Wünsche finden bei einem sich selbst
wahlenden Vorstand der auf die Gemeindemitglieden
keine Rücksicht zu nehmen braucht. keinen Anklang.
Wie wenig ümigens seitens der Leitung Rücksicht
au
die Oeffentlichkeit genommen wird, zeig daß die
s.Zt
zugenandenen öffentichen Ausschußsirungen schon seit
längerei Zeit wieder eingeschlafen sind.
Frankfurt a. M. In allen Teilen wohlgelungen
war die
Chanukafeier der israel. Volksschule.
Nachdem die Chanuka=Lichter entzündet waren und
die Moaus=Zur=Hymne des jugendlichen Chors ver¬
klungen war, ging es zu einem Imbiß, den ein
immer zu freudigem Spenden bereites Ehepaar den
350 Schulkindern gebolen hatte. Sodann be¬
gann nach einer Ouvertüre und einem Prolog das
Festspiel. Vier kleine Zöglinge begrüßten die Gäste
in hübschen Versen. „Vor der Menora“ sehen wir
dann eine muntere Kinderschar, die erst sich am
Nr. 51
Berlin. Am 20. Dezember fand unter dem Vo
sitz des Herrn James Simon eine
Sitzung des geschäftsführenden Aus
schusses des Hilfsvereins der Dent
chen Juden
statt.
Der Vorsitzende gab Auskunft über die Schritte
die im Interesse der rumänischen Juden in
Hinblick auf eine eventl. Konferenz der Signatar
mächte des Berliner Vertrages unternommen wurden
Der Ausschuß billigte einstimmig die bisherigen Maß
nahmen nach dieser Richtung.
Dann machte Herr Dr. Nathan Mitteilungen
über das Technikum in Haifa, für welche
das Terrain bereits abgegrenzt ist und die Bau
vorbereitungen schon getroffen sind. Mit große
Befriedigung nahm der Ausschuß Kenntnis von den
Fortschreiten des außerordentlich bedeutsamen Werke
für den Orient, dessen wirtschaftliches Aufblüher
von der Einführung der technischen Fortschritte un
der Erschließung neuer Verkehrsmittel abhängig ist
Neben diesem groß angelegten Projekt soll nach
den Beschlüssen des Ausschusses das sonstige Schul
werk des Hilfsvereins durch Bereitstellung aus
reichender Mittel in zweckentsprechender Weise weite
ausgebaut werden. Für die bestehenden Schuler
des Hilfsvereins in der Türkei wurden erheblich
Bewilligungen vollzogen.
Einen ferneren wichtigen Gegenstand der Be¬
ratungen bildete das Hilsswerk in Galizien
es wurde beschlossen, die in Oesterreich auf diesem
Gebiete in die Wege geleiteten verschiedenen Hilfs¬
aktionen wie bisher mit Geldmitteln zu unterstützen.
Zum Schlusse wurde über die Tätigkeit des
Hilfsvereins auf dem Gebiete des Auswande¬
rungswesens berichtet, und es wurden die
Modalitäten festgesetzt, nach denen die Arbeit für
die jüdische Auswanderung fortzusetzen ist
Berlin. Nach langer Debatte nahm
b
Repräsentantenversammlung
den An
trag des Justizrats Dr. Veit Simon, künftighin
für den Synagogendienst in erster Reihe
üdische Organisten und Harmonium
begleiter
anzustellen und für die Heranbildung solcher Sorg
zu tragen, an. Dagegen stimmten nur 5 Herren.
Damit wird nun von der Gemeinde aus
offiziell der Sabbatentweiht. Es ist das
nur eine Konsequenz der von denselben Herren an¬
genommenen Handwerkerstiftung, die verlangt, daß
die Stipendiaten sich verpflichten, den Sab¬
bat zu entweihen.
Bezeichnend für die Anschauungen unserer jüb
Gemeindevertreter war die Debatte. Von den Gut¬
achten der Gemeinderabbiner hatten sich 4 für und
5 gegen den Antrag ausgesprochen; daraufhin er¬
widerte dex Antragsteller: „Wir sind nicht ver¬
pflichtet, uns an das Gutachten der Rabbiner zu
halten. Dr. Minden meinte: „Die Kunst ist keine
Lastarbeit. Wenn das Orgelspielen eine unerlaubte
Anstrengung ist, so müssen dies auch die Predigt
und das Vorbeten sein.“
München. Letzte Woche fand der erste Abend
der auf Verankassung der Münchener Loge (U. V.
B. B.) errichteten
Toynbee Hall
tatt. Nach einem Vortrag des Herrn Rabb. Dr.
Werner wechselten musikal. und deklamatorische
Vorträge, welche allgemeinen Beifall fanden, ab.
Auch leibliche Genüsse wurden geboten.
Köln a. Rh. Der hiesigen orthodoren Israel.
Religionsgesellschaft „Abdaß Jeschu¬
run“ wurden von Sr. Majestät dem König von
Preußen
alle Rechte einer selbständigen Syna¬
gogengemeinde
verliehen.
Oesterreich=Ungarn.
Wien. Angesehene jüdische Bürger sind zur
Gründung eines jüd. Studentenheims
zusammengetreten, da, wie bereits berichtet, die
Mensa academica Juden ausschließt.
Florisdorf. Die Bezirksvertretung faßte
den Beschluß,
Juden und Tschechen nicht in städtische
Dienste zu nehmen.
Das ist der Dank der Deutschen gegen ihre e
23. Der Neg
Seite 2.
„werde ich mich vollkommen nach Ihnen rich¬
ten.“
Erst durch das Aeußerste getrieben, Natio¬
naljude zu werden, scheint mir ein etwas zu
kurzsichtiges Beginnen. Bedauerlicherweise ist die
Mehrheit der assimilierten Juden so kurzsichtig.
Schnitzler führt uns einige Exemplare dieser Sorte
vor und bewährt sich darin als Meister der
Charakterisierungskunst.
Schnitzler bleibt auch da, wo er verachtet
liebenswürdig. Er ist aber auch gerecht, wie jeder
wahre Künstler. Nichts Verlogenes ist in seinem
Roman. Er zeigt die Wiener sogenannte Gesel¬
schaft in ihrer Fäulnis und Ohnmacht wie kein
Zweiter. Wenn er auch noch nicht ganz das No¬
vellenartige seiner Schreibweise abstreifen konnte,
wenn dieses Buch als Roman auch an manchem
Kompositionsfehler leidet und nicht ganz auf der
Höhe der Epik steht, so muß man es doch als
das gediegene Werk eines Dichters ansehen, der den
Weg zur Wahrheit fand. Und in der Wahrheit ist
immer auch die Freiheit.
Für das ungarische Judentum bedeutet die
Schlußbilanz des verrauschenden Kalenderjahres
ein trauriges Deprimonium. Auf allen Gebieten
ist ein Stillstand zu verzeichnen; nur die schwarze
Reaktion macht beängstigende Fortschritte.
Guerillakrieg gegen uns soll sich im kommenden
Jahr — das ist jetzt schon absolute Gewißheit
zu einem Vernichtungskampf à la Russie aus¬
wachsen. Männer mit schimmerndem Namen und
heiligem Einfluß haben auch bei uns ihre nicht
zu unterschätzende Macht der Propagierung der
christlich= sozialen Idee geliehen. Der Weizner
Diözöse von der Kanzel herab für die verrohten
antisemitischen Preßorgane, die unverschämt und
unverblümt den roten Pogrom predigen, agitieren.
Das Judentumsteht an der Jahres¬
zwischen zwei Finsternissen!
„Die Korrektur der ungarisch=statistischen Ta¬
bellen in puncto Judaice muß, wenn nicht an¬
ders, durch Messer und Dynamit durchgesetzt wer¬
den. Der ungarische Staat kann dieses gefähr¬
liche Element, darf diese Parasiten in seinen
Organismus nicht dulden!“ Das ist das Ceterum¬
senseo des „Alkotmänys“, des Leibblattes der
Volkspartei, die ihren Führer, Graf Zichy, als
Minister um die Person des Königs in der Re¬
gierung sitzen hat. Verkündet wird obiger Satz
vom Bürgerschulprofessor Görcsönyi, den sein Vor¬
gesetzter, der Minister für Kultus und Unterricht
Graf Apponyi, in seinen Privatangelegenheiten
nicht stören zu können vorgibt.
Und das offizielle Judentum bei¬
der Konfessionen sieht noch immer
nicht die Vernichtung bergenden Pul
vermassen, die man bei diesem Dun¬
kel ins Lager geschmuggelt. Es wird
dort noch immer mit brennenden Lun
ten herumgefackelt.
Als erste reife Frucht dieses vernichtenden
Bruderzwistes wurde die Interpellation des Anti¬
semiten Szmerescsänyi dem ungarischen Parlamen
präsentiert. Er zitiert ellenlange Aus¬
züge aus den offiziellen Organen des
box 3/2
Frankfurter Israelitisches Familienblatt.
einer Begrüßungsdepesche auf das staatsge¬
fährliche Treiben der bösen Zionisten
aufmerksam zu machen, mit denen sie,
die echten Patrioten, nichts gemein
hätten.
Der traditionelle Präsident Frankl tut natür¬
lich mit. Sein Leibblatt, Magjor Zsidö —
ein
periodischer Druckfehler — wird nicht müde, den
jüdischen Nationalismus im Namen des Chauvi¬
nismus, der bei ihm im Schatten des Schulchan
Aruch gedeiht, zu be—geifern.
Daß Fanatiker von der Marke Lebish
Rubinstanys nicht beim Worte stehen bleiben, ist
selbstverständlich. Letzterer läßt in Pozseny keinen
Zionisten als Minjan=Ergänzer gelten: Er ist
einsach unzurechnungsfähig.
Es klingt fast wie ein Wunder, daß bei
einer solch herrschenden Begriffsverwirrung der
christliche Bezirksrichter Dr. Rezsö Kiß
aus Magybänya den Weg zu uns ge¬
funden hat. Sein Buch „Geschichten
der Tiefe“ ist ein Dithyrambus
au
das Judentum und die jüdischnatio¬
nale Idee.
Ganz anders bei unseren neologen Brüdern
bei denen der assimilatorische Taumel Orgien
feiert. Es ist Weihrachtszeit. Im Schatten eines
Christbaumes verkriecht sichs großartig. Da läß
der bedochte Arier nicht merken, daß er hinter
der glitzernden Namenstünche den Semiten ver¬
mutet. Anstatt den Stempel des Makkabäergeistes
in die Seele unserer Jugend zu brennen, wird
der letzte Funke, der in ihnen glimmt
erbarmungslos
zertreten, verlöscht.
Man
arrangiert Weihnachts=Bazare und Koräcsonyfeste
und will beweisen, daß wir Juden bessere
Christkinder sind. Auf dem Festprogramm der
jüdischen Frauen Budapests ist Chanuka ausge¬
merzt; Karäcsony (Weihnacht) ist dort Trumpf.
Zioni.
Aus aller Welt.
Deutsches Reich.
Frankfurt a. M. Für den satzungsgemäß aus¬
scheidenden Junizrat Dr. Blau wurde Professor
Dr. Apolant in den Vorstand der israel. Gemeinde
gewählt. — Diese
Vorstandswahl
hat in zahlreichen Kreisen Unwillen hervorgerufen
rofessor Aroiant, ein Vertreter der allerradikalsten
Richtung, wohnt erst seit wenigen Jahren in Frankfurt
und man hätie erwartet, daß der ausscheidende Vor¬
sirende des Ausschusses, Bantier Benni Oppenheimer,
er mit den Frankfurter Verhältnissen von jeher aufs
bene vertraut ist. in den Vorstand gewählt würde.
Allein berechtigte Wünsche finden bei einem sich selbst
wahlenden Vorstand der auf die Gemeindemitglieden
keine Rücksicht zu nehmen braucht. keinen Anklang.
Wie wenig ümigens seitens der Leitung Rücksicht
au
die Oeffentlichkeit genommen wird, zeig daß die
s.Zt
zugenandenen öffentichen Ausschußsirungen schon seit
längerei Zeit wieder eingeschlafen sind.
Frankfurt a. M. In allen Teilen wohlgelungen
war die
Chanukafeier der israel. Volksschule.
Nachdem die Chanuka=Lichter entzündet waren und
die Moaus=Zur=Hymne des jugendlichen Chors ver¬
klungen war, ging es zu einem Imbiß, den ein
immer zu freudigem Spenden bereites Ehepaar den
350 Schulkindern gebolen hatte. Sodann be¬
gann nach einer Ouvertüre und einem Prolog das
Festspiel. Vier kleine Zöglinge begrüßten die Gäste
in hübschen Versen. „Vor der Menora“ sehen wir
dann eine muntere Kinderschar, die erst sich am
Nr. 51
Berlin. Am 20. Dezember fand unter dem Vo
sitz des Herrn James Simon eine
Sitzung des geschäftsführenden Aus
schusses des Hilfsvereins der Dent
chen Juden
statt.
Der Vorsitzende gab Auskunft über die Schritte
die im Interesse der rumänischen Juden in
Hinblick auf eine eventl. Konferenz der Signatar
mächte des Berliner Vertrages unternommen wurden
Der Ausschuß billigte einstimmig die bisherigen Maß
nahmen nach dieser Richtung.
Dann machte Herr Dr. Nathan Mitteilungen
über das Technikum in Haifa, für welche
das Terrain bereits abgegrenzt ist und die Bau
vorbereitungen schon getroffen sind. Mit große
Befriedigung nahm der Ausschuß Kenntnis von den
Fortschreiten des außerordentlich bedeutsamen Werke
für den Orient, dessen wirtschaftliches Aufblüher
von der Einführung der technischen Fortschritte un
der Erschließung neuer Verkehrsmittel abhängig ist
Neben diesem groß angelegten Projekt soll nach
den Beschlüssen des Ausschusses das sonstige Schul
werk des Hilfsvereins durch Bereitstellung aus
reichender Mittel in zweckentsprechender Weise weite
ausgebaut werden. Für die bestehenden Schuler
des Hilfsvereins in der Türkei wurden erheblich
Bewilligungen vollzogen.
Einen ferneren wichtigen Gegenstand der Be¬
ratungen bildete das Hilsswerk in Galizien
es wurde beschlossen, die in Oesterreich auf diesem
Gebiete in die Wege geleiteten verschiedenen Hilfs¬
aktionen wie bisher mit Geldmitteln zu unterstützen.
Zum Schlusse wurde über die Tätigkeit des
Hilfsvereins auf dem Gebiete des Auswande¬
rungswesens berichtet, und es wurden die
Modalitäten festgesetzt, nach denen die Arbeit für
die jüdische Auswanderung fortzusetzen ist
Berlin. Nach langer Debatte nahm
b
Repräsentantenversammlung
den An
trag des Justizrats Dr. Veit Simon, künftighin
für den Synagogendienst in erster Reihe
üdische Organisten und Harmonium
begleiter
anzustellen und für die Heranbildung solcher Sorg
zu tragen, an. Dagegen stimmten nur 5 Herren.
Damit wird nun von der Gemeinde aus
offiziell der Sabbatentweiht. Es ist das
nur eine Konsequenz der von denselben Herren an¬
genommenen Handwerkerstiftung, die verlangt, daß
die Stipendiaten sich verpflichten, den Sab¬
bat zu entweihen.
Bezeichnend für die Anschauungen unserer jüb
Gemeindevertreter war die Debatte. Von den Gut¬
achten der Gemeinderabbiner hatten sich 4 für und
5 gegen den Antrag ausgesprochen; daraufhin er¬
widerte dex Antragsteller: „Wir sind nicht ver¬
pflichtet, uns an das Gutachten der Rabbiner zu
halten. Dr. Minden meinte: „Die Kunst ist keine
Lastarbeit. Wenn das Orgelspielen eine unerlaubte
Anstrengung ist, so müssen dies auch die Predigt
und das Vorbeten sein.“
München. Letzte Woche fand der erste Abend
der auf Verankassung der Münchener Loge (U. V.
B. B.) errichteten
Toynbee Hall
tatt. Nach einem Vortrag des Herrn Rabb. Dr.
Werner wechselten musikal. und deklamatorische
Vorträge, welche allgemeinen Beifall fanden, ab.
Auch leibliche Genüsse wurden geboten.
Köln a. Rh. Der hiesigen orthodoren Israel.
Religionsgesellschaft „Abdaß Jeschu¬
run“ wurden von Sr. Majestät dem König von
Preußen
alle Rechte einer selbständigen Syna¬
gogengemeinde
verliehen.
Oesterreich=Ungarn.
Wien. Angesehene jüdische Bürger sind zur
Gründung eines jüd. Studentenheims
zusammengetreten, da, wie bereits berichtet, die
Mensa academica Juden ausschließt.
Florisdorf. Die Bezirksvertretung faßte
den Beschluß,
Juden und Tschechen nicht in städtische
Dienste zu nehmen.
Das ist der Dank der Deutschen gegen ihre e