I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 31

10. Leutnant Gust
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kann,
a Geisteszustandes des a#
Hannover,
Agoneg“, A##### Kotteren als eine.
Spindlersfeld und der Berliner Ruderklub dem Starter stellten, waren
Vorrennen nöthig, die am Sonnabend Abend stattfanden. Aus diesen
Trial-Leads waren Mainz, Nauck und Gadebusch (Berliner Ruderklub
Gezänk und Geschrei erhaben fühle; daß die blanke Waffe, die er
tragen durfte, reiner blieb, wenn er die Redaktion der „Reichs¬
wehr“ nicht vor die Klinge forderte, und daß es ein recht erbärmliches
Heldenthum sei, mit einem Prügel oder einer Peitsche erzürnte
Menschlichkeit zu markiren. Der Arme! Hätteernicht so gedacht, hätte
er sich mit einem Redakteur im Säbelstechen versucht oder ein kleines
Skandälchen angefangen, dann wäre er ein Vertheidiger, vielleicht ein
Heros seiner Standesehre geworden. So ist er nichts anderes geblieben
als Dr. Arthur Schnitzler, ein der Offizierscharge beraubter Dichter...
Wird ihn deshalb auf der Straße Einer weniger grüßen? Nur etwas
weniger kameradschaftliche „Tschaus“ wird er vielleicht zu hören
bekommen!
Im Uebrigen brauchen auch wir im aufgeklärten Preußen uns
nicht für so sehr viel bessere Menschen zu halten. Was in Oester¬
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reich den Reserveoffizieren eschieht, das passirt bei uns mit
üb
einigen gelinden Aenderungen den Confistorialräthen. Aber man
pref
wird nicht verkennen dürfen, daß trotz aller Schärfe die Form
der Maßregelung bei uns doch noch eine weit aufgeklärtere und
verständlichere ist als jene, die von der beleidigten österreichischen
Ge
Standesehre verhängt wird. Wenn man aus dem Berliner
Se
Konsistorium nach Königsberg versetzt oder gar in ein
Reichsamt berufen wird,
ist Einem doch schließlich noch
nicht die Offizierscharge aberkannt; Spötter sagen, im Gegen¬
theil. Und so können wir denn nur hoffen, daß Arthur
Schnitzler sich aus seinem lieben Wien, in dem Kleists
eine
„Friedrich von Homburg“ von einem ängstlich nach Geist suchen¬
gede
den Kritiker für ein Kom#ßstück erklärt wird, zu uns nach
beqi
Berlin flüchtet, in dem vorlär fig noch den Dichtern — den Alten wie
den Jungen — eine freundlichere Stätte bereitet ist. Wir werden
ihn gern willkommen heißen — auch ohne die Offizierscharge, die
rei
uns bei unseren Dichtern überhaupt nicht so überwältigend imponirt!
we
stell
L. Eine Rede durch den Phonographen. Aus Antwerpen
verd
wird in vol Ernst berichtet: „Genosse“ Fabri, der aus Belgien
ausgewiesen ist, hielt dieser Tage in einer hiesigen Versammlung
der Werftarbeiter eine Rede, ohne in der Versammlung anwesend zu
ges
sein. Er hatte die Instruktionen, die er seinen Parteigängern er¬
theilen wollte, in einen Phonographen hineingesprochen, den man auf
ein
die Rednertribüne stellte. — Fehlt nur noch der Name des ausge¬
Fes
zeichneten Systems, das den Phonographen als Versammlungsredner
Rei
einzuführen geeignet ist. Der wird sich aber wohl in der nächsten
schö
Notiz einstellen
ort
fährtsort für alle Deutschel., A. denen die alle Sagenwelt lebendig ge=sw#
blieben ist.
Dr. Arthur Schnitzler in Wien ist nun richtig wegen seiner
Novelle „Lieutenant Gustl“, derselben Schöpfung, die er im vorigen
w
Winter aus dem Manuscript in der hiesigen „Freien literaxischen Ver¬
einigung“ vorlas, vom militärischen Ehrenrathe seiner Offizierscharge als
Regimentsarzt der Reserve für verlustig erklärt worden. Als Grund des
„2
ehrenräthlichen Richterspruches wird angegeben, daß=Schnitzler durch seine
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Studie der Ehre des österreichischen Oifiziercorus“ nahe getreten und daß
S
er weiters auf eine in heftigem und versönlichen Tone geschriebene Kritik
„4
dieser schriftstellerischen Arbeit nicht reugirt habe. — Wie so Schnitzler
durch die psychologisch durchgearbeitete Schilderung einer irei ersundenen
da
Eoisode aus dem Leben eines Offiziers der Ehre des Offizierscorps
zu nahe getreten sein soll, wird kein vernünftiger Mensch verstehen.
Daran, daß Schnitzler den Duell=Unfug nicht mitmachte, noch dazu einem
Kritiker gegenüber, der ja nicht ihn kritisirte, sandern das Werk, hat
Schnitzler vollends Recht gethan. Er ist also nicht mehr Regimentsarzt
be
der Reserve, aber immer noch einer unserer ersten lebenden Dichter.
Und
gei
dieser letzters Umstand wird ihn wohl über den Spruch der Kasten¬
gerichtsbarkeit trösten.
Kleine Mittheilungen. Die Angelegenheit des Oberregisseurs
gea.
Tetzlaff (von der Berliner Hofoperl. über #ta mir ######
ktrung des Grafen Ballestrem nicht.
+ Noch einmal „Leutnant Gustl“
Unser Wiener
Korrespondent theilt uns zu dem Fall Schnitzler, dem wir in der
heutigen Morgennummer eine kurze Betrachtung widmeten, noch eine
andere Auffassung mit, der man eine gewisse Berechtigung nicht ab¬
sprechen kann. Es handelt sich um die Thatsache, daß Schnitzler dem
Ruf vor das Ehrengericht nicht folgte; unser Korrespondent schreibt
darüber:
„Auf eine Vorladung des militärischen Ehrenrathes erschien Schnitzler
nicht, mit der Begründung, daß er sich in der Freiheit seines künst¬
lerischen Schaffens in keiner Weise behindern lasse. Der Grundsatz,
den er da aufstellt, ist sicherlich richtig. Wenn man aber einer achtens¬
werthen Körperschaft angehört, die sich durch irgend eine Handlung
eines ihrer Angehörigen in ihrer Ehre verletzt fühlt, so ist dieses
Mitglied moralisch wohl verpflichtet, ihr Rede zu stehen. Und wenn
Dr. Schnitzler vor dem Ehrenrathe erschienen und die Versicherung
abgegeben hätte, daß es ihm nicht im Traume ein¬
gefallen sei, das Offizierskorps als solches zu be¬
leidigen, wenn er eine andere Auffassung ent¬
kräftet und mit seinen guten Gründen widerlegt
hätte, so würde das Aufsehen erregende Urtheil
wohl nicht gefällt worden sein. Seine Haltung mußte zu
Mißdeutungen Anlaß geben. Als Schriftsteller, der die Freiheit seines
Schaffens hochhält, hat er wohl Niemandem Rede zu stehen. Wohl
aber als Offizier einem Ehrenrathe, der die Gesammtheit der
Kameraden vertritt, die sich in ihrer Ehre verletzt fühlen. Nach dieser
Richtung hin kann man sein Vorgehen nicht billigen.“
Wir fügenthinzu: ob die Auffassung, daß irgendseine auf der Voraus¬
setzung literarischen Verständnisses fußende Erklärung Schnitzlers das Ur¬
theil des Ehrengerichts verhindert hätte, nicht allzu optimistisch ist, bleibe
dahingestellt. Daß man überhaupt daran denken konnte, in dieser rein
menschlichen Geschichte etwas Beleidigendes für den Offiziersstand zu
finden, beweist ein so geringes Aupassungsvermögen an die künstle¬
rische Denkweise, daß man in dieser Hinsicht wohl nicht allzu große
Erwartungen hegen darf.
Lili Lehmann nach Amerika. Das Berliner Musikleben
des Kommenden Winters wird eine sehr empfindliche Lücke aufweisen.
„. 78
125
in 4 Tagesblattem.
§ Der bissige Gatte. Vor einem Er¬
2
kenntnissenate unter dem Vorsitze des Vicepräsi¬
denten Dr. Böhm fand gestern die Verhandlung
2
gegen den 27jährigen Monteur Alois Stephan
und
statt, welcher am 12. März seine junge Gattin,
bei
die er schon, als sie 16 Jahre alt war, zum
Altar geführt, durch Faustschläge ins Gesicht mi߬
ver¬
handelte und am 25. März mit den Worten be¬
eise
drohte: „Heute mußt Du noch hinwerden, heute
ifen
mache ich Dich noch kalt; es muß noch Blut
heil
Ffließen.“ Für den 29. März war, da das Ehe¬
jen
paar den Scheidungsproceß eingeleitet hatte, der
Dritte Versöhnungstermin beim Civillandesgerichte
ar
anberaumt, es kam eine Versöhnung zustande und
in
Stephan gab seiner Frau den Versöhnungskuß;
doch anstatt sie zu küssen biß er sie plötzlich in die
ge
Lechte Wange. Wegen der beiden ersteren Delicte
nd
hatte die Frau bei der Polizei die Anzeige er¬
ich
stattet, den letzteren Fall brachte das Civillandes¬
3=
gericht der Staatsanwaltschaft zur Kenntnis.
er¬
Stephan wurde wegen des Verbrechens der gefähr¬

lichen Drohung und wegen Vergehens gegen die
ich
körperliche Sicherheit augeklagt, und es wurde
bereits im vorigen Monate die Schlußverhandlung
anberaumt. Da sich aber die Gattin, sowie die
as
Schwiegermutter der Aussage entschlugen, wurde
en
über Antrag des Staatsanwaltes zwecks Vorladung
2
jener Polizeibeamten, bei welchen die Gattin
I
Stephan's die Anzeige erstattet hatte, vertagt. Bei
2
der gestrigen Verhandlung gaben die beiden Polizei¬
an. daß sie die ausgestoßenen Drohunger
K