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10. Leutnant Gustl
Telephon 12.801.
„
UDSERTER
I. österr. behördl. konz. Unternehmer für Zeitungs-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christianla,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quallenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
u. Kontezs Zolitung, Wien
vom: 11 25i
(Vortragsabend.) Zugunsten der Erbauung eines Waisen¬
hauses in Palästina für die Hinterbliebenen der russischen Opfer fand
gestern im Bösendorfersaal eine interessante Vorlesung statt. Jakob
Wassermann las einen gedankenvollen Essay über das Los der
Juden, Richard Beer=Hofmann trug einige formvollendete
Gedichte aus dem jüdischen Milieu, Felix Salten eine feine psycho¬
logische Studie „Der Ernst des Lebens“ und Artur Schnitzler
seinen berühmt gewordenen „Leutnant Gustl“ vor. Das übervolle
Haus zeichnete die Schriftsteller, die sich in den Dienst einer wahrhaft
humanen Sache gestellt hatten, durch stürmischen Beifall aus
Telephon 12801.
□ l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
1
Vertretungen
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
00
*
Ausschnitt aus:
Neues Wiener Jaurinel
1. Z. 1581
& vom:
—(Vorlesung.) Nach längerer Pause hatten wir gestern
weder einen Autorenabend. Der Einladung des zionistischen
Frauenvereines Folge leistend, hatten sich Jakob Wasser¬
mann, Richard Beer=Hofmann, Felix Salten und
Artur Schnitl##vereint, um durch Vorlesungen aus ihren
Wertenemen ungemem humanen Zweck, die Errichtung eines
Heimes für die Kinder der bei den Pogroms in Rußland hin¬
hatte
Der Gast
zu fördern.
gemordeten Juden,
billigerweise den Vortritt. Wassermann ist ein kleines
Männchen mit rabenschwarzen Haaren und ebensolchen
Augen, die dem blassen Gesicht ein besonderes Relief geben.
Er ist nicht das, was man einen Vorleser nennt. Dazu fehlt
Telephon 12801.
1
12
K
9 I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
3
Vertretungen
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
0 Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
*
Ausschnitt aus Neues Wiener Tagblatt
E vom: IIFFRTODZ
*Im Nöfendorfer=Saale erschienen gestern
Abends vier Wiener Dichter im Dienste der Wohltätigkeit
am Vorlesetische. Arthur Schnitzler las seine meisterhafte
Novelle „Lientenant Gustl“, Aichard Beer=Hofmann
trug einige formvollendete und gedankentiefe Gedichte vor,
darunter das wundersam innige Gedicht „Schlaf', mein Kind,
schlaf' ein!“ Jakob Wassermann bekundete durch seinen
Essay „Ueber das Los der Juden“, daß er auch ein eigen¬
artiger Denker sei, Felix Salten fesselte die Zuhörer
durch den wirksamen Vortrag seiner ergreisenden Seelen¬
studie „Der Ernst des Lebens“. Das Publikum dankte den
Autoren für den genußreichen Abend durch stürmischen
Beifall.
(Wiener Autoren am Vorlesetisch.)
Im
Bösendorfer=Saal veranstalteten gestern vier der
kanntesten Wiener Autoren eine Vorlesung
zu
Gunsten der Erbauung eines Waisenhauses
in
Palästina. Jacob Wassermann
eine
gedankenschwere Abhandlung über die Stellung
des
Juden in der modernen Zeit. Seine plastisch klare,
vom tiefsten Gefühl für sein Thema getragene Dar¬
stellung legt mit geschärftem Blicke und in selbst¬
bewußter Parteinahme für das Volk, dem er an¬
gehört, die Wurzeln auseinander, aus denen dem
Judenthume von heute die guten und die schlechten
Lebenssäfte zuströmen und sucht Ausblicke in die
Zukunft mit möglichster Bestimmtheit zu gewinnen.
Er sieht in der individuellen Entwicklung und Aus¬
bildung des Einzelnen zu einem höheren Menschen¬
thum die große Aufgabe, die der Jude für sich und
für die Welt zu erfüllen hat. Dieser von allen
Völkern jahrhundertelang unterdrückte, gequälte, ge¬
peinigte Stamm würde vielleicht so einmal den
Menschen aus sich hervorbringen, den die ganze
Menschheit braucht. Und das wäre die schönste, die
edelste Rache des Judenthums für den mörderischen
Haß seiner Verfolger.
— Nach Wassermann, dessen
Vortrag von stärkster Wirkung war, las Richard
Beer=Hoffmann drei Gedichte von voll¬
endeter Form und von tiefem, weltweitem Gefühle;
darunter das unvergleichlich schöne „Schlaflied für
Mirjam". — Felix Sulten brachte eine psycho¬
logische Novelle „Der Ernst des Lebens“, die im
Detail sehr klug und fein ausgearbeitet ist. — Zum
Schlusse las Arthur Schnitzler seinen „Lieutenant
Gustl“. — Der S##Us zum letzten Plaßze
voll. Die Zuhörer dankten jevem der vier Vor¬
lesenden mit stürmischem Applaus.
10. Leutnant Gustl
Telephon 12.801.
„
UDSERTER
I. österr. behördl. konz. Unternehmer für Zeitungs-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christianla,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quallenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
u. Kontezs Zolitung, Wien
vom: 11 25i
(Vortragsabend.) Zugunsten der Erbauung eines Waisen¬
hauses in Palästina für die Hinterbliebenen der russischen Opfer fand
gestern im Bösendorfersaal eine interessante Vorlesung statt. Jakob
Wassermann las einen gedankenvollen Essay über das Los der
Juden, Richard Beer=Hofmann trug einige formvollendete
Gedichte aus dem jüdischen Milieu, Felix Salten eine feine psycho¬
logische Studie „Der Ernst des Lebens“ und Artur Schnitzler
seinen berühmt gewordenen „Leutnant Gustl“ vor. Das übervolle
Haus zeichnete die Schriftsteller, die sich in den Dienst einer wahrhaft
humanen Sache gestellt hatten, durch stürmischen Beifall aus
Telephon 12801.
□ l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
1
Vertretungen
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
00
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Ausschnitt aus:
Neues Wiener Jaurinel
1. Z. 1581
& vom:
—(Vorlesung.) Nach längerer Pause hatten wir gestern
weder einen Autorenabend. Der Einladung des zionistischen
Frauenvereines Folge leistend, hatten sich Jakob Wasser¬
mann, Richard Beer=Hofmann, Felix Salten und
Artur Schnitl##vereint, um durch Vorlesungen aus ihren
Wertenemen ungemem humanen Zweck, die Errichtung eines
Heimes für die Kinder der bei den Pogroms in Rußland hin¬
hatte
Der Gast
zu fördern.
gemordeten Juden,
billigerweise den Vortritt. Wassermann ist ein kleines
Männchen mit rabenschwarzen Haaren und ebensolchen
Augen, die dem blassen Gesicht ein besonderes Relief geben.
Er ist nicht das, was man einen Vorleser nennt. Dazu fehlt
Telephon 12801.
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12
K
9 I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
3
Vertretungen
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
0 Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
*
Ausschnitt aus Neues Wiener Tagblatt
E vom: IIFFRTODZ
*Im Nöfendorfer=Saale erschienen gestern
Abends vier Wiener Dichter im Dienste der Wohltätigkeit
am Vorlesetische. Arthur Schnitzler las seine meisterhafte
Novelle „Lientenant Gustl“, Aichard Beer=Hofmann
trug einige formvollendete und gedankentiefe Gedichte vor,
darunter das wundersam innige Gedicht „Schlaf', mein Kind,
schlaf' ein!“ Jakob Wassermann bekundete durch seinen
Essay „Ueber das Los der Juden“, daß er auch ein eigen¬
artiger Denker sei, Felix Salten fesselte die Zuhörer
durch den wirksamen Vortrag seiner ergreisenden Seelen¬
studie „Der Ernst des Lebens“. Das Publikum dankte den
Autoren für den genußreichen Abend durch stürmischen
Beifall.
(Wiener Autoren am Vorlesetisch.)
Im
Bösendorfer=Saal veranstalteten gestern vier der
kanntesten Wiener Autoren eine Vorlesung
zu
Gunsten der Erbauung eines Waisenhauses
in
Palästina. Jacob Wassermann
eine
gedankenschwere Abhandlung über die Stellung
des
Juden in der modernen Zeit. Seine plastisch klare,
vom tiefsten Gefühl für sein Thema getragene Dar¬
stellung legt mit geschärftem Blicke und in selbst¬
bewußter Parteinahme für das Volk, dem er an¬
gehört, die Wurzeln auseinander, aus denen dem
Judenthume von heute die guten und die schlechten
Lebenssäfte zuströmen und sucht Ausblicke in die
Zukunft mit möglichster Bestimmtheit zu gewinnen.
Er sieht in der individuellen Entwicklung und Aus¬
bildung des Einzelnen zu einem höheren Menschen¬
thum die große Aufgabe, die der Jude für sich und
für die Welt zu erfüllen hat. Dieser von allen
Völkern jahrhundertelang unterdrückte, gequälte, ge¬
peinigte Stamm würde vielleicht so einmal den
Menschen aus sich hervorbringen, den die ganze
Menschheit braucht. Und das wäre die schönste, die
edelste Rache des Judenthums für den mörderischen
Haß seiner Verfolger.
— Nach Wassermann, dessen
Vortrag von stärkster Wirkung war, las Richard
Beer=Hoffmann drei Gedichte von voll¬
endeter Form und von tiefem, weltweitem Gefühle;
darunter das unvergleichlich schöne „Schlaflied für
Mirjam". — Felix Sulten brachte eine psycho¬
logische Novelle „Der Ernst des Lebens“, die im
Detail sehr klug und fein ausgearbeitet ist. — Zum
Schlusse las Arthur Schnitzler seinen „Lieutenant
Gustl“. — Der S##Us zum letzten Plaßze
voll. Die Zuhörer dankten jevem der vier Vor¬
lesenden mit stürmischem Applaus.