I, Erzählende Schriften 11, Frau Bertha Garlan. Roman, Seite 8

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Bertha Garlan
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Fau Serund Saidal.
und amüsant, dem Gros der Leser gewiß mehr zu Dank,
funden hatte. Schönthan will nicht mehr als behaglich die aus Mitleid
als der Flaubert= und Zola=Schüler Schnitzler. Er hat eine
unterhalten; das erreicht er, und so wäre es unschön, mit wird und ihr
Gegenfigur, die einem Realisten nie aus der Hand ge¬
ihm über die Liebenswürdigkeit des in seinem Roman
affectirter Sprö
waltenden Schicksals zu rechten.
schlüpft wäre ein wahres Monstrum von unpersönlicher
Zeichnun
in d
Tugendhaftigkeit, den blonden Schriftsteller und leidenschaft¬
Das Novellen=Dreigespann Troika“ von J. J.
lichen Frauenverächter Walter Kröning, den die Marlitt
David will wiederum von einem anspruchsvolleren
nicht hätte edler und blonder concipiren können. Dieser
Publicum gewürdigt werden. David ist kein leichtblütig
brave Witwensohn hatte ein Lieb, das Lieb war falsch, und
Fabulirer, sondern ein Künstler, der durch Zeichnung u
aus Rache am weiblichen Geschlecht schreibt er frei nach
Farbe zu wirken sucht und sich der ernstesten Kritik
Nietzsche ein Pamphlet gegen das Weib unter dem Titel
Er beansprucht seinen Platz in der österreichischen Litera
„Frau Lot“ der dann auch der vielversprechende Titel des
geschichte und wird ihn wol auch behaupten. Daß er
Schönthan'schen Buches geworden ist. Die biblische Dame
seiner „Troika“ gerade neues Terrain erobert hätte
hat sich zu Lebzeiten bekanntlich in Sodom aufgehalten,
man freilich nicht sagen können. Da sind drei Geschich
wo es sehr sündhaft und sehr amüsant zugegangen ist, bevor
virtnos erzählt, mit jener Virtnosität, die der Kün
der Himmel Pech und Schwefel darüber hat regnen lassen.
nach langer Uebung erreicht, die alle seine Vorzüge in
Ein Titel, der an diesen Lasterpfuhl erinnert, hat also
Erscheinung treten läßt, dem Kenner seiner Individual
immer etwas Anziehendes. Im Schönthan'schen Buche geht
aber keinerlei Ueberraschung mehr bereitet. Und das so
es aber gar nicht sodomitisch zu. Im Gegentheil. Nach
jedes neue Werk des echten Künstlers. Irgend etwas soll sei
dem Recepte ein echter Wiener geht nicht unter“ werden
Seele erregt und ihm den Athem geraubt haber
selbst die wenigen Entgleisten zum Schluß auf den Pfad
einer Stelle soll auch dem Leser der Athem sto
der Tugend zurückgebracht, im Uebrigen erreichen eine Menge
heit. Diese Stelle fehlt den so sorgsamg
braver Menschen die ihnen vom Himmel zugedachten Be¬
vorgetragenen, mit so viel Stimmung dur
lohnungen in der Gestalt blonder Bräutigams und edler
der „Troika“. Vielleicht ist es grausam, eine
Bräute; Frau Consul Rohan, die pikante Brünette
sagen, daß er ein Jahr des Stillstandes geha
aus dem alten Testament, wird
zu rechter Zeit
gerade bei einem Schriftsteller von Werth ist
Witwe und kann dem tugendhaften Frauenfeinde, den
unzulässig. Der Roman „Am Wege sterben“ war
sie natürlich gründlich bekehrt hat, auf die honetteste Weise
neller und größer in der Conception, reicher in der
die Hand reichen; der fesche Baron Weigelsdorf, der, ganz
achtung, ein Stück Local= und Zeitgeschichte. Die „T
ohne Vorurtheile, schon auf dem Sprunge war, eine Mes¬
enthält gutes Lesematerial, weiter nichts. Da eine i
alliance mit einer Theater=Elevin und Tochter eines Por¬
essante psychologische Studie die geistige Auflösunge
tiers zu schließen, wird ganz standesgemäß verheiratet; der
hervorragenden Tragöden schildernd, makellos in Guß i
liederliche Portierssohn, der einer Bretteldiva zulieb sich
Ausführung, aber merkwürdig trocken bei äller Correcthe
gelegentlich an fremden Geldern vergreift, wird gebessert,
wie mit dem Verstand und dem Gedächtniß, statt mit d
bevor er der Polizei verfällt; die Tugend der Theater¬
inspirirten Phantasie gearbeitet; dann die freundlich sent
Elevin leidet erst knapp vor dem Trauaktar auf kaum
mentale Geschichte von dem armen Lehrer, der sich bis zui
mehr compromittirende Weise Schiffbruch — kurz bei allen
Doctor der Philologie durchhungert und dann an de
Concessionen an gewisse realistische Forderungen der Milieu¬
Schwindsucht stirbt, sein braves Weib und sein Kind abe
Schilderung „geschieht doch Keinem nichts“ und der Leser
der Fürsorge der Familie überläßt, bei der er mit so
trennt sich mit durchaus befriedigten Gefühlen von der schönem Erfolge Erzieher gewesen; endlich als dritte im
Gesellschaft, in der er sich eine amüsante Stunde lang be= Gespann die Dorfgeschichte von der reschen Müllerstochter, Wiener Spectali