I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 35

10. Leutnant Gust
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Ein erfreulicher Irrthum hat sich auf S. 21 der Nr. 79
eingeschlichen. Bei Besprechung eines Bahr’schen Feuilletons musste
ich unwillkürlich an den Annoncentheil des „Neuen Wiener Tagblatt“
denken und griff nach dem nächsten Beispiel, um zu illustrieren,
dass die Redaction des Steyrermühlblattes doch immer noch mehr
schweinischen Muth beweise als die Administration. Ich habe einen
Missgriffe gethan. Die Annonce, durch die eine alleinstehende
amoureuse lesbienne ihre Gefährtin suchte, ist nicht im „Neuen
Wiener Tagblatt“, sondern in der auf diesem Gebiete noch immer
hors concours stehenden „Neuen Freien Presse“ erschienen. Umso
besserle Hier hat neulich auch eine -Juckercomtesse mit sehr viel
Ternperamente — vielleicht dieselbe Dame — nach einer ajungen,
schönen, brünetten Freundin aus der Aristokratie oder Hochfinanze
Umschau gehalten.
Der Liberalismus hat seit Jahren namentlich auf
dem Wiener Markt eine starke Hausse in Märtyrern
zu verzeichnen.... Wer gedenkt nicht der stimmungs¬
vollen Art, in der die „Neue Freie Presse“ das letzte
Weihnachtsfest begangen hat? In der -literarischen
Beilages gab’s oben ein Poëm des Paprika-Schlesinger,
unter dem Strich eine Novelle von Arthur Schnitzler.
Jener war schon einmal, da er in der „Neuen Freien
Presse“ eigens für die Zwecke seines Schuhwarenlagers
eine moderne und -staunend billiges Religionsauffassung
versucht hatte, zum Märtyrer des Liberalismus ge¬
worden. Nun musste ein ähnliches Schicksal auch Herrn
Arthur Schnitzler treffen. Ich würde die beiden Autoren,
deren Begabungen ja in wesentlich verschiedene Rich¬
tung weisen — Schnitzler scheint der sensiblere
nicht ernstlich nebeneinanderstellen, wenn nicht die
Mitarbeit an demselben Blatt und eine gewisse Gemein¬
samkeit der Leiden ihre Namen für den Augenblick