I, Erzählende Schriften 11, Frau Bertha Garlan. Roman, Seite 47

11. Frau Bertha Garlan
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sehr aktiven und der burschikosen, robusteren Schwester,
Hunger“, und die bösen Stiefmütter
die sich schon so ungeheuer reif und welterfahren t
werden hier durch die Männer ver¬
kommt und in Wahrheit doch erst so nett halbgar ist,
hat
lebt gestaltende Kraft, dichterisches
die Dichterin mit innerstem Behagen gezeichnet. Es
eißen Buch, das nicht wie die andern
ind beide so tüchtige Geschöpfe, die sich schon auswachsen
rsinkt.
werden. Ihre ganze Liebe aber schenkt Lou Andreas¬
ei Bücher handelt von den Frauen,
Salomé der „Ma, der Mutter Marianne. Früh ist
ierge forte ist, die sich ganz und gar
ie Wittwe geworden. Damit ist ihr zunächst der Nerv
zipirk, auch nicht von denen, die um
ihres Lebens zerschnitten, denn sie hatte ganz für den
igkeit und geistige Gleichberechtigung
geliebten Mann gelebt. Aber die Kinder! Sie ge¬
n diesen Mühen verbluten oder reife
winnen die junge Frau allmählich dem Leben zurück.
Sie handeln nur insofern vom neuen
Für die beiden Mädchen muß sie leben, arbeiten, ver¬
Frauen unruhig, unzufrieden und voll
dienen. So wird nach und nach eine tapfere Kämpferin
üchte sind, die unklar auf= und ab¬
aus der zarten Frau. Der Mutterinstinkt macht sie
rgilt das von den jungen Mädchen
groß und stark. Aber auch als Mutter bleiht sie die
Frauen, während in der früheren
hingebende Frau. Den Töchtern gibt sie sich jetzt hin.
meist das Privileg der älteren, un¬
„Man lebt ja nur so viel, als man liebt.“ Sehr fein
ädchen war. Die Ehegeschichten dieser
ist auch ihr Verhältniß zu dem treuen Freund und
alle Variationen zu dem Thema vom
Arzt Tomasow dargestellt. Eine Frau wie Ma kann
ersönlichkeit in der Ehe. Da sich aber
eben nicht ganz ohne männliche Hilfe existiren. Die
en fast nur aus Menschenmaterial re¬
Mädchen gedeihen natürlich bei so viel Liebe. Da diese
zehn aufs Dutzend gehen, so handelt
Liebe aber immer um sie ist, ist sie ihnen ganz selbstver¬
um große Kämpfe, sondern mehr um
tändlich geworden. Ma ist eben dazu auf der Welt, sich
an die Zeit und Kraft zu wenden
hinzugeben, sich zu opfern, nicht an sich zu denken,
sagt
hriftsteller nur lohnen kann, wenn er
sich der Egoismus der Jugend, der ganz natürlich ist
elt. Das niedrige Niveau der Kämpfe
so schmerzlich ihn auch die davon Betroffene empfinden
ser meist ernsthaften Ehegeschichten ist
mag. Je größer die Kinder werden, um so anders als
gibt doch auch soviel „schlimmere“ Ehen
die Mutter werden sie. Die Aeltere emancipirt sich
erthere Kämpfe innerhalb der Frauen¬
schneller, die Jüngere langsamer. Bald werden sie
schenfreund kann man freilich den Ver¬
eigene Wege gehen, die ganz anders sind, als die der
ratuliren, daß sie solches augenscheir¬
Mutter, deren kurze Ehe ihr wie ein schöner Traum in
noch erlebt haben, da es ihnen sonst
der Seele lebt, sodaß sie sich ganz im Geheimen gern
rerschienen sein würde.
ausdenkt, wie er einmal für ihre Mädchen dauernde
sind die beiden Bücher: „Ma“, ein
Wirklichkeit werden könnte. Und nun sieht sie den
on Andreas=Salomé*) und
Augenblick kommen, wo beide Töchter ihrer Liebe ent¬
Garlan“, Roman, von Arthur
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rückt sein werden, wo sie zum zweiten Mal den Gegen¬
Beider Heldinnen gehören dem
gauen von gestern an. In „Ma“ han¬
darunter, aber kämpft tapfer dagegen und siegt über
agen um den Kampf zwischen „Alten
ich selbst. Erliegen, so wie sie damals bei dem ersten
„Vätern und Söhnen“ ins Weibliche
roßen Verlust, kann sie nicht mehr. Sie ist in all den
m „Mutter und Töchter“. Die ältere
Jahren seither reif geworden. Sie wird auch weiter¬
khon längst von der Mutter losgerungen
hin liebende Hingabe bethätigen und immer wieder
in geworden, die Jüngere ringt nock
Menschen dafür finden. Es ist hier der Dichterin ge¬
luß. Sie besitzt nicht den kräftigen,
lungen, was mir das Schwerste bei ihrem Gegenstand
ismus der Schwester, sie ist sensitiver,
zu sein scheint, worin sich ihre Kunst am stärksten zeigt,
dweiß genau, was es der Ma, der
nämlich im Leser bei diesem ganzen Kampf nie auch nur
ird, uuch sie von sich zu lassen. Das
von fern das Gefühl aufkommen zu lassen von jener
schen der zarten, träumerischen, nicht
hilflosen Mutter, wie sie die Geschichte von dem Huhn
und den Entlein behandelt. Das Ganze ist außer¬
G. Cotta'sche Buchhandlg. Nachf. 1901.
ordentlich intim erzählt. Man lebt mit der Ma, in der
ischer, Verlag, 1901,
Atmosphäre dieser gütigen Frau. Es wird Einem
lieblich warm ums Herz wie all den Leuten, die bei
Ma aus= und eingehen, ja wir lernen sogar auch diese
Leute immer mehr sehen und beurtheilen, wie Ma es
thut. Eins hat mich freilich verwundert bei der sonst so
sicheren Psychologie der Dichterin, daß sie Ma in To¬
masow auf einmal, wenn auch nur kurze Zeit, mehr
ehen läßt als den besten Freund. Dadurch wird das
bisher so klare Bild ein wenig getrübt. Auch dürfte die
Gloriole, die Ma's Haupt umgibt, wenn wir sie am
Ende verlassen, doch etwas zu strahlend ausgefallen
sein und nicht ganz im rechten Verhältniß zum Gegen¬
tand und seiner bisherigen Behandlung stehen. Doch
das sind Kleinigkeiten, die bei einem weniger feinen
Buch wohl gar nicht auffallen würden. Es ist ein
chönes, menschlich wohlthuendes, künstlerisch genu߬
reiches Werk. Wer Moskau, wo die Geschichte spielt,
kennt und liebt, hat noch einige besonderen Freuden
bei den Schilderungen dieser Stadt, die die Geschichte
der Menschen #enrahmen.
Schnizler nennt sein Buch einen Roman, und
man durfte gespannt sein auf diesen ersten Roman des
Dichters. Aber es ist kein Roman. Wenigstens nicht
in dem gewöhnlichen Sinn des Worts. Danach muß
ein Roman doch etwas mehr ein Weltbild sein, als
hier der Fall. Es handelt sich vielmehr um eine länger
ausgesponnene Novelle des geschätzten Novellisten. Das
gibt Schnitzler Gelegenheit, sich noch ausgiebiger als
in den kürzeren Erzählungen als feinen Psychologen zu
zeigen; aber es bringt auch die Gefahr mit sich, daß das
allzu breit ausgesponnene Seelenbild auf die Dauer
doch ein wenig ermüdet. Er hat das wohl selbst em¬
pfunden, und deshalb seiner Heldin, Frau Bertha
Garlan, einige Menschen zugesellt, die Eintönigkeit
verhindern sollen. Da sie aber zu sehr nebenherleben,
ür Frau Bertha zu wenig bedeuten, sind sie nicht kräftig
genug gehalten, um ihren Zweck zu erreichen und wirk¬
lich Ruhepunkte zu geben. Das Ehepaar Rupius hin¬
gegen weckt wieder so sehr unser Interesse, daß man
bedauert, nicht mehr von ihm zu hören. Schnitzler
nacht uns grade durch die mehr andeutende als aus¬
führende Art, mit der er dies Paar zeichnet, einfach so
neugierig, daß man Frau Bertha einige Male fast
vergißt. So verschiebt sich zuweilen das Interesse und
muß dann etwas gewaltsam zu Frau Bertha zurück¬
geführt werden. Der Dichter hat also nicht mmer die
richtige Distanz zwischen seinen Menschen herzustellen
gewußt, um ein harmonisches Ganze herauszubringen.
Concentrirt man sein Interesse auf Frau Bertha und
läßt Roman Roman sein, so muß man sagen, daß diese
Gestalt, die
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