I, Erzählende Schriften 23, Der Weg ins Freie. Roman (Die Entrüsteten), Seite 266

23. Der Neg ins Freie
box 3/3
ASESRSRRRA ASeAS AAe AAARRAAAeASAeSARRaaRAeraee
418
Die Zukunft.
hat. Monoton, ja; aber diese Monotonie (die natürlich sehr unancirt ist) nimmt
uns völlig gefangen.
Nebenbei: so viele kluge Worte fallen, daß man am Liebsten philologisch,
den Bleistift in der Hand, lesen möchte.
Noch Einiges Technisch=Kritische zu sagen, wäre nicht schwer. Etwa: daß
die Charakteristik doch sehr blaß, die Komposition doch sehr ungegliedert sei; und
Aehnliches. Aber darauf möchte ich verzichten, denn all Das ist nebensächlich.
Wenn das Buch ein so wunderliches Weben sein sollte, wie es das Leben ist, so
durften eben die Menschen nicht als Kondottieri geschildert werden, die mit festem
Schenkelschluß das Roß ihres Schicksals meistern; wenn das Buch eine unendliche
Melodie sein sollte, wie es das Leben ist, so durfte es nicht „komponirt“ sein.
Für mich ist der tiefste Eindruck: Traumreiz, Traumschönheit. Freilich könnte
Schnitzler mit vollem Recht sagen, ihm sei Dies Realismus.
Eduard Goldbeik.
Der Schutzwall.
Ein Märchen aus neuer Zeit.
eit draußen, am Ende der Stadt, wo die äußerste Armuth und das Laster
hinausschleichen, lag der „Schutzwall“. Das Quartier hatte diesen Namen,
weil hier einst die Mauern, Wälle und Gräben waren. Aber das Volk nannte es
anders. Wenn ein Fremder die bleichen Kinder, die herumlungerten, nach dem
Schutzwall fragte, dann lachten sie und riefen einander zu: „Den Schmutzberg meint
er. Der ist hier. Das sieht doch Jeder. Und die Blinden müssen es riecher
Die Straßen wahrten hier das Gedächtniß eines Unwetters getreulich, bis
ein zweites kam. Und sie waren so eng, daß die Bewohner der gegenüberliegenden
Häuser einander die Hände reichen konnten; doch waren sie zu mürrisch und mi߬
trauisch, um es zu thun. Kein Baum, kein grünes Blatt belebte diese steinerne
Oede und nur selten drang die Sonne durch das Gewirr von Rauchfängen und
Mauern. Frühling und Herbst, Keimen und Sterben: hier glich sich Alles auf
ein Haar. Aber die Häuser selbst, formlose Ungeheuer, waren das Erbärmlichste
von Allem. Sie drängten sich dicht an einander, damit nicht eine Spanne Raumes
verloren werde, die Menschen beherbergen könnte. Schmucklos strebten sie in die Höhe;
zeigten dem Auge kahle Flächen, die klaffende Risse oder erblindete Fenster unter¬
brachen. In diesem Elend wuchsen greisenhafte, wasserköpfige Kinder auf und die
Weiber wurden vor der Zeit alte und widerliche Vetteln. Was eine Stadt an
Widerwärtigem, an Schändlichem ausspeit, Das zog sich auf den Schutzwall zurück.
Bettler hausten hier, Diebe, Hehler, Dirnen mit ihren Beschützern, Gefindel aller
Art preßte sich in den ungenügenden Räumen, schlief beisammen, stritt, keifte, handelte.
Abends konnte man sie Alle sehen, das Laster, das zu grell geputzt in die Stadt