I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 93

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Gustl
10. Leutnant
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41IEI. 64.

Auch Schuitzlers Mou#l rastrationen
von Ceschell; Vertag S. Fischer, Berlin) gehört zu diesem Genre.
Bekanntlich wurde der Dichter, der Regimentsarzt der Reserve in
der österreichischen Armee bis vor kurzem war, wegen dieser harm¬
losen, liebenswürdigen Novelle, weil in ihr der Offiziersstand
herabgesetzt werde, aus der österreichischen Armee ausgestoßen.
Der Inhalt der Novelle ist kurz folgender: Der Leutnant kommt
aus einem Konzert und hat eine Kontrahage mit einem Bäcker¬
meister. Hierbei hält der Bäckermeister den Säbel des Offiziers
fest, um letzteren zu hindern, seine Ehre handgreiflich wieder her¬
zustellen. In der That kommt der Offizier gar nicht dazu, er
denkt zunächst auch gar nicht daran, sich zu rächen. Erst, als er
es nicht mehr kann, fällt ihm ein, daß seine Ehre für immer durch
dieses Renkontre verletzt sei, daß er den Bäckermeister hätte nieder¬
schlagen müssen. Die Novelle schildert uns nun, indem sie die
Reflektionen des Offiziers in einem Selbstgespräche desselben, also
direkt, wiedergiebt, wie der in seiner „Ehre“ Gekränkte sich all¬
mählich der Verzweiflung preisgiebt und beschließt, sich zu er¬
schießen. Er irrt im Prater ziellos umher, alle möglichen Ein¬
fälle und Erinnerungen peinigen ihn, bis er übermüre auf eine
Bank niedersinkt. Am frühen Morgen hörte er dann im Café
nach dem Besuche desselben wollte er sich in seiner Wohnung er¬
schießen, daß der Bäckermeister gestern abend schon am Schlagfluß
plötzlich gestorben sei. Der Offizier kann sich vor innerster Freude
nicht fassen. Er eilt in den Dienst und stürzt sich wie ein vom
Tode Geretieter aufs neue in das Leben. Mit diesem feinen
satirischen Schluß scheint der Dichter die Ehre der österreichischen
Armee verletzt zu haben. Nach der Ansicht des Militärgerichtes
zu Wien hätte sich der junge Leutnant dennoch erschießen müssen.
Die ergreifende und schließlich amüsante Novelle ist ein stilistisch
sehr feines und vornehmes Kunstwerk.
OLangsbn Algennd delung
% 3 30.
2004.
Arthur Schnitzler. Leutnant Gustl. Mit 21 Illu¬
strationen von M. Corchell.
(S. Fischers Verlag, Berlin.)
Unsere Leser entsinnen sich wohl noch der Mittheilung, daß ein österreichi¬
scher Stabsarzt der Reserve aus der Armeeliste gestrichen wurde, weil er ein
den österreichischen Offizierstand nicht gerade freundlich schilderndes Buch
herausgegeben hatte. Das Buch liegt uns jetzt vor. Der bekannte Schrift¬
steller Arthur Schnitzler ist der Verfasser und „Leutnant Gustl“ der Titel
des Buches. Schnitzler entwirft hier das Charakterbild eines jungen öster¬
reichischen Leutnants, wie es sich in einem kritischen Augenblick seines Lebens
offenbart. Ein Bäckermeister hatte den Offizier „dummer Bub“ genannt
und dabei seinen Säbel festgehalten mit der Drohung, ihn zu zerbrechen,
wenn er Skandal mache. Der Offizier war allerdings der Provozirende.
Leutnant Gustl sleht keinen andern Ausweg, als sich das Leben zu nehmen.
Der Verfasser schildert nun die Gemüthsverfassung Gustls in vortrefflicher
Weise er läßt ihn selbst reden und hat diese Form glänzend durchgeführt.
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Ausschnitt
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Ausschnitt aus:
vom
22
Bücherschau.
Vier Lieder für eine Singstimme mit Begleitung des Plano¬
forte. Komponiert von Bernhard Schuster. Op. 14. Darm¬
Die vier Gesänge zu Texten von Holzamer und Morgen¬
stern verratn eine ansehnliche Erfindung, einen glücklichen Sinn
eine sichere Hand, die Einfälle an abgerundeten Gebilden zu ge¬
stalten weiß. Den reinsten Eindruck macht das dritte Lied „Abend¬
rast“, dssen reizvolle Melodie silberhell über einer halbdunklen, nur
gegen den Schluß bin freier ausstrahlenden Begleitung schweb:. Das
eiste „Ich bin ein Wandrer“ ist großzügig und bedeutnd, hier und da
vielleicht ein bißchen zu gewaltsam, das zweite „Sternennacht“ wirkt
wieder ung mein zart, und dustig. „Anmutiger Vortrag“, das Schlu߬
stück der Reihe, vermeidt bei äußerster Leichtigkeit und Laune den
Für
deohenden Abfall ins Triviale. Die Ausführung der Gesärge ist nicht
leicht, lohnt sich aber reichlich, wenn Künstler von Geschmack und
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können darüber kommen.

ieutenant Gustl. Von Arthur Schnitzler. Illustriert von
„ 10
M. Caschell. Berlin, 1901. S. Fischer Verlag.
Die kleine Novelle des Wiener Schriftstellers hat einen ungebühr¬
Abonne
lien Lärm in den Zeitungen dadurch hervorgerufen, daß die vorgesetzte
Abonne
Bthörde Schnitzlers (er ist Militärarzt) sich in die Angelegenheit
mischte. Der kleine dumme Leutnant Gustl wird beim Verlassen eines
Konzertsaales von einem Bäckermeister angerempelt, ohne daß er den
Säbel ziehen und den Frechen züchtigen kann. Nach dem Ehrenkodex
Inhalt
bleibt ihm nichts übrig, als sich selbst zu töten und so der Schmach
blät
zu entgehen. Da, zur richtigen Zeit, erfährt er morgens im Kaffee¬
aus, daß den Bäckermeister in der Nacht der Schlag getroffen hat.
des In
Er ist der fatalen Selbstentleibug überhoben und geht vergnügt in
werden
den Dienst. Dies der Inhalt der Novelle. Während jeder Mensch
mit Civilmoral die Handlungsweise Gustls sear verständig finden
wird, hat das Militär daraus einen kleinen Skandal gemacht, der
hann schnell mit der üblichen Ausrede, es sei nicht so bös gemeint,
erledigt wurte. Ob ohne diese Reklame die Nachfrage nach dem
Leutnant Gustl“ so stark gewesen wäre, fragt sich sehr. Die hübsche
Pointe läßt recht lange auf sich warten und die ewigen Selbstgesrräche
Gustls — zudem immer mit demselben Gedankengang — sind minbestens
etwas affektiert und ermüden leicht. Dazu kommt der unansstehriche¬
Wienerische Dialekt, der wie Schlagsahne über die Zunge fließt und bei
dauerndem Genuß unsehlbar Magendrücken und Uebelkeit verursacht.

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jeb