I, Erzählende Schriften 11, Frau Bertha Garlan. Roman, Seite 21

box 2/1
11. Frau Bertha Garlan
eetetesetreneseree.
Kr. d u an en un e un 1
LA REVUE
314
la valeur. E'hérofne, après avoir eu, en ses réves de jennesse, des il¬
lusions d’arliste, a bourgeoisement épousé un brave homme qui l'a
rendue bourgeoisement heureuse; mais, devenue veuve, elle veut
avoir la sensation de T’idéal vécu qui lui a jadis été refusée. Elle ren¬
contre son ancien camarade qui partageait autrefois ses aspirations
esthéliques et que la gloire a porté maintenant aux sommets de l’art
musical; mais la nuit damour qu'elle lui donne n’est pourle virtuose
blasé qu'une banale aventure galante, et la pauvre Berthe décue à
jamais va retrouver dans l’ombre de sa petite ville de province Sa pro¬
saique et bourgeoise existence.
Schnilzler nous peint une Mue Bovary, qui est proche parente
de la & Femmede quarante ansy de Balzac. Il manque à Tauteur d’un
côté la patiente et minutieuse étude des details qui, chez Flau¬
bert, dessinent et accusent les conlours dechaque personnage etcette
puissance d’effetqui, sousle mot, montre, ächaque phrase, Taction etle
geste. II lui manque, d’un autre cóté, la puissance d’inspiration Syn¬
thétique et cet art, propre à Balzac, de composer solidement un per¬
sonnage intérieur. L’auteur de Mus Garlan estresté le dialoguiste à la
Marni. Pour pouvoir se mesurer avec Flaubert, il faut des procédés
que Schnitzler n’aura jamais et qui échappent du reste à presque
tous les Allemands: Gethe lui-mème en est depourvu, témoin son
Wilhelm Meister.
Un seul semble en donner la promesse: Jacob Wassermann dans
son Histoire de la jeune Renate Fuchs (Geschichle der jungen Renate
Fuchs); mais lä encore, ce n’est plus tout Flaubert, le Flaubert uni¬
quement français. IIva dautres impressions recues qui ontnuance la
faculté créatrice de Tauteur. Iest manifeste que celui-cialu, avant
d’écrire son roman, le Pelt Johannes du Hollandais Van Eeden et
1’Zvelyn Tnnes de l’Anglais George Moore. La thèse de Wassermann a
quelque similitude avec la réputation faite à Uhermine. Renée, Thé¬
roine du récit, traverse le bourbier social, sans que la pureté et
la blancheur de son ame en reçoive une seule lache. On l’a comparée
aux délicieuses figures du préraphaélite Rosetli, et ilg a du vrai
dans ce rapprochement; mais le mérite de Renate Fuchs ne se borne
pas au développement d’une these psychologique; it réside surtout
dans la subtile et délicate notation des modalités d’un caraclère qui,
aux prises avec les séductions les plus alliciantes, trouve en soi
assez de force pour ne pas succomber. Assaillie par les laideurs mo¬
rales de la vie, que Wassermann se plait peut-etre trop à multiplier
autour d’elle, la jeune fille garde toute sa vertu et toute lhonnéte
sincèrité de ses sentiments. Et c’est cette lutte mème qui, en un
symbolisme tout distinct de celui de Maeterlinck, a ici un peintre
vraiment supérieur. Wassermann est le plus jeune parmi les jeunes
en Allemagne, au moins comme production littéraire. Souhaitons
qulil ne vieillisse pas trop lot comme lant d’autres.
1

Ausschnitt
„OBSEHVE
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachri
Wien, IX/1, Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“-
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stocl
Ausschnitt aus:
Auraueuische allgemeie 716
2#
1170 U
vom:
Bücher= und Zeitschriftenschau.
Th. v. S. Jung=Wien“ hat mit Romanen bisher sehr wenig
Glück gehabt. Man denke nur an Beer=Hofmanns Roman¬
Monstrum „Der Tod Georgs“ oder an J. J. Davids „Am Wege
sterben“ oder an die bei unleugbaren Talentspuren doch völlig ver¬
sagenden Romane Ludwig Wolffs „Im todren Kloster" und
Studentenroman“. Nun hat sich auch Arthur Schnitzler mit
einem Roman eingestellt, nachdem er bisher nur Novellen und
Dramen geschrieben. Der Roman heißt „Frau Bertha Gan¬
Anelus
Port
lan“ (Berlin, S. Fischer Verlag). Ein Titel, der nichts zu
Fahlt
sagen scheint und deshalb nicht zu billigen ist, der aber immerhin ver¬
räth, daß die Hauptperson — einst hat man „Heldin“ gesagt —
Vor
Frau ist. Damit ist aber zugleich angedeutet. daß es sich um ein
eist
erotisches Thema handeln werde, denn eine Geschichte, in deren Mittel¬
cht es
punkt eine Frau steht, kann man sich kaum anders denken als erotisch,
rn.
um so weniger, als sie eben von Schnitzler herrührt, diesem Erotiker
par excellence. Und es verhält sich auch wirklich so: es handelt sich
halten
in dem Buche nur um Liebe. Für Schnitzler giebt es eben tein
Mor
Thema, das ihn so mächtig anzöge wie dieses. Das legt natürlich
r Zeitu
den Vorwurf der Einseitigkeit nahe, und nicht nur seinen Gegnern
hschaft
dürfte es willkommenen Anhalt und Anlaß zu Vorwürfen geben,
Diese
sondern auch manche seiner Verehrer — sofern sie nicht zu „Jung¬
Wien“ gehören — mögen sich daran stoßen und ihm die Abkehr von
diesem Gebiete wünschen. Es ist ja wahr: nicht bloß „toujours
perdrix“ kann langweilig werden, auch toujours ameur. Diese
ewigen „süßen Mädel“ und unverstandenen Frauen, deren ganzes
Ach und Weh sich um den einen Punkt dreht, mögen nicht Jeder¬
manns Geschmack sein: aber man darf andererseits auch nicht vergessen.
daß Erotik nun einmal Schnitzlers urinnerstes Wesen zu sein scheint,
daß er auf diesem Gebiete wirklich Vorzügliches geleistet hat, daß
darauf seine reizende „Liebelei“ seine eigenartigen und geistvollen
„Anatol“=Causerieen entstanden sind und vor Allem das gelungenste
erotische Werk, welches in deutscher Sprache vielleicht je geschrieben
worden ist: Der Dialog=Zyklus „Reigen“, der, auf 200 Druck=Exem¬
plare beschränkt, der großen Oeffentlichkeit freilich leider noch immer
vorenthalten ist. Man muß ferner beachten, daß er dort, wo er das ihm
heimische Gebiet verläßt, nicht ganz so wirksam aufzutreten versteht.
Er bleibe also nur dabei. Mag dieses Gebiet auch klein sein, er ist
um mit einem geistreichen Franzosen zu sprechen — darauf unleug¬
bar groß. Die Handlung seines jüngsten Buches ist überaus einfach:
eine junge Wittwe erfährt wenige Jahre nach dem Tode ihres Gatten,
daß ihr einstiger platonisch geliebter Jugendfreund, der inzwischen ein
gefeierter Virtuose geworden ist, in Wien ein Konzert geben wird.
Das zaubert ihr die ganze Vergangenheit vor die Seele, und sie benützt
eine ihm von einem Souverän verliehene Auszeichnung als Anlaß, ihm
zu schreiben, sich ihm wieder in Erinnerung zu bringen. Er antwortet,
sie geben sich ein Stelldichein, und der von ihr keineswegs beabsichtigte
Schlußeffett ist eine Liebesnacht. Sie ist aber glücklich darüber und
träumt davon, daß ihr nun ein neuer Liebesfrühling blühen werde. Da
erkennt sie, daß das, was ihr Liebe und Leben bedeutet, für ihn nur
Spiel und Episooe ist, und in dieser bitteren Enttäuschung begräbt sie
ihre Liebe und will fortan nur ihrem Kinde leben. Neben dieser Haupt¬
handlung läuft noch, ziemlich lose mit ihr verbunden, eine zweite ein¬
her, die sich aber ganz mit Andeutungen begnügt und nur zur Folie
dienen soll. All Das ist mit wohlthuender Einfachheit und feiner
Seelenkenntniß erzählt und läßt nur dort zu wünschen übrig, wo herbe
Kraft am Platze wäre, über die Schnitzler nun einmal nicht verfügt.
Für einen Roman im älteren Sinne des Wortes ist die Erzählung
wohl zu arm an Handlung, zu wenig bewegt, aber an moderne Romane
darf man nicht den alten Maßstab legen. Immerhin bürfte es der
beste Roman sein, der aus „Jung=Wien“ bis jetzt hervorgegangen
ist,
besser gesagt: Der einzige, der als Kunstwerk ernstlich in Betracht
kommt. Ein Wiener Roman ist es freilich nicht, schon darum nicht.
weil er — eine Ausnahme bei „Jung=Wien“ — wenigstens zum Theil
nicht in Wien, sondern in der Provinz (Krems) spielt.
Ob das große Publikum diese feine Arbeit so zu würdigen wissen
wird, wie sie es verdient, wird sich zeigen. Schnitzler hat namlich als
Erzähler nicht annähernd den Erfolg zu verzeichnen, den er als Dra¬
matiker errungen hat, obwohl ihm gerade das fehlt, was von einem
Dramatiker besonders verlangt wird: Energie und Kraft. Aber das
Publikum ist eben unberechenbar, und das Schicksal liebt die
Ironie