I, Erzählende Schriften 11, Frau Bertha Garlan. Roman, Seite 57

11. Frau Bertha Garlan
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verlorene Vate:“ ist nin für die Niederungen bestimmt,
wenn auch ihr Inhalt der Menschheit Trost verheißt. Es ist ein
Buch für Kämpfer, für Denker und Charaktere. Es ist voll von
Weisheit, die nicht während der Lektüre vertändelt, die in nach¬
schöpferischer Gedankenarbeit errungen sein will. Ein seltenes Buch
Aus Sprüchen und Sentenzen besteht der Dialog, und mit demselben
Recht wie eine Erzählung könnte es eine Sammlung von Aphorismen
geheißen werden. Die Geschichte des vom Leben zermürbten
Mannes, der den ewigen Vater verloren hat und zum Gottsucher
wird, der aus den Zweifeln sich nicht lösen kann und in seinem
für närrisch verschrienen Bruder den herrlichen Inbegriff eines
wundertiefen echt praktischen Christenthums findet, das erlöst und
zum Vater führt, wie dieser auch im Munde der Nationen heißen
mag, ist mit ergreifender Schlichtheit und innerlicher Poesie ge¬
R. H.
schildert, sanft und kraftvoll zugleich.
Mendelssohn und Liszt. Eine hübsche Anekbote über diese
beiden Meister erzählt Professor Max Müller in seinen Lebens¬
erinnerungen „Alte Zeiten, alte Freunde“. Als Liszt auf seinem
ersten Siegeszuge in Deutschland nach Leipzig kam, gab er eine
musikalische Matinee in Mendelsohns Hause, bei welcher die be¬
kannten Musiker Davib, Kalliwoda, Hiller und Andere zugegen
waren. Liszt, der in seinem ungarischen Nationalkostüm wild und
prächtig aussah, sagte zu Mendelssohn, daß er etwas Besonderes
für ihn geschrieben habe. Dann setzte er sich an den Flügel und
spielte, auf seinem Klaviersessel hinüber= und herüberwiegend, erst
ein ungarisches Volkslied und dann drei oder vier Variationen, von
denen eine immer unglaublicher war als die andere. Alle standen
ganz verblüfft da, und nachdem der Held des Tages von Allen mit
Lobsprüchen überhäuft worden war, sagte einer von den näheren
Freunden zu Mendelssohn: „Na, Felix, jetzt können wir einpacken!
Dem thut es doch keiner gleich, mit uns ist's aus.“ Mendelssohn
lächelte; und als Liszt zu ihm herantrat und meinte, nun sei die
Reihe an ihm, lachte er und erwiderte, er spiele überhaupt nicht mehr.
Liszt wollte dies nicht gelten lassen und nach einigem Hin und Her
antwortete Mendelssohn mit seinem reizenden Humor: „Ich will wohl
spielen, aber Sie dürfen mir nicht böse sein.“ Darauf setzte er sich an
den Flügel, und was spielte er Erst das ungarische Lied Ton für
Ton, und dann eine Variation nach der anderen so genau, daß
außer Liszt wohl keiner einen Unterschied gehört hat. Alle zitterten,
ob Liszt sich nicht doch etwas beleidigt fühlen würde, denn Mendels¬
sohn konnte ein schalthaftes Nachahmen von Liszt's großen Be¬
wegungen und Ueberschwenglichkeiten nicht unterdrücken. Aber
Mendelssohn hat nie, so erzählt Müller, ein männliches, weibliches
oder sächliches Wesen beleidigt. Liszt lachte, klatschte Beifall und
gab zu. daß Niemand, auch nicht er selbst, so ein Bravourstück
leisten könnte.
Der große französische Bildhauer Auguste Rodin hat
sich zu Edmond Claris über seine Kunst geäußert. Die „Frank¬
furter Ztg.“ theilt nach der „Nouvelle Revue“ mit, was der Künstler
zu sagen hatte: „Seit Jahren suchen die Bildhauer nicht mehr die
Natur nachznahmen. Anstatt die Eindrücke, die sie von ihr empfangen,
zu übersetzen, bemühen sie sich, sie nach diesem oder jenem Meister
nach dieser oder jener Regel zu interpretiren. Das ist die Konven¬
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S
tion. Als man mich in der Akademie abwies, habe ich mich ent¬
chlossen aus Werk gemacht. Ich studirte die Antiken, die Skulpturen
des Mittelalters, und ich bin zur gesunden und ermuthigenden Natur
zurückgekommen. Anfänglich zögerte ich; aber ich wurde in dem
Maße sicherer, als ich fühlte, daß ich der wahren Tradition der Wahr¬
heit und Freiheit folgte. Ich bin in der Tradition — die Akademie
hat seit achtzig Jahren mit ihr gebrochen — in der Tradition der
Primitiven, der Egypter, der Griechen, der Römer. Ich kopirte ein¬
ach die Natur, ich interpretirte sie entsprechend meinem Tempera¬
mente, meiner Sensibilität; ich suchte nicht, sie nach den Gesetzen der
Kompositien zu arrangiren, ich habe sie beobachtet und erfaßt, wie
sie sich selber überlassen ist, in ihrem vollen Leben, ihrer vollen Har¬
nonie. Die Natur komponirt sich selbst. Für mich ist diese Kom¬
osition höner als die durch Anwendung will äirlicher Gesetze er¬
reichte. dem Modell seine eigenen natürlichen Be.segungen zu lassen.
das ist meine Regel. Darin liegt das Leben und die Schönheit. Die
konpentionellen Posen, die man dem Modell in den Schulen giebt.
erklären die Steifheit und die Kälte der Akademiker. Diese Posen
zerstören das Gleichgewicht und die Harmonie der Natrr. ..
Das Plakat vom Thüringer Wald, welches der Thüringer
Waldverein hat herstellen lassen, hat überall den ungetheiltesten Bei¬
all gesunden. Es ist in 16 Farben als ein Kunstblatt von hervor¬
ragender Bebeutung von den Vereinigten Kunstanstalten in Kauf¬
beuren=München in Heliochrom=Facsimile=Druck in der Größe von
0 :110 Zentimeter ausgeführt und enthält die Abbildungen von
20 der schönsten Punkte Thüringens, sowie eine Situations= und
Eisenbahnroutenkarte des Thüringer Waldes. Der Maler, Herr Abel
in Rödelheim, hat es verstanden, die Tannhäuser=Sage, den deutschen
Wald, die Perle von Thüringen (Schwarzburg) und den Hort der
zu einem stimmungsvollen, farhen¬
Romantik (die Wartburg)
prächtigen Gemälde zu vereinigen, auf das unwillkürlich der Blick
des Beschauers zuerst fällt. Damit ist aber auch erreicht, was dem
Plakat seinen besonderen Werth verleiht: es will die Aufmerksamkeit
erregen, den Blick auf sich lenken und durch ein hervorragendes Bild
den Beschauer fesseln. Dann wird dieser auch die übrigen Bilder
betrachten und denselben die wohlverdiente Beachtung schenken. Diese
ind in den verschiedensten Manieren ausgeführt. Das Schloß zu
Reinhardsbrunn heimelt uns wie ein Delfter Porzellangemälde an;
majestätisch triti der Dom von Erfurt aus dem nächsten Dunkel her¬
vor und durch die farbenprächtigen Fenster, aus der geöffneten Thür
quillt das Licht des erleuchteten Innern. So erscheint jede Landschaft
und jeder monumentale Bau in seiner Eigenart und Schönheit. Das
Plakat wird auf allen größeren Stationen in Europa sowie auch in
Amerika zum Aushang gelangen. Herr Stadtrath und Apotheken¬
Besitzer Buchholz, Römer=Apotheke, Erfurt, nimmt Bestellungen von
auswärts gern entgegen.
Der
Jubiläum=Kunstausstellung Karlsruhe 1902.
Be¬
Münsterbau=Vereiu zu Freiburg i. Br. hat den dankenswerthen
schluß gefaßt, die stattliche Summe von 50000 Mark ausschließlich
*
Einkäufen aus der Jubiläum=Kunstausstellung zu verwenden.
sind also — abgesehen von den zu erwartenden Privateinkäufen
und den Erwerbungen für die Lotterie — mit der von der Großh.
Staatsregierung für Staatserwerbungen in Aussicht genommenen
Summe jetzt schon 150 000 Mark für Einkäufe im Voraus gesichert.
* Der Präsident der K
Wirkliche Geheime Ober=Re
einer Sitzung der ständigen
der Verkehrsinteressenten na
Angekommen:
Petersburg, Gräfin von
Wirkl. Staatsrath von S
Hotel).
Aus Berlin
mg. Vortrag des B
die Sympathien für
kühnen Führer auch in d
die größten sind, bewiese
weiten Räume der Philh
des Buren=Kommandanten
eine Kriegserlebnisse, die
owie die Zukunft der
betrat, wurde er bereits
Er ist eine noch jugendlich
Gesichtsausdruck und schlich
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sich
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Bur
Vereinigten
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von Reibnitz die Er
zeugung aus, daß die ge
allein auf das Mitgefühl
nführen sei, sondern wei
Sache der Buren sei
Frieden zwangsweise
dem südafrikanische
bei
Kampf zwischen zwei Vö
anschauungen, den Materi¬
Idealismus in seiner
Kurzem den Präsidenten
lärte, der Krieg werd
Preis
fordern, wie
verzeichnet habe. Redner
herigen Verlauf des Kr
vielen Enttäuschungen de
äuschung, so schloß er die
der zwangsweise Friede
frage erst recht aufleben, ni
in Deutschland. Komma
mischem Beifall begrüßt, begi
hne Pathos, scharf accent
übersetzt seine Worte
Redner dankt für den freu
warten starken Besuch, da
wären, die sich alle eines
habt hätten. Bei soviel T
Sache der Buren nicht un
langen Tour in Europa.
nah##e gefunden, zuletzt
als solchem, nicht den Pers
sondern dem von den 2
nd Unabhängigkeit eine
hätten die Buren schon seit