I, Erzählende Schriften 11, Frau Bertha Garlan. Roman, Seite 15

11. Frau Bertha Garlan
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enthoben, weil noch in derselben Nacht den andern der
Schlag getroffen und der Vorgang nun keinen lebenden
Mitwisser mehr hat. Der Fall ist ziemlich raffiniert
gestellt und gelöst, das ganze Büchlein mehr ein Kunst¬
stück, als ein Kunstwerk. Gezeigt sollte werden, was in
dem Kopfe eines k. k. österreichischen Leutnants vorgeht,
der durch eine plötzliche und zufällige Beleidigung seiner;
vermeintlichen Offiziersehre zu dem Ergebnis kommt,
daß er auf der Welt nichts mehr zu suchen hat. Zu
diesem Zwecke bedient sich Schnitzler einer Technik, die
früher einmal ähnlich der verstorbene Richard v. Meer¬
heimb unter dem Namen Psychodrama in die Litteratur
einzuführen versuchte, d. h. er läßt seinen Helden im
Geiste monologisieren. Wenn ein dringendes Bedürfnis
für ein neues Fremdwort vorhanden wäre, würde ich
sagen, er giebt ein Psychogramm von dem, was ins

Innern seines uniformierten Todeskandidaten vor sicht
geht. Die glänzende Virtuosität, mit der das geschieht¬
täuscht über die innere Unwahrscheinlichkeit des Verfahrens
hinweg, aber irgend ein tieferes Interesse kann dieser
auf die Spitze getriebene Vorfall noch weniger erwecken,
wie der Fall Garlan, nicht einmal als Beitrag zu der
vielumstrittenen Frage der Offiziersehre. Wenn ein
Mensch von so simpelhafter Beschränktheit wie dieser
Leutnant Gustl aus blödem militärischem Herdentrieb in
den Tod geht oder gehen will, so verliert weder die Menschheit
noch die k. k. österreichische Armee an solcher Pflanze das
geringste, und man versteht nicht einmal, was durch ein
Opfer von solcher Qualität gegen verrostete militärische
Anschauungen bewiesen werden soll. Daß sich Gustl
selber einredet, er müsse sich totschießen, kann für den
Leser keine Ueberzeugungskraft haben; denn es ist ja
gar nicht das Gefühl des Beschimpftseins, das ihn dazu
treibt (sonst müßte er sich schließlich erschießen, trotzdem
seinen Beleidiger der Schlag getroffen hat), sondern nur
die Furcht, daß der andere das Erlebnis verraten
könnte, eine Möglichkeit, gegen die verschiedenes spricht.
Der gute Gustl, wie Schnitzler ihn zeichnet, hätte sich
wahrscheinlich auch ohne den Schlaganfall des Bäcker¬
meisters die Sache im kritischen Moment noch überlegt
und sich gesagt, daß e einstweilen zum Totschießen
faktisch noch keinen Grund habe und vielleicht auch
fernerhin nicht haben werde. Ergel, um mit Hamlets
Totengräber zu reden, entbehrt die kleine Geschichte
völlig des ernsthaften Hintergrundes, dessen sie bedürfte,
um mehr zu sein, als eine geschickt ersonnene und
virtuos erzählte Anekdote. Dank dem für den beschränkten
Zivilistenverstand unbegreiflichen Ehrenratsspruch, durch
den Schnitzler kürzlich des Offfzierscharakters verlustig
erklärt wurde, hat das Büchlein im Handumdrehen
acht Auflagen erleben dürfen.
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Ausschnitt aus:
Allgemeine Sport-Zeitung, Wien.
vom //1 8 1907
„FRAU BERTHA GARLAN.& Roman von
Schnitzler. Dritte Auflage. (Verlag von S. Fisch
Berlin.) — Diese Arbeit ist die reifste und erfreu
Arbeit des vielgenannten Autors, und der Umstane
in kurzer Zeit drei Auflagen nöthig wurden, e#,
deutschen Büchern leider, recht seltener Falt, beweis,
dass auch das lesende Publicum, grossee Gefallen ar
Werke gefunden hat. Es ist eine feine und zugleich
Arbeit, die das im Geheimen sich abspinnende ero
„ Leben einer jungen Frau schildert. =Frau Bertha G:
Für
inclusive
#ist ein echter Wiener Roman, wenn seine Heldil15.—)
Porto.
Witwenschicksal auch in der Provinz, ein paar Eisen 28 —
10
20
Zahlbar
Estunden fern von Wien betrauert ... Das ist eine weiche,
im Voraus.
mit Schönheit getränkte Luft, in der sich aller Schmerz

„ 10
und alle Sünde milder löst, nicht zu vergleichen mit dem
Ischarfen Luftzug, der durch Berliner Sittenromane fegt. chnitte ist das
auch steht es den
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