I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 122

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10. Leutnant Gustl


Telephon 12801.
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
) in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minncapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg
(Quellenangabe ohne Gewühr.)
Ausschnitt aus:
E vom: 17. 2 1
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ACAR
(Vorlesung.) Nach längerer Pause hatten wir gestern
wieder einen Autorenabend. Der Einladung des zionistischen
Frauenvereines Folge leistend, hatten sich Jakob Wasser¬
hann, Richard Beer=Hofmann, Felix Salten und
irtur Schnitzler vereint, um vurch Vorlesungen aus ihren
Werken einen ungemei humanen Zweck, die Errichtung eines
Heimes für die Kinder der bei den Pogroms in Rußland hin¬
hatte
Der Gast
zu fördern.
gemordeten Juden,
billigerweise den Vortritt. Wassermann ist ein kleines
Männchen mit rabenschwarzen Haaren und ebensolchen
Augen, die dem blassen Gesicht ein besonderes Relief geben.
Er ist nicht das, was man einen Vorleser nennt. Dazu fehlt
seiner Stimme Biegsamkeit und Klang, aber er liest deutlich und
weiß seinem Gegenstande das Interesse zu erhalten. Seine Seele

#
glüht von Liebe für sein Bolk, der### am
Los der Juden“ gestern beredten Ausdruck lieh. Er schildent da
die Leidensschule, die die Juden durchmachen mußten, und fordert sie
auf, durch Betätigung des reinen Meuschtums und Selbstbewußtseins sich
einen würdigen Platz zu erzwingen. Richard Beer=Hofmann brachte drei
gedankenschwere Gedichte aus seinem Juden=Zyklus, die aber ge¬
wiß besser wirken, wenn man sie selber liest. Felix Salten
bot im „Ernsi des Lebens“ ein Kabinettstück der Erzählungskunst.
Mit psychologischer Sicherheit entwickelt er da den Charakter eines
jungen Levemannes, der bei den besten Anlagen zum Mörder an
seinem früheren Lehrer, einem hervorragenden Arzte, wird, weil
ihm dieser aus Bosheit sagt, daß er nur noch drei Monate leben
werde. Den interessanten Abend beschloß Artur Schnitzler
mit seinem „Leutnant Gustl“, auch eine Art „Schicksalsstück“, da
die feine Skizze den Autor bekanntlich die Offizierscharge gekostet
hat, Den Bösendorfer=Saal füllte ein distinguiertes Publikum, das
den Vortragenden reichen Beifall spendet..
(Dem Faschingszug in Gersthof), der gestern nach¬
mittag vor sich ging, wohnten ungefähr 8•8000 Neugierige bei.
Der Faschingsscherz verlief ohne Störung.
Wiener Antorenabend. Einen interessauten¬
und anregenden Abend hat gestern der zior
zu¬
stische Frauenverein im Bösendorfer=Saale
in
gunsten der Erbauung eines Waisenhauses
in
Palästina für die hinterbliebenen Kinder der
Als
Rußland gemordeten Jnden veranstaltet.
erster erschien am Vorlesetisch Jakob Wasser¬
mann mit einem geistvollen Essay über das
„Los der Juden“ ein Problem, das in dem
engen Nahmen dieser Abhandlung natürlich
nicht erschöpft wurde, zu dem er aber manche
wertvolle Betrachtung beisteuerte. Nach ihm las
Richurd Beer=Hoffmann drei Gedichte,
darunter das „Schlaflied für Mirjam“. Verse
von schwerer Pracht und tiofen Gedanken. Felir
Salten brachte eine Novelle „Der Ernst des
Lebens“ in der der Gegensatz zwischen stupidem,
rohem Philisiertum und edlerer Lebensauf¬
lssung zu einem tragischen=Konflikt führt. Eine
Seelenstudie, deren psychologische Kraft von
eindringlichster Wirkung ist. Zum Schluß hörte
man Artur Sch###„Lentenant Gustl“
vom Autor selbst. Schritler lieft vorzüglich,
im Wechsel des leichtens onfalles mit dem ernsten
einen durch diese berül##it gewordene wienerische
Geschichte führend. Das Publikum, das den
Saal bis zum letzten Platz füllte, begleitetä die
vier Autoren mit stürmrischem Beifall.
Lrege
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Telephon 12.801.
„OBSERVER“
an
I. österr. bebördl. konz. Unternehmen für Zeltungs-Aussoh nitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
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In Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, Londen, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, Ban Francisco, Stockholm, St Petersburg.
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hunssanl am: (sroscslasta
02.

vom:
Löztnant Gustk jämte andra norel
ler“ ür titeln pü on i desee dagar 1
svenek översättning utlommen no¬
vellsamling av den berömde österriki¬
ske författaren scher Schnitzler,
vars dramatik pä de-#enarte üren bör¬
jat allt mer och mer uppekattas av den
svenska publiken. Utom Löjtnant
Gustl' innehäller denna samling, som
översattu av regissören vid Dramati¬
ska tentern Gustav Linden och utkom¬
mit pä Hugo Gebers förlag, tvä mind¬
re noveller,’’De döda tiga“ och''Fri¬
herre von Leisenboghs öde“. I de tvä
förstnämnds lär man känna den fram¬
stäonde skriftställaren frän en av hans
starkaste eidor, den lika elegant ut¬
mojslade so mskarpt genomträngande
själsanalysen och i 'Friherre von
Leisenboghs öde' äterfinnes ett annat
av hans äleklingstemata: Odet och
hypnosen, det dolda sjülalivets gätor