I, Erzählende Schriften 23, Der Weg ins Freie. Roman (Die Entrüsteten), Seite 243

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ins Freie
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Fragen seibständig Stellung, soweit
Komtnation im Seetund wird aber nue einer
im Einklang mit der freisinnigen und
inzigen noch Bedeutung beizulegen sein. Im
kam, er begegnete nur Juden, die sich schämten,
daß hier, gerade hier meine Heimat ist und nicht in
Juden waren, oder solchen, die darauf stolz
irgend einem Land, das ich nicht kenne, das mir nach
d Angst hatten, man könnte glauben, sie
den Schilderungen nicht im geringsten zusagt und das
sich. Von dem alten Millisnär Ehrenberg,
mir gewisse Leute jetzt als Vaterland einreden wollen
ich schwör Ihnen, die Hälfte von meinem
mnit der Begründung, daß meine Urahnen vor einigen
n gäb ich her, wenn ich eärgsten von unsern
ausend Jahren “ zade von dort aus in die Welt ver¬
am Galgen säh“ sagt seine Frau: „Uebera“
streut worden sir. Wozu noch zu bemerken wäre, daß
Untisemiten, selbst in der eigenen Familie.
die Urahnen des herrn Jaleudek, und selbst die unseres
der alte seine jüdische Schriftsteller Nürnberger
Freundes, des ##eiher von Wergenthin, gerade so
s ist die wüst. Nationalkrankheit der Juden.
venig hier zu H use ge. esen sind, als die meinen und
tist es bisher erst gelungen, einen einzigen
ie Ihrigen.“
tisemiten kennen zu lernen. Ich kann
es
Ganze Seiten hindurch wird debattiert über den
der nicht verhehlen, daß er ein bekannter
Zionismus und dessen Basler Kongreß. Daß der Stand¬
führer war. Trotzdem wiederholen sich di
punkt des Verfassers auch bei der Verteilung von
über ungerechte Behandlung der Juder durch
Licht und Schatten in der Handlung und der Charak¬
en Roman hindurch in allen Vartationen.
terzeichnung der Personen zur Geltung gekommen ist,
iftsteller Bermann entschuldigt sich hafür, daß
braucht wohl kaum gesagt zu werden. Den zahlreichen,
lern der Juden gegenüber besondert empfind¬
um Teil ganz prächtigen, zum mindesten geistreichen
mit den Worten: ... Es verbitiert einen
oder in bressanten jüdischen Personen stehen auf der
man immer wieder für die Fehler von andern
ndern Seite eigentlich nur Georg von Wergenthin
wortlick gemacht wird, daß man für jedes
— sein Bruder spielt eine zu geringe Rolle, um in
, für jede Geschmacklosi keit, für jede Un¬
Betracht zu fallen — und seine Braut gegenüber.
eit, die sich irgend ein Jude auf der Welt
Und welch kraftloser Aesthet ist dieser Held, halb
n kommen läßt, mitzubüßen hat. Natürlic
Dilettant, halb Künstler und auch in der Liebe vor¬
uch der Haß gegen die Feinde wiederholt
wiegend Aesthet und deshalb schwächlich. Was ist das
in Ausdruck. Von einem christlichen Radfahrer¬
m Grunde für eine Gesellschaft, deren eigentliches
eine der jüdischen Personen des Romans:
Lebenselement der Flirt ist, die es so selbstverständlich
sVolk .... Und solche Kerle bilden sich
findet, daß die verliebten Paare aus guten Familien
ein, daß sie da eher zu Hause sind als
für einige Wochen auf eine Hochzeitsreise und dann
Und sehr richtig sagt der gleiche Sprecher:
wieler aus inandergehen. So groß die Rolle ist, die
stinkt ist mir mindestens ebenso maßgebend
die Ziebe spielt, so ist diese doch stets nur sinnlicher
er (antisemitischen) Herren Jalendek junior
Natir, sonst würden die Mäuner und Frauen nicht
und dieser Instinkt sagt mir untrüglich,
immer wie Gummibälle einander zu= und wieder von¬
„Bund Bagentent 3. Srtach solgener 200g0..—
das Tracee der Lötschbergbahn auf dem Gebiete
inander fortfliegen. Bezeichnend aber für diese geist¬
reichen Menschen, besonders die jüdischen, ist ihre
unglückliche Anlage der Selbstzersetzung, die sie zwingt,
jedes Gefühl durch dessen Analyse zu schwächen oder
zu zerstören, so daß nichts vor dieser ironischen Bewußt¬
einshelle Bestand hat.
Ist somit dieser erste Roman Arthur Schnitzlers
nhaltlich nicht gerade angenehm, so ist er doch auch
nicht künstlerisch bedeutend. Der Stoff bietet wenig
Gelegenheit zu äußerer Handlung, so daß der Roman
vorwiegend aus Gesprächen besteht, zwischen die von
Zeit zu Zeit eine hübsche Landschafts= oder eine scharf¬
gezeichnete Gesellschaftsschilderung gestreut ist. Aber
diese Gespräche sind, das von Schnitzler zu sagen, ist
igentlich überflüssig, glänzend geistreich. Eine lelche
Fülle feiner und scharf pointierter Bemerkungen, wahre
Schlager des Witzes und der Menschenkenntnis, mit
wahren Offenbarungen speziell über den jüdischen
Tharakter finden sich in dem Buche, daß man bis zuta
Schlusse nicht davon loskommt, so oft es einem auch
verleidet. Vollends das prächtige, elegante und doch
kräftige, kristallklare Deutsch bildet einen Hauptreiz des
Romans.
Wie viel stärker als Schnitzlers glänzendes Feuer¬
werk des Witzes wirkt ein ganz naives, schlichtes Buch?):
„Karl Asenkafer. Geschichte einer Jugend“ von
Karl Borromäns Heinrich.
In autobiograph.r Ichform erzählt ein Student
er Pyilologie und Philosophie, der infolge einer
Liebesleidenschaft Schiffbruch erlitten und vor dem
)Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst.
München.