I, Erzählende Schriften 23, Der Weg ins Freie. Roman (Die Entrüsteten), Seite 274

ins Freie
23. Der Ne.
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Die schone Literatur.
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Beilage zum Literarischen Zentralblatt
für Deutschland.
Herausgeber Prof. Dr. Ed. Zarucke in Leipzig, Braustraße 2.
10. Jahrg.
Nr. 7.
Verlegt von Eduard Avenarins in Leipzig, Roßstraße 5/7.
Preis halbjährlich 3 Mark.
— 27. März 1909.—
Erscheint vierzehntäglich.
Dramen. Araufführungen (111): Hauptmann, Griselda. Schmidt, Nur
Inhalt.
ein Traum. Müller=Eberhart, Das Kind. Testoni. Das Modell. Lauff,
Moderne Romane (105): Schnitzler. Der Weg ins Freie. Bartsch, Die vier
Haindlkinder. Burckhard. Die Insel der Seligen. Keller, Unterlehrer
Kraus. Rudelli, Frühlingswehen. Hofmann. Die Eroberung der Luft.
Gurseungen. Tochter des Margus, Dostoleweit, Die srende Frat und
Gesammelte Erzählungen und Novellen (10y): Lücke, Bergtod. Rosegger,
Ein ehrlicher Dieb. Mistral, Erinnerungen und
der Mann unterm Bett;
Alpensommer. Hügli, Die Hochzeitsfahrt. Schrams, Opfer. Dreßler,
Erzählungen. Lagerlö
Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgerson mit
Der Lebensgarten. Jaroljmek. Von Leidenden und Befreiten. Auernheimer,
f.
den Wildgänsen, 2. Band. Krag. Wandersman
Die man nicht heiratet. Iltz, Sinfonia erotica und andere Novellen. Oeser,
Zeitschriften (121). Mitteilungen (126).
Zweisimmen. Ruseler, Die gläserne Wand.
Alphabetisches Inhaltsverzeichnis.
(112.)
Hauptmann, G., Griselda.
Uberst a. 5. Franzsischen von E. v. Kragz. (120.
Auernheimer, R., Die man nicht heiratet.
Hirsch, H., Das Wunder.
(111.)
Müller=Eberhart, W., Das Kind. (115.)
Barr, A. C., Der Teufelsgroschen. Autoris. Uebers.
der Luft. (109.)
Hofmann, O., Die Eroberung
Oeser, H., Zweisimmen. (111.)
aus dem Englischen von A. Peuker. (119.)
(110.)
Hügli, E., Die Hochzeitsfahrt.
Rosegger, P., Alpensommer. (110.)
Bartsch, R. H., Die vier Haindlkinder. (107.)
und Befreiten. (110.)
Faroljmek, E., Von Leidenden
Rudelli, W., Frühlingswehen. 2.
Auflage.
Burckhard, M., Die Insel der Seligen.
(109.
Ilt, W. B., Sinfonia erotica u. andere Novellen. (111.)
108.)
Ruseler, G., Die gläserne Wand. Legenden und klein
Dostojewski, F. M., Die fremde Frau und der Mann
108.)
Keller, H., Unterlehrer Kraus.
Geschichten.
(111.)
unterm Bett. Ein ehrlicher Dieb. Zwei Erzählungen.
Krag, W., Wandersmann. Deutsch v. Leskien. (121.)
Deutsch v. I#=Schak. (120.)
Schmidt, L., Nur ein Traum. (114.)
Lagerlöf, S., Wunderbare Reise des kleinen Nils
Schnitzler A., Der' Weg ins Freie. (105.)
Dreßlez#. jun., Der Lebensgarten. (110.)
Holgerson mit den Wildgänsen. 2. Band. Uebersetzung
Schrams, A., Opfer. (110.)
Gu##h, I., Die Tochter des Marquis. Historischer
aus dem Schwedischen von P. Kleiber. (121.)
Testoni, A., Das Modell. (116.)
öman. Autorisierte Uebers. aus d. Französischen von
Lauff, I., Der Deichgraf. (116.)
Weinert, L., Die stärkere Stunde. (118.)
K. Rheinau. (120.)
Lücke, G. P., Bergtod. (109.)
Cnen
zeichnen, lauter geistvolle Paradoxe, reinste Verkörperunge
Moderne Romane.
eines tatsächlich vorhandenen österreichischen Prinzips; die
Gestalten haben in ihrer ungemeinen Schärfe und feinen Aus
Schnitzler, Arthur, Der Weg ins Freie. Berlin, 1908. Fischer.
S) 1 4.
prägung durchaus etwas Gedankliches. Sie sind nur
einer Fläche gesehen. Was die Analyse innerhalb diese
Bartsch, Rudolf Hans, Die vier Haindlkinder. Leipzig, 1908.
Fläche betrifft, ist nach wie vor die Meisterschaft unbestrei
Staackmann. (334 S. 8.) „4 4.
bar. Aber gerade unser Roman läßt auf Schritt und Trit
Burckhard, Max, Die Insel der Seligen. Berlin, 1908. Fischer.
die Einseitigkeit dieser wienerischen, allzu wienerischen, da
(344 S. 8.) „ 4.
Wienerische potenzierenden Begabung fühlen. Dieser Geor,
Keller, Heinrich, Unterlehrer Kraus. Berlin, 1908. Fleischel & Co.
v. Wergenthin dilettiert in allem. Er führt Gespräche, die
(281 S. 8.) M 3, 50.
ihn innerlich nicht das Geringste angehen, hauptsächlich
Rudelli, W., Frühlingswehen. 2. Auflage. Leipzig, 1908. Volger.
die Judenfrage, er sieht Schicksale mit an, die mit dem seiner
(510 S. 8.) „ 4.
kaum durch gedankliche, keinesfalls aber durch lebendige Be¬
Hofmann, Oskar, Die Eroberung der Luft. Berlin, 1908. See¬
ziehungen verknüpft sind, und das einzige, was tiefer in sein
mann. (239 S. 8.) J4 1, 80.
Innenleben greift, das Verhältnis zu Anna und deren Mutter¬
schaft, gleitet auch schließlich als nur halb erlebte Episode
Wenn ein Meister die Form verliert oder verschmäht,
an ihm ab. In diesem Verhältnis zweier differenzierter
ist das unzweifelhaft unangenehmer, als wenn ein Tastender
Menschen freilich und vor allem in Annas Gestalt, in ihrer
sie sucht. In dieser jüngsten Arbeit hat Schnitzler einen
unendlichen Güte und ihrem tiefen Verständnis für eben jene
Gesellschaftsroman und einen Erziehungsroman zusammen¬
Differenziertheit, in der wundervollen Verschwiegenheit und
geschweißt, etwas unorganisch, etwas gewaltsam, und dabei
Verschleierung, in der sie durch den Roman geht, als die
kommt das eine über dem anderen zu kurz. Die Gesellschaft
einzige echt instinktive, noch mit den Tiefen der Natur ver¬
ist zu eng, zu beschränkt und zu wenig einheitlich, als daß
bundene, noch nicht vom Geiste entwurzelte Seele: darin
ihre Darstellung ein geschlossenes Ganze ergeben könnte, und
atmet feinste Schnitzlerische Kunst. Hier verehrt der fast
die Entwicklung dessen, der aus dieser Gesellschaft den Weg
grausame Beobachter, der kalte Experimentator die reine
ins Freie findet, zu schwächlich, zu ergebnislos und zu breit.
Größe des Lebens, über die er sonst in geistvollen Ge¬
Ein Mangel bedingt den anderen: in der dichterischen Ge¬
sprächen und paradoxen Schicksalen hinwegspielt. Alle übrigen
staltung wie in der Wirklichkeit. Ein gewisser, in der Tat
ich
Menschen sind Dilettanten des Lebens. Sie alle his
sehr charakteristischer Ausschnitt des Wiener Lebens konnte
auch im Roman, der mehr Wirklichkeitsschwere verlangt als
keine entsprechendere Darstellung finden, als in diesen zwischen
ein dramatisierter Essai oder eine Novelle, nicht von der
gesellschaftlichem und persönlichem Leben schwankenden und
müden Weisheit losmachen können: „Wir spielen alle, wer
deshalb das eine wie das andere nicht genügend erfüllenden
es weiß, ist klug.“ Diese Lebensanschauung taugt nicht für
Bildern, Gesprächen, Erlebnissen und Menschen. Ein ge¬
die Romanform: soviel wird man mit Sicherheit von ihr
wisser Ausschnitt. Diese Gesellschaftsschicht repräsentiert nicht
sagen können. Schon deshalb, weil sie von solcher Beschaffen¬
Wien in dem Maße, in dem sie vielleicht gerade vermöge
heit ist, daß man auch mit ihr wieder nur spielen kann.
der Schnitzlerschen Kunst dem Auslande gegenüber repräsen¬
Leben wird man nie mit ihr können. Und das Leben dieser
tativ wirkt. Es ist vielleicht notwendig, das öfter zu sagen.
Menschen hat in der Tat etwas Schattenhaftes. Sie haben
Diese Menschen sind, um es ein wenig überdeutlich zu be¬
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Beilage zu Nr. 13 des Lit. Zentralbl. f. Deutschland.