23. Der Neg ins Freie
box 3/3
Eigenftin, Hadgier und Kreineichten
Schweiz bedient sich
der Unternehmer siegreich hervor, so dauert es jedenfalls
in
elektrischen Kraft,
Jahre, bis er sein Ziel erreicht. Denn noch zahllose
die Bäuerin gewisse
verläßliche Orientierung. Die Weltgeschichte hat nur zwei Akte,
1%
den einen vor und den anderen nach Christus. Dieser christliche
ort.
Standpunkt ist aber keine Einseitigkeit, kein Verzicht, im Gegen¬
teil, er ist der beste Ausgangspunkt, alles andere vorurteilslos
Nachdruck verboten.
und mit hingebender Liebe zu würdigen. Das beweist ja eben
der Vorgang Friedrich Schlegels, das beweist noch mehr einer
National¬
seiner Nachfolger und Erfüller: Alexander Baum¬
gartner. So wie nur Schlegel von seinem Standpunkte aus
r.
die Idee der Weltliteratur ergreifen konnte, so hat tatsächlich
Kralik.
auch kein anderer Standpunkt als der Baumgartners ein solches
Idee einer Weltliteratur
Monumentalwerk wie dessen „Geschichte der Welt¬
kt Liebe gepflegt. Weniger
literatur“ erstehen lassen können.
ser Idee der Romantik
Ich komme auf diese Gedankenreihen, da soeben zu meiner
gel, und noch weniger
Freude der Herdersche Verlag eine Anzeige ausschickt, daß die
e Ergänzung der anderen
lang erwartete Fortsetzung'nun bald erscheinen soll. Nach den fünf
Idee, die auch erst von
ersten Bänden, welche die Literaturen Westasiens und Aegyptens,
und ausgebildet wurde.
Indiens und Ostasiens, Griechenlands und Roms sowie der späteren
erst aus der Beschäftigung
griechischen und lateinischen Literatur, endlich Frankreichs
hernd zutreffendes Bild der
umfaßten, soll noch im Laufe dieses Jahres der sechste Band
pwie sie anderseits aus dem
mit der italienischen Literatur erscheinen: Gerne möchte ich durch
ssen, zum breitesten Rahmen
ungeduldiges Drängen die Erscheinung dieses und der weiteren
früheren Geistesrichtung,
Bände beschleunigen. Denn ich halte die Vollendung des ganzen
baren diese Ideen ganz
Werkes für eine Sache höchster Wichtigkeit. Es wird ein Bau
nd keine Nationen, sondern
sein, vor dem keiner vorüber kann. Die sonstigen Werke, die
ationell zu bilden war.
man et### damit vergleichen wollte, versagen bei der Vergleichung:
antiker, was vor allen
Sie ###nseitiger, roher und vor allem weitaus unvollständiger,
te, die Doppelidee der
endligg #ch im einzelnen unzuverläßlicher.
mer bei seinen Vorgängern,
Baumgartner komm es zugute, daß er auch eine andere
Klarheit zu fassen? Es
Forderung der Romantik erfüllt, die der Einheit von Wissen¬
ntrum aller geistigen
schaft und Kunst. Er ist selber Dichter, und kann seine wissen¬
identisch mit dem des
schaftliche Darstellung durch eigene Nachbildungen erläutern.
itende Faden durch die
Von den beiden andern Hauptvertretern einer Weltliteratur¬
s des Christentums zu den
geschichte ist der eine, Scherr, zu viel, der andere, Karpeles, zu
tenden Offenbarung zur
wenig Dichter, beide aber sind wissenschaftlich nicht qualifiziert.
echten Anfang und kein
Wie steht es aber mit dem ästhetischen Urteil? Ist es bei
lpunkt, das Christentum.
Baumgartner nicht etwa konfessionell voreingenommen? Das ist
Zeiten. Es ist kein
eine wichtige Frage und von ihrer richtigen Beantwortung
die Jahre vor
hängt das Verständnis seiner ganzen Arbeit ab. Baumgartner
gibt keine andere
—A.. zusrieden
„
geben, stille stehn zu müssen, indessen rings um uns
alles in Bewegung, alles im Vorwärtsschreiten und Er¬
erteilt freilich nach festen Prinzipien der Aesthetik, aber meines
Erachtens eben nur nach Prinzipien der Aesthetik. Wo man in
Einzelheiten vielleicht ein wenig anderer Meinung sein könnte,
da sind es schließlich doch auch nur rein ästhetische Erwägungen,
die etwa zu verschiedenen Entscheidungen führen. Denn gerade
so, wie in der Geschichte keine andere Richtschnur herrscht als
die der Wahrheit, der Tatsächlichkeit, so herrscht in der Kunst,
in der Literatur auch nur die Richtschnur der Kunst. Wenn
daher Baumgartner und wir anderen gemeinsam mit ihm
gewisse Werke und Richtungen geringer bewerten, als es andere
tun, so geschieht es vor allem aus ästhetischen Gründen. Freilich
hängen ästhetische Gründe mit ethischen und logischen, mit
religiösen und philosophischen enge zusammen. Das Schöne
ist nur Ausdruck, Erscheinung des Wahren, Guten und
Rechten. Das Unschöne ist Ausdruck und Erscheinung
des Unwahren, Unwesentlichen, Schlechten. Die Geschicklichkeit,
die Meisterschaft, die Kunst des Stiles, die etwa Voltaire oder
Zola auf Darstellung des Negativen verwenden, ist gerade so
widerkünstlerisch, so unästhetisch, so wertlos, wie etwa die Ge¬
schicklichkeit, die ein Mathematiker darauf verwendet, zu be¬
wveisen, daß zweimal zwei fünf ist. So wenig man diesem die
Technik der glänzenden, aber täuschenden Beweisführung zugute
halten darf, so wenig darf man dem Darsteller des Verkehrten
seine Darstellungskunst als Vorzug anrechnen. Denn gerade sie
ist die größte ästhetische Geschmacklosigkeit. Wir alle streben die
höchste, idealste Kunst an, die in unserer Zeit, bei unserer
Nation möglich ist. Die Klärung über unser Ziel kann nur durch
Kritik der ganzen literarischen Vergangenheit geschehen. Baum¬
gartners Geschichte der Weltliteratur soll der modernen Pro¬
dektion, der Kritik, dem Verständnis die Wege bereiten.
Um all das, was ich über Baumgartner gesagt habe, an
##em Gegenbeispiel zu zeigen, greife ich aus den Erscheinungen
t“ letzten Zeit ein Werk heraus, das geradezu typisch die Idee
er Weltliteratur und einer nationalen Literatur vertritt, wie
sie der von Baumgartner und uns vertretenen entgegengesetzt ist.
Es ist dies der erfolgreiche Roman von Artur Schnitzler
„Der Weg ins Freie“. Man hat oft gewisse Werke als
katholisch tendenziös angeklagt und deshalb abweisen wollen.
box 3/3
Eigenftin, Hadgier und Kreineichten
Schweiz bedient sich
der Unternehmer siegreich hervor, so dauert es jedenfalls
in
elektrischen Kraft,
Jahre, bis er sein Ziel erreicht. Denn noch zahllose
die Bäuerin gewisse
verläßliche Orientierung. Die Weltgeschichte hat nur zwei Akte,
1%
den einen vor und den anderen nach Christus. Dieser christliche
ort.
Standpunkt ist aber keine Einseitigkeit, kein Verzicht, im Gegen¬
teil, er ist der beste Ausgangspunkt, alles andere vorurteilslos
Nachdruck verboten.
und mit hingebender Liebe zu würdigen. Das beweist ja eben
der Vorgang Friedrich Schlegels, das beweist noch mehr einer
National¬
seiner Nachfolger und Erfüller: Alexander Baum¬
gartner. So wie nur Schlegel von seinem Standpunkte aus
r.
die Idee der Weltliteratur ergreifen konnte, so hat tatsächlich
Kralik.
auch kein anderer Standpunkt als der Baumgartners ein solches
Idee einer Weltliteratur
Monumentalwerk wie dessen „Geschichte der Welt¬
kt Liebe gepflegt. Weniger
literatur“ erstehen lassen können.
ser Idee der Romantik
Ich komme auf diese Gedankenreihen, da soeben zu meiner
gel, und noch weniger
Freude der Herdersche Verlag eine Anzeige ausschickt, daß die
e Ergänzung der anderen
lang erwartete Fortsetzung'nun bald erscheinen soll. Nach den fünf
Idee, die auch erst von
ersten Bänden, welche die Literaturen Westasiens und Aegyptens,
und ausgebildet wurde.
Indiens und Ostasiens, Griechenlands und Roms sowie der späteren
erst aus der Beschäftigung
griechischen und lateinischen Literatur, endlich Frankreichs
hernd zutreffendes Bild der
umfaßten, soll noch im Laufe dieses Jahres der sechste Band
pwie sie anderseits aus dem
mit der italienischen Literatur erscheinen: Gerne möchte ich durch
ssen, zum breitesten Rahmen
ungeduldiges Drängen die Erscheinung dieses und der weiteren
früheren Geistesrichtung,
Bände beschleunigen. Denn ich halte die Vollendung des ganzen
baren diese Ideen ganz
Werkes für eine Sache höchster Wichtigkeit. Es wird ein Bau
nd keine Nationen, sondern
sein, vor dem keiner vorüber kann. Die sonstigen Werke, die
ationell zu bilden war.
man et### damit vergleichen wollte, versagen bei der Vergleichung:
antiker, was vor allen
Sie ###nseitiger, roher und vor allem weitaus unvollständiger,
te, die Doppelidee der
endligg #ch im einzelnen unzuverläßlicher.
mer bei seinen Vorgängern,
Baumgartner komm es zugute, daß er auch eine andere
Klarheit zu fassen? Es
Forderung der Romantik erfüllt, die der Einheit von Wissen¬
ntrum aller geistigen
schaft und Kunst. Er ist selber Dichter, und kann seine wissen¬
identisch mit dem des
schaftliche Darstellung durch eigene Nachbildungen erläutern.
itende Faden durch die
Von den beiden andern Hauptvertretern einer Weltliteratur¬
s des Christentums zu den
geschichte ist der eine, Scherr, zu viel, der andere, Karpeles, zu
tenden Offenbarung zur
wenig Dichter, beide aber sind wissenschaftlich nicht qualifiziert.
echten Anfang und kein
Wie steht es aber mit dem ästhetischen Urteil? Ist es bei
lpunkt, das Christentum.
Baumgartner nicht etwa konfessionell voreingenommen? Das ist
Zeiten. Es ist kein
eine wichtige Frage und von ihrer richtigen Beantwortung
die Jahre vor
hängt das Verständnis seiner ganzen Arbeit ab. Baumgartner
gibt keine andere
—A.. zusrieden
„
geben, stille stehn zu müssen, indessen rings um uns
alles in Bewegung, alles im Vorwärtsschreiten und Er¬
erteilt freilich nach festen Prinzipien der Aesthetik, aber meines
Erachtens eben nur nach Prinzipien der Aesthetik. Wo man in
Einzelheiten vielleicht ein wenig anderer Meinung sein könnte,
da sind es schließlich doch auch nur rein ästhetische Erwägungen,
die etwa zu verschiedenen Entscheidungen führen. Denn gerade
so, wie in der Geschichte keine andere Richtschnur herrscht als
die der Wahrheit, der Tatsächlichkeit, so herrscht in der Kunst,
in der Literatur auch nur die Richtschnur der Kunst. Wenn
daher Baumgartner und wir anderen gemeinsam mit ihm
gewisse Werke und Richtungen geringer bewerten, als es andere
tun, so geschieht es vor allem aus ästhetischen Gründen. Freilich
hängen ästhetische Gründe mit ethischen und logischen, mit
religiösen und philosophischen enge zusammen. Das Schöne
ist nur Ausdruck, Erscheinung des Wahren, Guten und
Rechten. Das Unschöne ist Ausdruck und Erscheinung
des Unwahren, Unwesentlichen, Schlechten. Die Geschicklichkeit,
die Meisterschaft, die Kunst des Stiles, die etwa Voltaire oder
Zola auf Darstellung des Negativen verwenden, ist gerade so
widerkünstlerisch, so unästhetisch, so wertlos, wie etwa die Ge¬
schicklichkeit, die ein Mathematiker darauf verwendet, zu be¬
wveisen, daß zweimal zwei fünf ist. So wenig man diesem die
Technik der glänzenden, aber täuschenden Beweisführung zugute
halten darf, so wenig darf man dem Darsteller des Verkehrten
seine Darstellungskunst als Vorzug anrechnen. Denn gerade sie
ist die größte ästhetische Geschmacklosigkeit. Wir alle streben die
höchste, idealste Kunst an, die in unserer Zeit, bei unserer
Nation möglich ist. Die Klärung über unser Ziel kann nur durch
Kritik der ganzen literarischen Vergangenheit geschehen. Baum¬
gartners Geschichte der Weltliteratur soll der modernen Pro¬
dektion, der Kritik, dem Verständnis die Wege bereiten.
Um all das, was ich über Baumgartner gesagt habe, an
##em Gegenbeispiel zu zeigen, greife ich aus den Erscheinungen
t“ letzten Zeit ein Werk heraus, das geradezu typisch die Idee
er Weltliteratur und einer nationalen Literatur vertritt, wie
sie der von Baumgartner und uns vertretenen entgegengesetzt ist.
Es ist dies der erfolgreiche Roman von Artur Schnitzler
„Der Weg ins Freie“. Man hat oft gewisse Werke als
katholisch tendenziös angeklagt und deshalb abweisen wollen.