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13. Exzentr
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JDSERWEK“
L.österr. behördl. Kux. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wie, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapst, Chicago, Genf, London, New-York,
Paris, Rom, Mailaid, Stockholm, Christiania, St. Petersburg.
(Qullenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aug
eues Wiener Jnurnal
vom: SLPEBU5
genlächt würde.
(Wohltätigkeitssoiree.) Die für Frau Leontine
v. Herpay gestern im Bösendorfer=Saale veranstaltete Soiree
ergab leißer Iin finanzielles Fiasko. Es ist dies, man mag wie
immer sher die traurige Heldin der Mürzzuschlager Ehetragödie
denken, tief bedauerlich, denn Frau v. Hervay hatte große Hoff¬
nutigen auf diese Soiree gesetzt, mit deren Ertrage sie sich eine
bescheidene Existenz gründen wollte. Aber auch das Pro¬
gramm des Abends rechtfertigte keineswegs die gähnende Leere
„des Saales. Sieht man von Herrn Felix Salten ab, der
einer guten Pointe wegen ein altes und ziemlich langweiliges
Feuilleton vorzulesen das Bedürfnis hatte, so waren es — bis
auf eine, die auch neu war — durchwegs gute, auf ihre Wirkung
gewiß schon oft erprobte Darbietungen. Das Neue stellte Doktor
Max Burckhard mit seinen „Szenen aus einer Novelle“
bei, in der er eine köstliche Satire auf ein gewisses
Beamtentum bot. Die Figuren, die er zeichnet, sind keine
Karikaturen, man hat das Gefühl, daß es gut geschaute
Personen aus der unmittelbaren Gegenwart sind, die er uns
vorführt. Man möchte sie mit ihren Namen anreden, so gut bekannt
kommen sie einem vor. Der Herr Sektionschef, der Sektionsrat
und die Bezirkshauptleute. Fräulein Adele Sandrock
brachte in anregender Abwechslung Ernstes und Heiteres
Klage“
von Detlev Liliencron,
„Die
(„Ein Geheimnis“
Lubwig
von Gottfried Keller und „Der Kohlenwagen“ von
großen
Thoma) und erzielte mit den Darbietungen beider Genres
Effekt. Die heitere Wirkung schlug schließlich auch Hermann
Bahr aus Schnitzlers humorvoller Skizze „Exzentrik“ heraus,
die seinerzeit in der „Jugend“ veröffentlicht war. Alles in allem
ein genußreicher Abend, der einen besseren Besuch verdient hätte.
„OBSERVER“
L österr. behördl. konz. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, New-York,
Paris, Rom, Mailand, Stockholm, Christiania, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: DIE ZEIT, WIEN
vom:
3FEB.0b (Tägliche Ausgabe)
„la Wohltätigkeitssoiree. Durch das Medium
Ener Wohltätigkeitsveranstaltung ergab sich
gostern im Bösendorfer=Saale ein Abend von
ausgezeichneten literarischen Qualitäten, in dem
Namen und Darbietung einander die Wage
hielten. Es ergab sich ein intim aufeinander
abgestimmter Zusammenklang von reinstem
Ton, ein Kreis, der verschiedene literarische
Proben wie ein Probestück österreichischer Kunst
und Kultur der Gegenwart in sich schloß. Wie
zu Gaste geladen waren Gottfried Keller, der
große Schweizer, und Detlev Lilieneron, der
große Holste. Ihrer Lyrik war Adele Sand¬
rock eine hingebende und kluge Interpretin: in
dem Ausdruck der menschlichen Seele von reicher
Leidenschaft bei empfindsamster Nuancierung,
nur in dem der Naturstimmung massiv'und über¬
gangslos wie Kulissenwerk. Der Dritte, der von
draußen kam, Ludwig Thoma, der Peter
(62
„
Schlemihl des „Simplizissimus“, gehörte trotz
München zu den vier Oesterreichern, deren Namen
das Programm nannte: Hermann Bahr, Max
Burckhard, Felix Salten, Artur Schnitzler. Denn
er hat mit ihnen eine Lebensader ihrer Kunst,
arteFz
n, die Gesellschafsreitik, deren verneinende
#e sich als Humor wieder selbst bejäht¬
in Sandrock las von Thoma eine un¬
olle Illustration zur Bedeutung der
für den mödernen Kulturstaat, betitelt
ohenwagen
es wat überau
h. wie sie die Tiefen
aische
ale Münchener Rollk
aß verw
Von den Oesterreichern truge
Felix 4
Burckband Eieenes vord janer
unseren Losern bekannten „Erhebungen
über Harbara Liergart“
dieser
Dialogfolgen aus einer neuen Rovelle, worin
dem eheheren Geiste des Bureaukratismus sanft¬
lächelnd derbe Wahrheiten gesont werden. Her¬
mann Bahr sodann beschloß den Abend mit
Schnitzlers novellistischer Tragikomödie von
dem bürgerlichen Liebhaber und den „Excen¬
tries“ bei Ronacher und mit der willkom¬
menen Zuabe eines Liliencronschen Gedichtes
voll graufigen und blutigen Hohnes auf die Ver¬
gänglichten von Mockt un Mihr.
Wienee Thegtern.
940
13. Exzentr
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JDSERWEK“
L.österr. behördl. Kux. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wie, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapst, Chicago, Genf, London, New-York,
Paris, Rom, Mailaid, Stockholm, Christiania, St. Petersburg.
(Qullenangabe ohne Gewähr.)
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vom: SLPEBU5
genlächt würde.
(Wohltätigkeitssoiree.) Die für Frau Leontine
v. Herpay gestern im Bösendorfer=Saale veranstaltete Soiree
ergab leißer Iin finanzielles Fiasko. Es ist dies, man mag wie
immer sher die traurige Heldin der Mürzzuschlager Ehetragödie
denken, tief bedauerlich, denn Frau v. Hervay hatte große Hoff¬
nutigen auf diese Soiree gesetzt, mit deren Ertrage sie sich eine
bescheidene Existenz gründen wollte. Aber auch das Pro¬
gramm des Abends rechtfertigte keineswegs die gähnende Leere
„des Saales. Sieht man von Herrn Felix Salten ab, der
einer guten Pointe wegen ein altes und ziemlich langweiliges
Feuilleton vorzulesen das Bedürfnis hatte, so waren es — bis
auf eine, die auch neu war — durchwegs gute, auf ihre Wirkung
gewiß schon oft erprobte Darbietungen. Das Neue stellte Doktor
Max Burckhard mit seinen „Szenen aus einer Novelle“
bei, in der er eine köstliche Satire auf ein gewisses
Beamtentum bot. Die Figuren, die er zeichnet, sind keine
Karikaturen, man hat das Gefühl, daß es gut geschaute
Personen aus der unmittelbaren Gegenwart sind, die er uns
vorführt. Man möchte sie mit ihren Namen anreden, so gut bekannt
kommen sie einem vor. Der Herr Sektionschef, der Sektionsrat
und die Bezirkshauptleute. Fräulein Adele Sandrock
brachte in anregender Abwechslung Ernstes und Heiteres
Klage“
von Detlev Liliencron,
„Die
(„Ein Geheimnis“
Lubwig
von Gottfried Keller und „Der Kohlenwagen“ von
großen
Thoma) und erzielte mit den Darbietungen beider Genres
Effekt. Die heitere Wirkung schlug schließlich auch Hermann
Bahr aus Schnitzlers humorvoller Skizze „Exzentrik“ heraus,
die seinerzeit in der „Jugend“ veröffentlicht war. Alles in allem
ein genußreicher Abend, der einen besseren Besuch verdient hätte.
„OBSERVER“
L österr. behördl. konz. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, New-York,
Paris, Rom, Mailand, Stockholm, Christiania, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: DIE ZEIT, WIEN
vom:
3FEB.0b (Tägliche Ausgabe)
„la Wohltätigkeitssoiree. Durch das Medium
Ener Wohltätigkeitsveranstaltung ergab sich
gostern im Bösendorfer=Saale ein Abend von
ausgezeichneten literarischen Qualitäten, in dem
Namen und Darbietung einander die Wage
hielten. Es ergab sich ein intim aufeinander
abgestimmter Zusammenklang von reinstem
Ton, ein Kreis, der verschiedene literarische
Proben wie ein Probestück österreichischer Kunst
und Kultur der Gegenwart in sich schloß. Wie
zu Gaste geladen waren Gottfried Keller, der
große Schweizer, und Detlev Lilieneron, der
große Holste. Ihrer Lyrik war Adele Sand¬
rock eine hingebende und kluge Interpretin: in
dem Ausdruck der menschlichen Seele von reicher
Leidenschaft bei empfindsamster Nuancierung,
nur in dem der Naturstimmung massiv'und über¬
gangslos wie Kulissenwerk. Der Dritte, der von
draußen kam, Ludwig Thoma, der Peter
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Schlemihl des „Simplizissimus“, gehörte trotz
München zu den vier Oesterreichern, deren Namen
das Programm nannte: Hermann Bahr, Max
Burckhard, Felix Salten, Artur Schnitzler. Denn
er hat mit ihnen eine Lebensader ihrer Kunst,
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Von den Oesterreichern truge
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Burckband Eieenes vord janer
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lächelnd derbe Wahrheiten gesont werden. Her¬
mann Bahr sodann beschloß den Abend mit
Schnitzlers novellistischer Tragikomödie von
dem bürgerlichen Liebhaber und den „Excen¬
tries“ bei Ronacher und mit der willkom¬
menen Zuabe eines Liliencronschen Gedichtes
voll graufigen und blutigen Hohnes auf die Ver¬
gänglichten von Mockt un Mihr.
Wienee Thegtern.
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