ins Freie
23. Der
Neg
Telephon 12.801.
I#—
„OBSERVE
österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
Die Zeit, Wien
19 1. 1900
vom:
Abendbleitt
Theater und Kunst.
Die ähnlichen Titel. Der Jurist, dessen
Zuschrift über das jüngste Burgtheaterstück wir
im Morgenblatt reproduziert haben, meldet sich
nochmals zum Wort: „Daß Sie meine Dar¬
legung über die juristische Unsinnigkeit, die sich
Blumenthal und Kadelburg
als
Voraussetzung zu ihrem neuen Stück leisten,
im heutigen Morgenblatt gebracht haben,
hat mich gefreut. Leider ist mir ein kleiner
Fehler in die Feder geglitten, der aber mit dem
Inhalt der Ausführungen nichts zu tun hat. In
dem Artikel ist von dem „Weg ins Freie die
Rede; das Machwerk der Schwankdichter heißt
ja „Die Tür ins Freie'. Ist der Fehler nicht
begreiflich und wird er nicht Hunderten Men¬
chen passieren? Der Titel des neuen Romans
von Artur Schnitzler ist einem mit Recht
geläufiger als der des Schwankes. Eigentlich
liegt hier ein halbes Plagiat vor. Und
stand der Titel des Schwankes etwa schon vor
dem Erscheinen des Schnitzlerschen Romans fest,
o hätte er, um jede Mißdeutung zu meiden, ge¬
ändert werden müssen. Es wird dem Dichter
Schnitzler wahrhaftig nicht angenehm sein,
seinen Titel oft und oft verwechselt zu sehen;
man läßt sich eine Verwechslung nicht einmal
gern gefallen, wo sie schmeichelhaft ist; in diesem
besonders schweren Fall mag sie sogar peinlich
sein.“
box 3/2
— ——
s alles nichts Neues. Jede große Organisation muß
gen ähnliche reaktionäre Hemmungen ankämpfen. Die
rbeiter müssens, die zu Vaterlandsfeinden gestempelt, die
rivatbeamten, die als kleinbürgerliche Schreier und von
entenhysterie ergriffen hingestellt werden (man denke
i den Versuch der bayrischen Industriellen, die Organi¬
aremsdumen; wehe dem verwegenen Bagdader, der noch
tstwandeln wollte unter Dattelpalmen, Bananenstauden
hier war das Reich des Paschas,
1 Orangenbäumen —
ier ruhte er an seinem Weinfaß inmitten seiner Favori¬
nnen. Von der Handwerkerschule erzählten bald Sagen;
ie schönste Bagdader Dame trug wieder plumpe Sanda¬
n. Die Wasserleitung vertrocknete, das Spital wurde ge¬
— solches Werk sah
hlossen. Ein Spital für das Volk
inem Midhat ähnlich: Midhat Pascha delidyr, Midhat
zascha ist verrückt!
Der verrückte Midhat kam nach Konstantinopel und
vollte nun im großen schaffen, was er in Bagdad im
leinen geleistet. Er bekämpfte die Plagen des Landes, er
erjagte die Korruption, er entwurzelte den Despotismus
ind gab dem osmanischen Reiche eine Verfassung. Es war
u früh, und wie seine Lokomotive blieb er selbst stecken
ind ihr gleich, ging er in Arabiens Wüste als ein von der
öchsten Höhe Hinabgestürzter und rettungslos Verbannter
zugrunde. Aber nur seinen Leib konnte man töten, sein
Geist blieb unter seinem Volke und feiert heute seine Auf¬
erstehung vor den Augen desselben Sultans, der ihn für
immer zerstört zu haben wähnte.
.—
Die beiten Bücher des Jahres.
(Nachdruck verboten.)
Romane und Novellen.
Der Begriff: die besten, ist anmaßend und ungerecht,
dennoch ist die subjektive Wertschätzung der einzige Weg,
auf dem Ratschläge und Fingerzeige nutzbringend anzu¬
wenden sind. Der Deutsche entdeckt vor Weihnachten sein
literaturfreundliches Herz, das ist ein Faktor, mit dem
Autoren und Buchhändler rechnen. Die Fülle der Ein¬
gänge steht in umgekehrtem Verhältnis zur Kürze der
Frist, das unbeirrte Gleichmaß der Kritik kommt ins
Wanken, die Literaturrubrik wird zur Auskunftei, und
Büchertitel dringen ins Feuilleton . .. als wenn die Welt
voll' Bücher wär' und wollt' uns schier verschlingen.
Der Begriff: die besten, also sei so weit genommen, als
allgemeine und lokale Ansprüche es verlangen. Der neue
Lilieneron etwa oder der neue Falke zählen literarkritisch
gewiß nicht zu dem bedeutendsten Ertrag des Jahres. Trotz¬
dem dürften beide Romane in dieser Aufzählung um der
Persö nichkeit ihrer Dichter willen wie aus lokalen Gründen
nicht fehlen, wenn wir ihnen nicht schon — ähnlich wie dem
— ein eigenes Feuilleton eingeräumt
neuen Sudermann
hätten. Zweier weiblichen einheimischen Autoren, die nun
beide zu den Toten gehören, wurde mit ihren Nachla߬
werken gedacht: der armen Ilse Frapan und der hundert¬
ährig verstorbenen Elise Averdieck. Otto Ernst steigt mit
seinem Doppelbande „Asmus Sempers Jugendland und
zu
"(Leipzig, L. Staackmann)
„Semper der Jüngling
schwindelnden Auflageziffern. Freussen läßt noch auf sich
warten. Von Dehmel, dem Größten unter allen, wird noch
zu reden sein.
Richard Huldschiner ist gleich mit zwei Romaner
bei der Hand, die einander auf das glücklichste ergänzen
Ist der — den Lesern der Neuen Hamburger Zeitung au
letzten
mmen
itung,
ich in
lichen
Pun¬
kraft
ohen
vert.
esen
äßig
jabe
mmi¬
inte
mil
er¬
gs=
chs
S=
es
g¬
s
j¬
te
23. Der
Neg
Telephon 12.801.
I#—
„OBSERVE
österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
Die Zeit, Wien
19 1. 1900
vom:
Abendbleitt
Theater und Kunst.
Die ähnlichen Titel. Der Jurist, dessen
Zuschrift über das jüngste Burgtheaterstück wir
im Morgenblatt reproduziert haben, meldet sich
nochmals zum Wort: „Daß Sie meine Dar¬
legung über die juristische Unsinnigkeit, die sich
Blumenthal und Kadelburg
als
Voraussetzung zu ihrem neuen Stück leisten,
im heutigen Morgenblatt gebracht haben,
hat mich gefreut. Leider ist mir ein kleiner
Fehler in die Feder geglitten, der aber mit dem
Inhalt der Ausführungen nichts zu tun hat. In
dem Artikel ist von dem „Weg ins Freie die
Rede; das Machwerk der Schwankdichter heißt
ja „Die Tür ins Freie'. Ist der Fehler nicht
begreiflich und wird er nicht Hunderten Men¬
chen passieren? Der Titel des neuen Romans
von Artur Schnitzler ist einem mit Recht
geläufiger als der des Schwankes. Eigentlich
liegt hier ein halbes Plagiat vor. Und
stand der Titel des Schwankes etwa schon vor
dem Erscheinen des Schnitzlerschen Romans fest,
o hätte er, um jede Mißdeutung zu meiden, ge¬
ändert werden müssen. Es wird dem Dichter
Schnitzler wahrhaftig nicht angenehm sein,
seinen Titel oft und oft verwechselt zu sehen;
man läßt sich eine Verwechslung nicht einmal
gern gefallen, wo sie schmeichelhaft ist; in diesem
besonders schweren Fall mag sie sogar peinlich
sein.“
box 3/2
— ——
s alles nichts Neues. Jede große Organisation muß
gen ähnliche reaktionäre Hemmungen ankämpfen. Die
rbeiter müssens, die zu Vaterlandsfeinden gestempelt, die
rivatbeamten, die als kleinbürgerliche Schreier und von
entenhysterie ergriffen hingestellt werden (man denke
i den Versuch der bayrischen Industriellen, die Organi¬
aremsdumen; wehe dem verwegenen Bagdader, der noch
tstwandeln wollte unter Dattelpalmen, Bananenstauden
hier war das Reich des Paschas,
1 Orangenbäumen —
ier ruhte er an seinem Weinfaß inmitten seiner Favori¬
nnen. Von der Handwerkerschule erzählten bald Sagen;
ie schönste Bagdader Dame trug wieder plumpe Sanda¬
n. Die Wasserleitung vertrocknete, das Spital wurde ge¬
— solches Werk sah
hlossen. Ein Spital für das Volk
inem Midhat ähnlich: Midhat Pascha delidyr, Midhat
zascha ist verrückt!
Der verrückte Midhat kam nach Konstantinopel und
vollte nun im großen schaffen, was er in Bagdad im
leinen geleistet. Er bekämpfte die Plagen des Landes, er
erjagte die Korruption, er entwurzelte den Despotismus
ind gab dem osmanischen Reiche eine Verfassung. Es war
u früh, und wie seine Lokomotive blieb er selbst stecken
ind ihr gleich, ging er in Arabiens Wüste als ein von der
öchsten Höhe Hinabgestürzter und rettungslos Verbannter
zugrunde. Aber nur seinen Leib konnte man töten, sein
Geist blieb unter seinem Volke und feiert heute seine Auf¬
erstehung vor den Augen desselben Sultans, der ihn für
immer zerstört zu haben wähnte.
.—
Die beiten Bücher des Jahres.
(Nachdruck verboten.)
Romane und Novellen.
Der Begriff: die besten, ist anmaßend und ungerecht,
dennoch ist die subjektive Wertschätzung der einzige Weg,
auf dem Ratschläge und Fingerzeige nutzbringend anzu¬
wenden sind. Der Deutsche entdeckt vor Weihnachten sein
literaturfreundliches Herz, das ist ein Faktor, mit dem
Autoren und Buchhändler rechnen. Die Fülle der Ein¬
gänge steht in umgekehrtem Verhältnis zur Kürze der
Frist, das unbeirrte Gleichmaß der Kritik kommt ins
Wanken, die Literaturrubrik wird zur Auskunftei, und
Büchertitel dringen ins Feuilleton . .. als wenn die Welt
voll' Bücher wär' und wollt' uns schier verschlingen.
Der Begriff: die besten, also sei so weit genommen, als
allgemeine und lokale Ansprüche es verlangen. Der neue
Lilieneron etwa oder der neue Falke zählen literarkritisch
gewiß nicht zu dem bedeutendsten Ertrag des Jahres. Trotz¬
dem dürften beide Romane in dieser Aufzählung um der
Persö nichkeit ihrer Dichter willen wie aus lokalen Gründen
nicht fehlen, wenn wir ihnen nicht schon — ähnlich wie dem
— ein eigenes Feuilleton eingeräumt
neuen Sudermann
hätten. Zweier weiblichen einheimischen Autoren, die nun
beide zu den Toten gehören, wurde mit ihren Nachla߬
werken gedacht: der armen Ilse Frapan und der hundert¬
ährig verstorbenen Elise Averdieck. Otto Ernst steigt mit
seinem Doppelbande „Asmus Sempers Jugendland und
zu
"(Leipzig, L. Staackmann)
„Semper der Jüngling
schwindelnden Auflageziffern. Freussen läßt noch auf sich
warten. Von Dehmel, dem Größten unter allen, wird noch
zu reden sein.
Richard Huldschiner ist gleich mit zwei Romaner
bei der Hand, die einander auf das glücklichste ergänzen
Ist der — den Lesern der Neuen Hamburger Zeitung au
letzten
mmen
itung,
ich in
lichen
Pun¬
kraft
ohen
vert.
esen
äßig
jabe
mmi¬
inte
mil
er¬
gs=
chs
S=
es
g¬
s
j¬
te