box 2/1
11. Frau Bertha Garlan
n en e enenenenen enenenen ententen en dn 1
vom
4r 4
—
Wien, IX, Türkenstrasse 17.
Vergentlich 7c. —
Fillale in Budapest: „Figyelö“ —
Wenn man nach solchen literarischen Sireifzügen in die
(Heimat zurückkehrt, wird einem diesmal eine frendige Ueber¬
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockhe
frasch ug zutheil. Arthur Schnitzler's neuester Roman
„Frau Bertha Garlan“, wenn er auch in der
Pester Lie.
Ausschnitt aus:
Geradlinigkeit der Handlung mehr den Charakter einer größeren
Novelle aufweist, gehört zum Besten, was Schnitzler geschrieben
Oshat und ist ein feines Buch für Männlein und Weiblein. Frau
von #f. (42
Bertha Garlan lebt als Witwe eines Vernunftehegatten mit
ihrem Knaben in einem Nest an der Franz Josefs=Bahn. Die
Emil
schöne junge Frau hat als Mädchen den jungen Musiker
Lindbach geliebt. Als sie in der schläfrigen Ruhe
ihres
Leistern unserer Gess¬
Arthur Schnitzler: „Fran Bertha Garlan.“
jetzigen Lebens davon hört,
daß Emil Lindbach
als
Ve
Roman. (S. Fischer's Verlag, Berlin.) Das Stoffgebiet
berühmter Virtuose in Wien ein Concert geben wird, lodert
und die Kunst Arthur Schnitzler's sind in diesem Werke zu ihrer
mit
einemmal ihre unbefriedigte ELiebessehnsucht mit ar
lklassischen Reife durchgebildet. Er erzählt uns in einem echt epischen
Styl die Geschichte einer jungen, frühverwitweten Frau, die aus der
elementarer Gewalt in ihr auf, Sie fährt nach Wien, aus.
schuldlosen Ruhe ihrer Existenz gerissen wird: sie begegnet einem
110
sie träumt sich den Geliebten von einst zurück, sie bereut, ihm
das
Jugendfreund, einem Geiger von europäischer Berühmtheit, den sie
damals in keuscher Mädchenhaftigkeit die letzte Gunst verweigert
vor ihrer Ehe mit der ersten und einzigen Liebe ihrer Mädchen¬
den
zu haben, und sie sucht ihn auf, sie hält seine Galanterie für
sehnsucht geliebt hatte. Aus der Erinnerung an dieses Gefühl gibt
A
sie sich ihm hin und erkennt zu spät, daß sie ihm nichts bedeute als
Leidenschaft und sie wird die Seine, ganz die Seine, weil sie
ichtiges Abenteuer und daß sie selber Schuld auf sich geladen
glaubt, ein neues Leben an seiner Seite beginnen, nachholen zu 1 die
ein
1 in ihr die Sehnsucht nach Wonne nicht, wie ehemals, die
Ir können, was ihr das Leben an Liebe bisher versagt hat. Die gen¬
#
hal
t nach einem Kinde gewesen sei. Aus der tiefen Seelen¬
ung“)
b
Sel
Enttäuschung ist furchtbar, als sie einsieht, daß sie dem ver¬
wirrniß, in die sie sich gestürzt sieht, rettet sie der Anblick des
W
jeben
tragischen Todes einer Freundin in die Reinheit und den Ernst ihrer
götterten Ideal nichts war als das Abenteuer einer Nacht. (ingen
de
mAber sie erhebt sich wieder von dem tiefen Fall zur Höhe der
eigentlichen innersten Natux.
#e (Artikel oder Notizen) Kr. 15.—
F
28 — inelus
Entsagung und reinen Mutterschaft, als ihr ein schreckliches Bei¬
100
Port
50.—
spiel mit entsetzlicher Klarheit das Frevelhafte ihres Fehltrittes
„ 200
Zahlb
„ 110.—
500
Im selben kleinen Nest lebt die schöne Frau
zeigt.
9
200.—) im Vor.—
11
„ 1000
eines.
in diesem Weibe
gelähmten Mannes. Auch
Im Gegensatze zu anderen Bureaux für Zeitungsausschnitte ist das
die Leidenschaft des Begehrens
lodert
auf.
Die
30
Abonnement durch keine bestimmte Zeitdauer begrenzt; — auch steht es den
geheimnißvollen Reisen dieser. Frau Ruppins nach Wien er¬
Abonnenten frei die aufgegebenen Themen zu ergänzen oder zu ändern.
fahren aber einen tragischen Abschluß, sie stirbt an den Folgen eines
Verbrechens gegen die Mutterschaft. Wohl nie noch ist mit solcher Fein¬
Der „OBSERVER“ veranstaltet täglich einen Auszug enthaltend die
heit und solchem, den Leibes= und den Seelenarzt voll Adel und Güte
Inhaltsangabe aller wichtigen Mittheilungen der Wiener Morgen¬
blätter (Tagesjournale ausser „Neue Freie Presse“ und Wiener Zeirung“)
verrathendem Geschick ein so verfängliches Problem behandelt worden.
wodurch eine Uebersicht über das gesammte politische und wirthschaftliche Leben
Schnitzler legte auf der letzten Seite seines Buches Bertha Gar¬
des In- und Auslandes in drastischer Kürze geboten wird. Diese Mittheilungen
lan den Satz in den Mund: „Und sie ahnte das ungebeure
werden in Wien um 9 Uhr Früh verschickt.
U'nrecht in der Welt, daß die Sehnsucht nach Wonne ebenso in
Prospecte gratis und franco
die Frau gelegt ward, als in den Mann; und daß es bei den
Frauen Sünde wird und Sühne fordert, wenn die Sehnsucht
nach Wonne nicht zugleich die Sehnsucht nach dem Kinde ist“ ...
Ein Bekenatniß des schmerzlichsten Bessimismus
Aalan Peg- A
45+ 64.
M. 22 5
Neue Bücher.
Arthur Schnitzler hat gleich nach dem gewaltigen Drama „Der
[Schleier der Beatrice“ einen kleinen Röman bei S. Fischer edirt, der
sich „Frau Bertha Garlan“ nennt und zu den reifsten fe
insten
Schöpfungen des Wiener Dichters gehört. Statt des „süßen Mädels“ i
eine „süße Frau“ die Heldin der kurzen Liebesgeschichte. Diese Frau ist
eine zarte, stille, schlichte Persönlichkeit. Sie lebt in kleinen, klein¬
städtischen Verhältnissen als Wittwe eines ungeliebten Gatten und als
Mutter eines braven Buben durchaus irreprochable. Aber die Sehnsucht
nach Glück, die in dem jungen Herzen noch nicht erstorben ist, treibt sie in
die Großstadt=und in die Arme eines zur Berühmtheit gelangten Jugend¬
genossen. Die Episode währt nicht lange, denn der Künstler, dem Frau
Garlan sich giebt, zählt zu den vielen, großen Egoisten seines Berufes.
Und Frau Garlan kehrt in die kleine Stadt zurück, um weiter Clavier¬
lectiönen zu geben und sittig bei spießbürgerlichen Verwandten zu nacht¬
wählen. Die Handlung ist, wie man sieht, nicht aufregend, aber Schnitzler
schmückt sie mit allen Künsten seiner weltklugen, von leichter Melancholie
beschatteten Psychologie. Mit feinen, klaren Pinselstrichen entwirft er ein
Lebensbild von außerordentlicher Schärfe und eigenthümlichen Reizen.
11. Frau Bertha Garlan
n en e enenenenen enenenen ententen en dn 1
vom
4r 4
—
Wien, IX, Türkenstrasse 17.
Vergentlich 7c. —
Fillale in Budapest: „Figyelö“ —
Wenn man nach solchen literarischen Sireifzügen in die
(Heimat zurückkehrt, wird einem diesmal eine frendige Ueber¬
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockhe
frasch ug zutheil. Arthur Schnitzler's neuester Roman
„Frau Bertha Garlan“, wenn er auch in der
Pester Lie.
Ausschnitt aus:
Geradlinigkeit der Handlung mehr den Charakter einer größeren
Novelle aufweist, gehört zum Besten, was Schnitzler geschrieben
Oshat und ist ein feines Buch für Männlein und Weiblein. Frau
von #f. (42
Bertha Garlan lebt als Witwe eines Vernunftehegatten mit
ihrem Knaben in einem Nest an der Franz Josefs=Bahn. Die
Emil
schöne junge Frau hat als Mädchen den jungen Musiker
Lindbach geliebt. Als sie in der schläfrigen Ruhe
ihres
Leistern unserer Gess¬
Arthur Schnitzler: „Fran Bertha Garlan.“
jetzigen Lebens davon hört,
daß Emil Lindbach
als
Ve
Roman. (S. Fischer's Verlag, Berlin.) Das Stoffgebiet
berühmter Virtuose in Wien ein Concert geben wird, lodert
und die Kunst Arthur Schnitzler's sind in diesem Werke zu ihrer
mit
einemmal ihre unbefriedigte ELiebessehnsucht mit ar
lklassischen Reife durchgebildet. Er erzählt uns in einem echt epischen
Styl die Geschichte einer jungen, frühverwitweten Frau, die aus der
elementarer Gewalt in ihr auf, Sie fährt nach Wien, aus.
schuldlosen Ruhe ihrer Existenz gerissen wird: sie begegnet einem
110
sie träumt sich den Geliebten von einst zurück, sie bereut, ihm
das
Jugendfreund, einem Geiger von europäischer Berühmtheit, den sie
damals in keuscher Mädchenhaftigkeit die letzte Gunst verweigert
vor ihrer Ehe mit der ersten und einzigen Liebe ihrer Mädchen¬
den
zu haben, und sie sucht ihn auf, sie hält seine Galanterie für
sehnsucht geliebt hatte. Aus der Erinnerung an dieses Gefühl gibt
A
sie sich ihm hin und erkennt zu spät, daß sie ihm nichts bedeute als
Leidenschaft und sie wird die Seine, ganz die Seine, weil sie
ichtiges Abenteuer und daß sie selber Schuld auf sich geladen
glaubt, ein neues Leben an seiner Seite beginnen, nachholen zu 1 die
ein
1 in ihr die Sehnsucht nach Wonne nicht, wie ehemals, die
Ir können, was ihr das Leben an Liebe bisher versagt hat. Die gen¬
#
hal
t nach einem Kinde gewesen sei. Aus der tiefen Seelen¬
ung“)
b
Sel
Enttäuschung ist furchtbar, als sie einsieht, daß sie dem ver¬
wirrniß, in die sie sich gestürzt sieht, rettet sie der Anblick des
W
jeben
tragischen Todes einer Freundin in die Reinheit und den Ernst ihrer
götterten Ideal nichts war als das Abenteuer einer Nacht. (ingen
de
mAber sie erhebt sich wieder von dem tiefen Fall zur Höhe der
eigentlichen innersten Natux.
#e (Artikel oder Notizen) Kr. 15.—
F
28 — inelus
Entsagung und reinen Mutterschaft, als ihr ein schreckliches Bei¬
100
Port
50.—
spiel mit entsetzlicher Klarheit das Frevelhafte ihres Fehltrittes
„ 200
Zahlb
„ 110.—
500
Im selben kleinen Nest lebt die schöne Frau
zeigt.
9
200.—) im Vor.—
11
„ 1000
eines.
in diesem Weibe
gelähmten Mannes. Auch
Im Gegensatze zu anderen Bureaux für Zeitungsausschnitte ist das
die Leidenschaft des Begehrens
lodert
auf.
Die
30
Abonnement durch keine bestimmte Zeitdauer begrenzt; — auch steht es den
geheimnißvollen Reisen dieser. Frau Ruppins nach Wien er¬
Abonnenten frei die aufgegebenen Themen zu ergänzen oder zu ändern.
fahren aber einen tragischen Abschluß, sie stirbt an den Folgen eines
Verbrechens gegen die Mutterschaft. Wohl nie noch ist mit solcher Fein¬
Der „OBSERVER“ veranstaltet täglich einen Auszug enthaltend die
heit und solchem, den Leibes= und den Seelenarzt voll Adel und Güte
Inhaltsangabe aller wichtigen Mittheilungen der Wiener Morgen¬
blätter (Tagesjournale ausser „Neue Freie Presse“ und Wiener Zeirung“)
verrathendem Geschick ein so verfängliches Problem behandelt worden.
wodurch eine Uebersicht über das gesammte politische und wirthschaftliche Leben
Schnitzler legte auf der letzten Seite seines Buches Bertha Gar¬
des In- und Auslandes in drastischer Kürze geboten wird. Diese Mittheilungen
lan den Satz in den Mund: „Und sie ahnte das ungebeure
werden in Wien um 9 Uhr Früh verschickt.
U'nrecht in der Welt, daß die Sehnsucht nach Wonne ebenso in
Prospecte gratis und franco
die Frau gelegt ward, als in den Mann; und daß es bei den
Frauen Sünde wird und Sühne fordert, wenn die Sehnsucht
nach Wonne nicht zugleich die Sehnsucht nach dem Kinde ist“ ...
Ein Bekenatniß des schmerzlichsten Bessimismus
Aalan Peg- A
45+ 64.
M. 22 5
Neue Bücher.
Arthur Schnitzler hat gleich nach dem gewaltigen Drama „Der
[Schleier der Beatrice“ einen kleinen Röman bei S. Fischer edirt, der
sich „Frau Bertha Garlan“ nennt und zu den reifsten fe
insten
Schöpfungen des Wiener Dichters gehört. Statt des „süßen Mädels“ i
eine „süße Frau“ die Heldin der kurzen Liebesgeschichte. Diese Frau ist
eine zarte, stille, schlichte Persönlichkeit. Sie lebt in kleinen, klein¬
städtischen Verhältnissen als Wittwe eines ungeliebten Gatten und als
Mutter eines braven Buben durchaus irreprochable. Aber die Sehnsucht
nach Glück, die in dem jungen Herzen noch nicht erstorben ist, treibt sie in
die Großstadt=und in die Arme eines zur Berühmtheit gelangten Jugend¬
genossen. Die Episode währt nicht lange, denn der Künstler, dem Frau
Garlan sich giebt, zählt zu den vielen, großen Egoisten seines Berufes.
Und Frau Garlan kehrt in die kleine Stadt zurück, um weiter Clavier¬
lectiönen zu geben und sittig bei spießbürgerlichen Verwandten zu nacht¬
wählen. Die Handlung ist, wie man sieht, nicht aufregend, aber Schnitzler
schmückt sie mit allen Künsten seiner weltklugen, von leichter Melancholie
beschatteten Psychologie. Mit feinen, klaren Pinselstrichen entwirft er ein
Lebensbild von außerordentlicher Schärfe und eigenthümlichen Reizen.