23. Der Nec ins Freie
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Ahnung von dieses Volkes geheimnisvollem Los dämmerte in
In diesem Roman nun dreht sich alles um das Judentum
ihm auf“ (137). Doch will er sich nicht taufen lassen, „selbst wenn
von jüdischem Standpunkt aus. Wo man hinsieht, begegnet
es möglich wäre . .. durch solch einen Trug antisemitischer Be¬
man, wie es S. 45 heißt, „nur Juden, die sich schämten,
schränktheit und Schurkerei für alle Zeit zu entrinnnen“ (139).
daß sie Juden waren, oder solchen, die darauf stolz waren
und Angst hatten, man könnte glauben, sie schämten sich.“ Ueber
Interessant ist, daß dem katholischen Religionsunterricht die
ein problematisches Judenstück läßt der Autor einen Grafen
Lektüre Nietzsches und Ibsens als Gegensatz zur Seite gestellt
äußern, wenn es nach ihm ginge, „dürften Stücke von Juden
wird (151). Ein Jude kehrt aus Palästina enttäuscht zurück,
nur von der Budapester Orpheumgesellschaft aufgeführt werden
da er von den jüdischen Ansiedlungen, die sicherem Vernehmen
(S. 54). Ein Jnde glaubt, in menschliche Seelen hineinschauen
nach im Entstehen waren, so gut wie nichts gesehen
zu können, „selbst in die von Katholiken, Adeligen und Deut¬
hatte (165). — „Sie kennen doch die Geschichte von dem
schen, obwohl ich gehört habe, daß gerade das für unsereinen
polnischen Juden, der mit einem Unbekannten im Eisenbahn¬
so unendlich schwer, ja sogar unmöglich sein soll" (59). Der¬
coupé sitzt, sehr manierlich — bis er durch irgend eine Be¬
selbe Jude sagt: „Es braucht nicht viel dazu, um die Selbst¬
merkung des andern darauf kommt, daß der auch ein Jude ist,
verachtung aufzuwecken, die stets in uns schlummert; und wenn
vorauf er sofort mit einem erlösten „ä soi die Beine auf den
das einmal geschehen ist, gibt es keinen Tropf und keinen
Sitz gegenüber ausstreckt. Tief, tief, wie so viele jüdische
Schurken, mit dem wir uns nicht innerlich gegen uns selbst ver¬
Anekdoten. Sie schließt einen Blick auf in die Tragi¬
bünden“ (59). Ein anderer Jude sagt, er habe bisher erst
komödie des heutigen Judentums. Sie drückt
einen einzigen echten Antisemiten kennen gelernt, und das sei
die ewige Wahrheit aus, daß ein Jude vor dem andern nie
ein bekannter Zionistenführer (88). Ein Jude freut sich, daß
wirklichen Respekt hat. Nie ... Von Jugend auf werden wir
ein anderer ungarl cher Jude „die ganze, ihm persönlich so ver¬
darauf hingehetzt, gerade jüdische Eigenheiten als besonders
haßte Feudalbande in irgend einer Weise überlistet und zum
lächerlich oder widerwärtig zu empfinden ... Wenn sich ein
Jude in meiner Gegenwart ungezogen oder lächerlich benimmt,
Narren hielt“ (88)
Interessant ist auch folgende Rede (98): „Wer hat die
befällt mich manchmal ein so peinliches Gefühl, daß ich ver¬
liberale Bewegung in Oesterreich geschaffen? Die Juden. Von
gehen möchte, in die Erde versinken“ (186 f.)
wem sind die Juden verraten und verlassen worden? Von den
Ein alter Jude, eine Art Nathan der Weise, sagt treffend:
Liberalen. Wer hat die deutschnationale Bewegung in Oester¬
„Es gibt auch heutzutage, selbst unter den jungen Leuten, die
reich geschaffen? Die Juden. Von wem sind die Juden im
bei Nietzsche und Ibsen aufgewachsen sind, gerade so viel
Stich gelassen — was sag' ich . . . bespuckt worden wie die
Philister, als es vor dreißig Jahren gegeben hat; sie geben
Hund'? Von den Deutschen! Und geradeso wirds ihnen jetzt
sich nur nicht zu erkennen, außer es geht ihnen selbst an den
ergehen mit dem Sozialismus und dem Kommunismus.“ Ein Wort
Kragen, zum Beispiel, wenn ... ihre Frau Gemahlin ihnen
eines Antisemiten wird so zitiert (129): „Wissenschaft ist das,
plötzlich mit der Idee kommt, sie will sich ausleben... Es
was ein Jud vom andern abschreibt.“
gibt überhaupt keine neue Ideen. Neue Gedankenintensitäten —
Ein Jude fühlt von einem arischen Freunde (132): „In
das ja ... Alle ethischen Ideen sind immer da gewesen“ (215 f.).
der Tiefe der Seele war auch der ihm feindselig gesinnt, gleich
Ein anderer Zug (265): „Gestern zur Mittagszeit geht
all den anderen, die so harmlos an ihm vorbeispazierten.“ Diese
Oskar (ein junger Jude) an der Michaelerkirche vorüber und
Leute sehen sich als die Einheimischen an und die Juden als die
lüftet den Hut. Sie wissen, daß es zurzeit kaum eine Eigen¬
Fremden (132). Das will der Jude nicht zugeben, daher erscheint
schaft gibt, die für eleganter gilt als die Frömmigkeit. Und so
ihm der Zionismus als die schlimmste Heimsuchung, die jemals
bedarf es vielleicht nicht einmal einer weiteren Erklärung, wie
über die Juden hereingebrochen war (135). Die Idee einer Er¬
zum Beispiel die, daß eben ein paar junge Aristokraten aus
richtung des Judenstaates auf religiöser und nationaler Grundlage
der Kirche gekommen sein mögen, vor denen sich Oskar katholisch
erscheint ihm wie eine unsinnige Auflehnung gegen den Geist
gebärden wollte.“ Sein Vater kommt aber dazu und gibt ihm
aller geschichtlichen Entwicklung (136). Die Bezeichnung Jude
eine Ohrfeige.
geht ihm aber in einer neuen düstern Beleuchtung auf. „Eine
Mit Recht wird dem I
überhaupt nicht mehr imstan
zu sehen, als immer und üb
ich so unhöflich wäre, als es
so würde ich Sie ... verfo
Der Jude meint dagegen,
Wahn des Geborgenseins, de
„Sicherheitswahn, der vielle
für den Befallenen viel gefähr
„Für unsere Zeit gibt eskeine 2
wvieder sieht eine Schuld bei de
manchmal nervös, diese jüdis
kennerischen Leute ... Daß
raschen ließ, das blieb ihn
es, die ihnen fehlte . .. Nur
Und der ältere Jude? Er
eigenen Güte, Weisheit un
Sorte Juden, die er nicht
tandenen“ (335).
Tief aus seiner Seele
Wirklichkeit hab ich nämlich
stell mir's sogar wundersc
glaube, es wäre die allerge
nur treiben könnte. Es mu
Ansichten man bekämpft, auch
auch nicht über den Parteien,
oder gegen alle. Ich hab'
sondern die dialektische.“
„Glauben Sie mir, es gibt
mit der sogenannten Weltat
Wehmut und Mitleide
des Judentums. Es ist das
falschen Geleise zu befinden,
Demgegenüber wirkt es ko
wissermaßen als den Wi
vollendetsten Sinn erklärt
geschichtliches Dokument,
jüdischen Autor zu Dank ve
als es jemals ein Katholik
unlösbar erscheint, ist auf
Nutzen aller. Davon ein an
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Ahnung von dieses Volkes geheimnisvollem Los dämmerte in
In diesem Roman nun dreht sich alles um das Judentum
ihm auf“ (137). Doch will er sich nicht taufen lassen, „selbst wenn
von jüdischem Standpunkt aus. Wo man hinsieht, begegnet
es möglich wäre . .. durch solch einen Trug antisemitischer Be¬
man, wie es S. 45 heißt, „nur Juden, die sich schämten,
schränktheit und Schurkerei für alle Zeit zu entrinnnen“ (139).
daß sie Juden waren, oder solchen, die darauf stolz waren
und Angst hatten, man könnte glauben, sie schämten sich.“ Ueber
Interessant ist, daß dem katholischen Religionsunterricht die
ein problematisches Judenstück läßt der Autor einen Grafen
Lektüre Nietzsches und Ibsens als Gegensatz zur Seite gestellt
äußern, wenn es nach ihm ginge, „dürften Stücke von Juden
wird (151). Ein Jude kehrt aus Palästina enttäuscht zurück,
nur von der Budapester Orpheumgesellschaft aufgeführt werden
da er von den jüdischen Ansiedlungen, die sicherem Vernehmen
(S. 54). Ein Jnde glaubt, in menschliche Seelen hineinschauen
nach im Entstehen waren, so gut wie nichts gesehen
zu können, „selbst in die von Katholiken, Adeligen und Deut¬
hatte (165). — „Sie kennen doch die Geschichte von dem
schen, obwohl ich gehört habe, daß gerade das für unsereinen
polnischen Juden, der mit einem Unbekannten im Eisenbahn¬
so unendlich schwer, ja sogar unmöglich sein soll" (59). Der¬
coupé sitzt, sehr manierlich — bis er durch irgend eine Be¬
selbe Jude sagt: „Es braucht nicht viel dazu, um die Selbst¬
merkung des andern darauf kommt, daß der auch ein Jude ist,
verachtung aufzuwecken, die stets in uns schlummert; und wenn
vorauf er sofort mit einem erlösten „ä soi die Beine auf den
das einmal geschehen ist, gibt es keinen Tropf und keinen
Sitz gegenüber ausstreckt. Tief, tief, wie so viele jüdische
Schurken, mit dem wir uns nicht innerlich gegen uns selbst ver¬
Anekdoten. Sie schließt einen Blick auf in die Tragi¬
bünden“ (59). Ein anderer Jude sagt, er habe bisher erst
komödie des heutigen Judentums. Sie drückt
einen einzigen echten Antisemiten kennen gelernt, und das sei
die ewige Wahrheit aus, daß ein Jude vor dem andern nie
ein bekannter Zionistenführer (88). Ein Jude freut sich, daß
wirklichen Respekt hat. Nie ... Von Jugend auf werden wir
ein anderer ungarl cher Jude „die ganze, ihm persönlich so ver¬
darauf hingehetzt, gerade jüdische Eigenheiten als besonders
haßte Feudalbande in irgend einer Weise überlistet und zum
lächerlich oder widerwärtig zu empfinden ... Wenn sich ein
Jude in meiner Gegenwart ungezogen oder lächerlich benimmt,
Narren hielt“ (88)
Interessant ist auch folgende Rede (98): „Wer hat die
befällt mich manchmal ein so peinliches Gefühl, daß ich ver¬
liberale Bewegung in Oesterreich geschaffen? Die Juden. Von
gehen möchte, in die Erde versinken“ (186 f.)
wem sind die Juden verraten und verlassen worden? Von den
Ein alter Jude, eine Art Nathan der Weise, sagt treffend:
Liberalen. Wer hat die deutschnationale Bewegung in Oester¬
„Es gibt auch heutzutage, selbst unter den jungen Leuten, die
reich geschaffen? Die Juden. Von wem sind die Juden im
bei Nietzsche und Ibsen aufgewachsen sind, gerade so viel
Stich gelassen — was sag' ich . . . bespuckt worden wie die
Philister, als es vor dreißig Jahren gegeben hat; sie geben
Hund'? Von den Deutschen! Und geradeso wirds ihnen jetzt
sich nur nicht zu erkennen, außer es geht ihnen selbst an den
ergehen mit dem Sozialismus und dem Kommunismus.“ Ein Wort
Kragen, zum Beispiel, wenn ... ihre Frau Gemahlin ihnen
eines Antisemiten wird so zitiert (129): „Wissenschaft ist das,
plötzlich mit der Idee kommt, sie will sich ausleben... Es
was ein Jud vom andern abschreibt.“
gibt überhaupt keine neue Ideen. Neue Gedankenintensitäten —
Ein Jude fühlt von einem arischen Freunde (132): „In
das ja ... Alle ethischen Ideen sind immer da gewesen“ (215 f.).
der Tiefe der Seele war auch der ihm feindselig gesinnt, gleich
Ein anderer Zug (265): „Gestern zur Mittagszeit geht
all den anderen, die so harmlos an ihm vorbeispazierten.“ Diese
Oskar (ein junger Jude) an der Michaelerkirche vorüber und
Leute sehen sich als die Einheimischen an und die Juden als die
lüftet den Hut. Sie wissen, daß es zurzeit kaum eine Eigen¬
Fremden (132). Das will der Jude nicht zugeben, daher erscheint
schaft gibt, die für eleganter gilt als die Frömmigkeit. Und so
ihm der Zionismus als die schlimmste Heimsuchung, die jemals
bedarf es vielleicht nicht einmal einer weiteren Erklärung, wie
über die Juden hereingebrochen war (135). Die Idee einer Er¬
zum Beispiel die, daß eben ein paar junge Aristokraten aus
richtung des Judenstaates auf religiöser und nationaler Grundlage
der Kirche gekommen sein mögen, vor denen sich Oskar katholisch
erscheint ihm wie eine unsinnige Auflehnung gegen den Geist
gebärden wollte.“ Sein Vater kommt aber dazu und gibt ihm
aller geschichtlichen Entwicklung (136). Die Bezeichnung Jude
eine Ohrfeige.
geht ihm aber in einer neuen düstern Beleuchtung auf. „Eine
Mit Recht wird dem I
überhaupt nicht mehr imstan
zu sehen, als immer und üb
ich so unhöflich wäre, als es
so würde ich Sie ... verfo
Der Jude meint dagegen,
Wahn des Geborgenseins, de
„Sicherheitswahn, der vielle
für den Befallenen viel gefähr
„Für unsere Zeit gibt eskeine 2
wvieder sieht eine Schuld bei de
manchmal nervös, diese jüdis
kennerischen Leute ... Daß
raschen ließ, das blieb ihn
es, die ihnen fehlte . .. Nur
Und der ältere Jude? Er
eigenen Güte, Weisheit un
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tandenen“ (335).
Tief aus seiner Seele
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stell mir's sogar wundersc
glaube, es wäre die allerge
nur treiben könnte. Es mu
Ansichten man bekämpft, auch
auch nicht über den Parteien,
oder gegen alle. Ich hab'
sondern die dialektische.“
„Glauben Sie mir, es gibt
mit der sogenannten Weltat
Wehmut und Mitleide
des Judentums. Es ist das
falschen Geleise zu befinden,
Demgegenüber wirkt es ko
wissermaßen als den Wi
vollendetsten Sinn erklärt
geschichtliches Dokument,
jüdischen Autor zu Dank ve
als es jemals ein Katholik
unlösbar erscheint, ist auf
Nutzen aller. Davon ein an