I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 104

box 1/11
10. Leutnant Gustl


-
51
95.505
Consonld. Schaike 26.— ZIeieeb Fac. metallw. Bing
6530.—a
do. Hyp. A.-B. 4
80.—b
Dannenbaum
23.—b

do. Veloc. Herkul.
90.—6
326
92.25
do. do. 3½
11.255
Dessauer Gas 208.—0 207.10g
Oberschles Eisenb
5ö5 93. 508
Rheinprov.Obl.3½ 98.70b 99.—b
D. Waff.- u. Munit. 182.—b 181.75b
do. Eisen-Industr. 97.30b
98.—
r seine ästhetische Freude haben. Sie
für diese Menschen nothwendige Stimmung auch in der sie
sicher, wohlgetroffen vor uns. Nur zwei
umgebenden Natur zu erzeugen, ist er bedeutend.
nicht recht behagen. Der „rothe“ Run¬
Ganz anderer Art sind die „Malergeschichten"*)
tsgefühl nicht. Wäre ich Mitglied der
von Beate Bonus, die mir als Schriftstellerin bis dahin
Partei, würde sie mich direkt verletzen,
unbekannt war. Sie versteht auch vortrefflich zu charakteri¬
der als Typus gehalten ist, ist nicht
iren, aber da sie fast ganz und gar mit Maleraugen sieht,
aldemokraten seiner Art und Lage. Die
o charakterisirt sie weniger dadurch, daß sie das Innere ihrer
gt mir aus rein ästhetischen Gründen
Menschen bis zum Letzten psychologisch entblößt, als dadurch,
ittelgusts Unna, die Heldin der letzten
daß sie die Eigenheiten ihrer Geberden und Bewegungen und
schaus nicht so im Vordergrund des In¬
alles Dessen, wodurch ein Maler seine Menschen charakteri¬
nach der ganzen Anlage der Geschichte
rt, aufzeigt, wodurch ja auch Jnnerstes enthüllt werden
kann. Dies scheint mir besonders bezeichnend an diesen Ge¬
schichten. Auch die kleinen Naturschilderungen haben noch
ächlich durch die dargestellten Charaktere
einen besonderen Reiz darin, daß sie malerisch gesehen und
schichten in dem Bändchen: „Die
wiedergegeben sind. Sie versteht sich daneben auf eine oft
nna“*), von Hans Weber=Lut¬
wirklich geistreiche Diktion, die schlagende Bilder und Ver¬
ichten aus dem österreichisch=ungarischen
gleiche von überraschender Eigenart wie aus dem Aermel
Menschen zuml Theil in ganz ahnlichem
chüttelt. Auch hat das Buch Humor. Ich vermuthe, es gäbe
Menschen in „Luginsland“. Aber welch'
noch mehr darin, wenn sich die kluge Schriftstellerin oft nicht
Kulturunterschiede! Bei Weber=Lutkow
o klug zügelte. Nur einmal ist ihr das nicht gelungen. Da
umpse Triebmenschen, die von den aller¬
hat sie sich, wie es gerade Humoristen leicht passirt, in einen
beherrscht werden. Da ist z. B. die
Einfall so verliebt, daß sie nicht wieder zur rechten Zeit von
a, die des Geldes wegen einen alten,
ihm loskommen kann. Ich meine den an sich guten Ver¬
heirathet hat, während sie einen jungen
gleich mit der Lokomotive in der ersten Geschichte. So gut
iebt. Sie wartet und wartet, daß der
er ist, wird er doch zu lange festgehalten. Aber gerade dieser
nd wenn sie ungeduldig wird, tröstet sie
Fehler zeugt mir für die humoristische Begabung, denn den
ärde schon gnädig sein und bald ein Ein¬
geborenen Humoristen erkennt man gar oft sicherer und
dauert ihr doch zu lange, viel zu lange
chneller an seinen Fehlern als an seinen Vorzügen. Die
barzen Madonna, die im Zimmer hängt,
„Geschichten“ dieser Erzählungen sind dagegen meist recht
ohne aber gleich zu wissen, wie sie denn
konventionell.
dem dumpfen Instinkt heraus, daß sie
Hatte ich die Freude, trotz mancherlei Ausstellungen bis¬
Seite des Alten nicht mehr lange aus¬
her von lauter Büchern reden zu können, die alle lesenswerth
)kommt ihr der Gedanke, sie müsse den
ind, von denen keines ohne literarischen Werth ist, so muß
Sie erschrickt, sie kämpft gegen den Ge¬
ich jetzt ein Buch nennen, das mich sehr enttäuscht hat, weil
warze Madonna an der Wand sieht sie
es von einer Dichterin stammt, die vor vielen Jahren viel¬
nde als billige sie den Gedanken. Ja sie
leicht die beste naturalistische Geschichte geschrieben hat, die
als wäre sie selbst es, die ihr den Ge¬
wir Deutschen besitzen. Ich meine die Münchener Geschichte:
o führt sie ihn denn aus und wird von
„Feierabend“ von Anna Croissant=Rust. Ihr neues
hworenen freigesprochen, denn was die
Buch: „Pimpernellche"**), Pfälzer Geschichten, fällt
uß man thun, das fordert die Frömmig¬
dagegen bös ab. Was jene Münchener Geschichte auszeich¬
en dieser Triebmenschen versteht Weber¬
net, fehlt hier so gut wie ganz, und was diese Pfälzer Ge¬
i, daß sie verständlich werden, daß man
ichten auszeichnet, ist keine Auszeichnung. Damals ein
pfindet vor diesen Wesen. Und darin
d.utvoller, saftiger Stil, der auch einmal vor einer nicht
Peber=Lutkow ein Dichter ist. Das trifft
unbedingt nothwendigen Rohheit nicht zurückschreckte. Tod
ken zu. Darin und in der Fähigkeit, die
*) Leipzig, Fr. Wilh. Grunow, 1901.
Leipzig, Oesterreichische Verlagsanstalt,
**) Verlegt bei Schuster u. Loeffler, Berlin und Leipzig


steo Pitanen perte 7
Banque de Paris 1030
357.—
357.—
1048
Auszalg.Madrid
Crédit Fo## eier 65.—
658.
Privat-Discont
25
1⅝
Harpener 1205 11202
allen Philistern und Prüden! sprach so schön, deutlich
und übermüthig daraus. Hervorragend war damals ihre
Fähigkeit, Menschen darzustellen. Der Stil des neuen Buches
hat wenig Blut und Farbe. Kaum hier und da merktman noch
etwas von der großen früheren Kraft der Menschendarstellung.
Kurz, das Buch ist nicht schlechter, aber auch nicht besser, als
ein Dutzend besserer Schriftstellerinnen ein solches heutzutage
chreibt. Es gibt eben doch auch in Deutschland Talente, bei
denen es nicht nur Mode war, naturalistisch zu schreiben,
denen es wesentlich ist und die verkümmern, wenn sie sich
verleiten lassen, von ihrer eigensten Art abzugehn. Und
dann: Wenn Einem die Natur Silber gegeben hat, ists ein
betrüblicher Anblick, wenn der Betreffende hingeht, sich ein
schönes Silber in Nickel umwechseln läßt, um es dann
groschenweis auf den Markt zu bringen. Groschentalente
haben wir ja auch ohnehin mehr als genug.
Maxim Gorki s „Verlorene Leute“*) habe ich
mir absichtlich bis zum Schluß aufgehoben. Von des Dich¬
ters schweren Lebenswegen ist hier schon oft die Rede ge¬
wesen. Man wird einem solchen Leben seine Theilnahme
nicht versagen, aber wir wollen doch nicht vergessen, daß
ohne dies Leben der Dichter Gorki nie geworden wäre.
Es ist nun einmal so, daß eines Dichters Leben selten pläsir¬
lich verläuft. Und wenn dies Axiom sich bei Gorki bis in die
äußerlichsten Lebensführungen bewahrheitet, sodaß es einmal
wvieder auch für die blödesten Augen sichtbal wird, so schadet
das nichts. Gorki selbst hat wiederholt darauf hingewiesen,
daß er vier Menschen viel verdankt: dem Koch auf einem
Wolgadampfer, der dem Küchenjungen die Lust am Lesen
beibrachte, das er bisher garnicht geliebt, und damit zugleich
den Drang nach Wissen und Bildung weckte; einem Advo¬
katen, der dem Verwahrlosten ein treuer Freund wurde;
einem verbummelten Studenten, der ihn zuerst auf den Ge¬
danken brachte, seine Erzählungen niederzuschreiben; dem
Dichter Korolenko, dem es Gorki nicht zum wenigsten
verdankt, daß er bald bekannt, ja man kann beinahe sagen,
daß er Mode wurde. So hatte er doch noch Glück bei allem
Unglück, denn nicht Jeder, der es verdient, findet seinen
Korolenko. Man hat neuerdings Gorki zuweilen in Parallele
gebracht mit Tolstoi. Diese Parallele ist doch etwas sehr
ühn und für Gorki nicht so vortheilhaft, wie man wohl
meinte. Gewiß, die beiden haben Manches gemeinsam, vor
Allem das tiefe, slavische Mitleid mit den Menschen. Aber
im eigentlich Künstlerischen sind sie recht verschieden. Der
Kürze halber greife ich nur Eins heraus. Gorki fehlt in auf¬
fallender Weise das Talent, ein großes Ganze zu komponiren,
*) Deutsch von A. Scholz. Verlegt bei P. Caffirer. Berlin
also eine spezifisch künstlerische Eigenschaft, die gerabe Tolsto
im höchsten Grade besitzt. Dabei vergesse man nicht: Tolsto
wüthet geradezu aus moralischen Maximen gegen seine Künst
lernatur und kann sie glücklicherweise doch nicht klein kriegeg
so viel Mühe er sich auch gibt. Gorki aber, der um dies
spezifisch Künstlerische ringt, kann es absolut nicht erreichen,
wenigstens noch nicht. So ist denn Gorki künstlerisch am
werthvollsten in den kleinen Skizzen, während Tolstoi an der
Größe seiner Aufgabe und der Weite seiner Fabel direkt zu
wachsen pflegt. Ganz deutlich kann man das schon in diesem
einen Band „Verlorene Leute“ sehn. Die erste Geschichte,
die dem Band den Namen gegeben hat, ist die längste, aber
zugleich auch rein künstlerisch angesehen, die wenigst werth¬
volle. Er kann sich nicht in Zucht nehmen, immer wieder
schweift er ab zu allgemeinen Meditationen und Reflexionen,