I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 95

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Leutnant Gust
10.
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In Aenene
Telefon 12801.
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Lex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
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Ausschnitt aus: Reumnen dr Legensant
Ausschnitt aus: Vrdun-enderccen
Non /6/8 7007
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vom /2 140•7
Schmitster, Arthur, Lieutenant Gustl.
Novelle. X. 1.20.
Wir haben im Laufe der Jahre eine
VLleutenant Gust. Von Artnür
ganze Reihe jener im Wiener Dialect
Schnitzler, illustriert von
redenden Gestalten durch die Tagesliteratur
M. Coschell. Berlin, S. Fischers
wandeln gesehen, die dazu geschaffen
Verlag 1901.
scheinen, das Wienerthum in das denkbar
Diese kleine Novelle Arthur Schnitz¬
nicht etwa nur in den Kreisen des
schlechteste Licht zu setzen. In diesem
lers ist ein grosses Kunstwerk. Es
Militärs, sondern in allen Ständen, und
Reigen des falschen Wienerthums
wird wohl nicht viele Bücher geben,
hier wie dort werden sie, wenn man sie
falsch, weil nur Auswüchse geboten
die in knappen 80 Seiten so viel
in ihrem innersten Wesen erkennt, als
15.

inclusive
werden, die der grossen Mehrheit der an¬
sagen, die in so engem Raume nicht
Auswürflinge betrachtet. Besondere psycho¬
28
ständigen Wiener die Schamröthe ins
Porto.
nur ein ganzes Menschenleben, nein,
ogische Tiefe können wir in den endlos
50.
Gesicht treiben müssen — ist nun eine
Zahlbar
das Fühlen, Denken, die Ehrbegriffe
langen Selbstgesprächen dieser traurigen
Für 50 Zeitu
10.—
neue Gestalt aufgetaucht: das falsche
im Voraus.
Gestalt
und Lebensgewohnheiten eines ganzen
nicht finden. Wer herzhaft in den
100
200.

Wienerthum im Waffenrock in Person
Unflath zu greifen wagte und sich durch
Standes so prächtig und wahr zu
200

des „Lieutenant Gustl“. Lieutenant Gustl
ingsausschnitte ist das
keinerlei
Set
schildern vermögen. Man kennt ja
Bedenken zur Zurückhaltung
500
sitzt im Concert und langweilt sich
auch steht es den
d
bewogen fühlte, für den war es nicht
die meisterhafte Art wie Schnitzler
„ 1000
Morgen soll er sich mit einem Civilisten
der zu ändern.
frei
schwer, schmutzige Gedanken naturgetreu
sich in jede seiner Gestalten vertieft.
duelliren. Diese Aussicht stimmt ihn nicht
Im Geg
wiederzugeben. Wer Mass und guten Ge¬
wie er mit seltener Gewissenhaftigkeit
gerade rosig. Aber das eigentlich Peinliche
Abonnement di
schmack verliert, verzichtet dadurch auf
Auszug enthaltend die
all den Problemen auf den tiefsten
ereignet sich erst nach Schluss des Con¬
Abonnenten
len Anspruch, künstlerisch gewerthet zu
Viener Morgen¬
Grund geht, die er aufrollt. Er ist
ertes, in der Garderobe. Da wird der
werden. Allerdings: er tauscht dafür die
ind „Wiener Zeitung“
ein grosser Psychologe, ein Mensch,
(Ta
Herr Lieutenant ob seines heraus¬
Der „0
Freiheit ein, durch Cynismus zu wirken.
wirthschaftliche Leben
der, trotzdem er immer nur die Wahr¬
ordernden Benehmens von einem Bäcker¬
Der Novelle sind ganz übe: üssigerweise
Inhaltsangabe
d. Diese Mittheilungen
heit, das wirkliche echte Leben schil¬
4
meister aufs Gröblichste beleidigt; zuletzt
echt unbedeutende Bilder
blätter (T
eigegeben.
dert, ein Dichter in des Wortes rein¬
Wien
muss er sich als „dummer Bub“ be¬
Nächst einer Stelle, an der . eutenant
wodurch eine
ster Bedeutung geblieben ist. Aber
schimpfen. lassen, während sein Beleidiger
Justl erwägt, ob er sich nic.
des In- und
nach
er ist nicht nur ein Dichter, er ist
CO.
mit starker Faust krampfhaft seinen Säbel
Amerika zurückziehen solle, erblicken wir
werden in Wie
auch ein Stilkünstler allerersten Ran¬
festhält. Die Beschimpfungen fallen im
ias Bild eines Dampfschiffes, das lustig
ges. Er ist vielleicht der einzige
Flüsterton, ohne dass es die Umgebung
durchs Meer fährt. Anderswo kommt der
deutsche Novellist, den man den be¬
ört. Gustl findet in der Verwirrung
Lieutenant an der Burgwache vorbei und
deutenden Franzosen gleichstellen
seiner wehrlosen Lage kein Wort der
salutirt mit der linken Hand. Hier hat
kann. All’ seine bisherigen Arbeiten
Gegenrede und lässt seinen Gegner un¬
offenbar auch der Zeichner das Seinige
sind daher nicht blos prachtvolle,
behelligt abziehen. Hinterher aber fäll:
zur Charakteristik des schlechten Officiers
lebensgetreue Geschehnisse, sondern
ihm ein, dass nun sein ganzer Ruf, seine
beitragen wollen.
Dr. W. M.
auch Wunderwerke deutscher Stil¬
ganze Laufbahn zerstört sei, da ja der
Wie Schnitzler das Wort
rohe Civilist triumphirend die Nachricht
kunst.
meistert, hat er wohl am schönsten
verbreiten werde, wie er den Herrn
im Lieutenant Gustl gezeigt. Es ist
Lieutenant abgekanzelt habe, ohne dass
dieser sich gerührt hätte. Er sicht keinen
ein edler Genuss, dieses Büchelchen
ehrenvollen Ausweg als den Selbstmord;
zu lesen, das durch sein ernstes, tiefes
da ihm aber sein Leben doch sehr lieb
Problem einerseits zum Denken an¬
ist, erwägt er, in peinvollen Zweifeln das
regt, andererseits jeden, der graziösen
Für und Wider, etwa fünfzig Druckseiten
und eleganten Stil liebt, in hohem
lang, bis er nach aufgeregt durchwachter
Grade fesseln wird. Schnitzler hat
Nacht im Kaffeehause angelangt, erfährt
in dieser seiner Novelle wohl sein
dass seinen Gegner in derselben Nacht
reifstes Werk geschaffen.
Auge Ohler.
der Schlag getroffen habe. Und jetzt, ganz
Sraz.
glückselig, findet er, dass er wieder
weiterleben dürfe und könne. Die That¬
sache der Entehrung hat ihn also ganz
kalt gelassen. Nur diss sie den Menschen
bekannt geworden wäre, hätte er nicht
überleben mögen. Als innerlich ehrloser
Kerl durch die Welt zu gehen, ist ihm
einerlei. Wenn nur nach aussen seine
Ofticiersehre ihn deckt und kein Loch
hat, durch das man in sein faules Innere
blicken kann. Denn dieses Innere ist
wirklich faul und verpestet. Hochmüthig,
eitel, oberflächlich, ehebrecherisch, un¬
züchtig und schamlos, eine ganz und gar
charakterlose, selbstsüchtige, nichtige, feige
Seele, ist der ganze Mensch doch leider
nicht aus der Luft gegriffen Es gibt
wirklich Exemplare dieser Gattung, aber