23. Der Meg ins Freie
a# K d eie. dere elhe e
3•3
vie nicht um die Dinge herumgehen, sondern mitten hindurch,
können nie ganz frei sein von der Schwere eben dieser Wirk¬
lichkeit. Den Nebenpersonen, die mehr mit den Zuständen
verwachsen sind, kommt diese Wirklichkeitstreue, dieser sach¬
kundige und gediegene Realismus in der Auffassung des
kleinbürgerlichen und des Schullebens sehr zu statten. Alles,
was sich um den Helden bewegt, ist von starker Lebendig¬
s ge¬
keit. Und man hat allen Grund, den schon vielfach
umen
treuen Schilderer erprobten Verf. auch diesmal:
zu heißen.
In dem Romane von Rudelli sind eine unendlich #reite,
idyllisch=pastorale und eine romantisch=feudale Familiengeschichte
mit sentimental=lyrischem Einschlag sehr geduldig und fleißig,
aber etwas eintönig ineinandergewoben. Hübse, namentlich
idyllische Einzelheiten gehen in der Uferlosigkeit des Romanes
unter.
Der Luftschiffroman von Hofmann ist eine mit nicht
allzu viel Phantasie und Originalität gearbeitete, allzu billige
Verniade.
Hermann Ullmann.
7
Telephon 12.801.
#1 —
OBSERVEI
S
I österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Geni, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
tschesVolksblatt, Wier
Ausschnitt aus:
27. MRZ. 1909
vom:
Frrurtdtages eine Festfeier.
*Bezahlte Ohrseigen.] Daß die „Neue Freie Welt¬
jüdin“ von der Fichtegasse um Geld für alles zu haben
sei, hat ssie unlängst in ihrem Hinterteile bekanntlich selbst
zum Abdrucke gebracht; daß sie damals einem Spaßvogel
aufgesessen, ändert ja nichts an der Tatsache an sich. In
hrer Feiertagsnummen hat aber das alte Kupplerblatt selbst
diese Leistung mit dem Beweise überboten, daß sie gegen
Geld, vorausgesetzt, daß es im voraus bezahlt wird, auch
Ohrfeigen einstelt; versteht sich zu einem erhöhten Tarife,
wenn die Ohrfeige recht saftig auszufallen droht. So und
nicht anders ist das folgende „kleine“ Inserat einer wahr¬
scheinlich stammesverwandten „Idealistin“ zu verstehen:
„Intelligentes Fräulein wünscht ideale Korrespondenz
mit akademisch gebildetem Herrn (Mediziner israc¬
litischer Konsession ausgeschlossen). Nicht¬
anonyme Anträge 2c.
Artur Schnitzler, ein alter Mitarbeiter eben dieses
Blättes, lätl i see neuesten Romane „Der Weg ins
Freie“ einen alten Juden sagen: „Es braucht nicht viel
dazu, um die Selbstverachtung aufzuwecken, die stets
in uns schlummert; und wenn das einmal geschehen
ist, gibt es keinen Tropf und keinen Schurken, mit dem wir
uns nicht innerlich gegen uns selbst verbünden.“ Ein Muster
wie diese Selbstverachtung der Juden in der Praxis sich ber
bewährt, bildet das obige kleine Beispiel: Gegen Vorau##
bezahlung stecken sie sogar Ohrfeigen ein!
An
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Telepht
D
O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
1
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
0
(Quollenangabe ohne Gewähr.)
* Ausschnitsenblätt für den deutschen Buchhanel
vom:
65
KLeDzig
2
Die meistgelesenen Bücher des Jahres 1908. — Die
iktion des Literarischen Echos hat wie alljährlich auch diesmal
einer großen Anzahl von deutschen Leihbibliotheken, auch des
zuslands, eine Umfrage nach den meistbegehrten Büchern ge¬
halten. Als Ergebnis der Antworten von 131 Leihbibliotheken
gibt sie die folgende Aufstellung der zwölf meistbegehrten Bücher
die gegen die vorige Aufstellung dadurch eine Verschiebung erfährt
daß diesmal (auf nicht gebilligten Wunsch) das Kalenderjahr 1908
als Zeitraum gewählt ist, während die früheren Aufstellungen die
wegen der gegen Weihnachten lebhafteren Verlagstätigkeit zweck¬
mäßigere Zeit vom 1. Oktober bis 1. Oktober umfaßt haben
Genannt wurden:
71 mal
H. Sudermann, Das hohe Lied
G. Hermann, Henriette Jacoby
54 „
46
Jettchen Gebert
47 „
C. Viebig, Das Kreuz im Venn
41
J. C. Heer, Laubgewind
38
O. Ernst, Semper der Jüngling
R. Herzog, Der Abenteurer
#
35
E. Stilgebauer, Das Liebesnest
33
R. Stratz, Herzblut
7
32
A. Schnitzler, Der Weg ins Freie
27
G. Frhr. von Ompteda, Minne
gehen
23
E. Zahn, Die da kommen und
Telephon 12801.
O I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
0
4
Vertretungen
∆ in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
C Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quelienangabe ohne Gewähr.)
00
Ausschnitt auf;
8
Allgemläihes LW#turblatt. Wien
E vom:
WAA
R TUF SCHHIZICT (II) Destchlt die Wiener
Gesellschaft aus Juden, unter desten nür hier und da ein Christ
auftaucht, der von ihnen mit einer gewissen Uberlegenheit be¬
landelt wird, es aber mit der Moral gerade so leicht nimmt wie
die übrigen. Wir begegnen keinem einzigen sittlich gefestigten oder
auch nur sympathischen Charakter in dem Buche, ausgenommen
vielleicht zwei alte Juden, die mit würdevollen Reden sehr frei¬
gebig sind. Die Judenfrage wird in langen Diskussionen von allen
Seiten beleuchtet, was nicht dazu beitrügt, die Lektüre unterhaltend
zu machen. Auch der Schluß befriedigt nicht: man kann sich des
Gedankens nicht erwehren, daß der talentierte, aber energielose
Held im Auslande, wohin der „Weg ins Freie“ ihn führt, es ebenso
wenig zu etwas bringen wird wie in Wien, wo sein Talent sich
keine Geltung verschaffen konnte.
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vie nicht um die Dinge herumgehen, sondern mitten hindurch,
können nie ganz frei sein von der Schwere eben dieser Wirk¬
lichkeit. Den Nebenpersonen, die mehr mit den Zuständen
verwachsen sind, kommt diese Wirklichkeitstreue, dieser sach¬
kundige und gediegene Realismus in der Auffassung des
kleinbürgerlichen und des Schullebens sehr zu statten. Alles,
was sich um den Helden bewegt, ist von starker Lebendig¬
s ge¬
keit. Und man hat allen Grund, den schon vielfach
umen
treuen Schilderer erprobten Verf. auch diesmal:
zu heißen.
In dem Romane von Rudelli sind eine unendlich #reite,
idyllisch=pastorale und eine romantisch=feudale Familiengeschichte
mit sentimental=lyrischem Einschlag sehr geduldig und fleißig,
aber etwas eintönig ineinandergewoben. Hübse, namentlich
idyllische Einzelheiten gehen in der Uferlosigkeit des Romanes
unter.
Der Luftschiffroman von Hofmann ist eine mit nicht
allzu viel Phantasie und Originalität gearbeitete, allzu billige
Verniade.
Hermann Ullmann.
7
Telephon 12.801.
#1 —
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I österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Geni, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
tschesVolksblatt, Wier
Ausschnitt aus:
27. MRZ. 1909
vom:
Frrurtdtages eine Festfeier.
*Bezahlte Ohrseigen.] Daß die „Neue Freie Welt¬
jüdin“ von der Fichtegasse um Geld für alles zu haben
sei, hat ssie unlängst in ihrem Hinterteile bekanntlich selbst
zum Abdrucke gebracht; daß sie damals einem Spaßvogel
aufgesessen, ändert ja nichts an der Tatsache an sich. In
hrer Feiertagsnummen hat aber das alte Kupplerblatt selbst
diese Leistung mit dem Beweise überboten, daß sie gegen
Geld, vorausgesetzt, daß es im voraus bezahlt wird, auch
Ohrfeigen einstelt; versteht sich zu einem erhöhten Tarife,
wenn die Ohrfeige recht saftig auszufallen droht. So und
nicht anders ist das folgende „kleine“ Inserat einer wahr¬
scheinlich stammesverwandten „Idealistin“ zu verstehen:
„Intelligentes Fräulein wünscht ideale Korrespondenz
mit akademisch gebildetem Herrn (Mediziner israc¬
litischer Konsession ausgeschlossen). Nicht¬
anonyme Anträge 2c.
Artur Schnitzler, ein alter Mitarbeiter eben dieses
Blättes, lätl i see neuesten Romane „Der Weg ins
Freie“ einen alten Juden sagen: „Es braucht nicht viel
dazu, um die Selbstverachtung aufzuwecken, die stets
in uns schlummert; und wenn das einmal geschehen
ist, gibt es keinen Tropf und keinen Schurken, mit dem wir
uns nicht innerlich gegen uns selbst verbünden.“ Ein Muster
wie diese Selbstverachtung der Juden in der Praxis sich ber
bewährt, bildet das obige kleine Beispiel: Gegen Vorau##
bezahlung stecken sie sogar Ohrfeigen ein!
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Wien, I., Concordiaplatz 4.
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in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
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Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
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65
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2
Die meistgelesenen Bücher des Jahres 1908. — Die
iktion des Literarischen Echos hat wie alljährlich auch diesmal
einer großen Anzahl von deutschen Leihbibliotheken, auch des
zuslands, eine Umfrage nach den meistbegehrten Büchern ge¬
halten. Als Ergebnis der Antworten von 131 Leihbibliotheken
gibt sie die folgende Aufstellung der zwölf meistbegehrten Bücher
die gegen die vorige Aufstellung dadurch eine Verschiebung erfährt
daß diesmal (auf nicht gebilligten Wunsch) das Kalenderjahr 1908
als Zeitraum gewählt ist, während die früheren Aufstellungen die
wegen der gegen Weihnachten lebhafteren Verlagstätigkeit zweck¬
mäßigere Zeit vom 1. Oktober bis 1. Oktober umfaßt haben
Genannt wurden:
71 mal
H. Sudermann, Das hohe Lied
G. Hermann, Henriette Jacoby
54 „
46
Jettchen Gebert
47 „
C. Viebig, Das Kreuz im Venn
41
J. C. Heer, Laubgewind
38
O. Ernst, Semper der Jüngling
R. Herzog, Der Abenteurer
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35
E. Stilgebauer, Das Liebesnest
33
R. Stratz, Herzblut
7
32
A. Schnitzler, Der Weg ins Freie
27
G. Frhr. von Ompteda, Minne
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E. Zahn, Die da kommen und
Telephon 12801.
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hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
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Gesellschaft aus Juden, unter desten nür hier und da ein Christ
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die übrigen. Wir begegnen keinem einzigen sittlich gefestigten oder
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vielleicht zwei alte Juden, die mit würdevollen Reden sehr frei¬
gebig sind. Die Judenfrage wird in langen Diskussionen von allen
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zu machen. Auch der Schluß befriedigt nicht: man kann sich des
Gedankens nicht erwehren, daß der talentierte, aber energielose
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