I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 167

10. Leutnant Gust
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ereteaensen eretestenes enene

Brachtalgewatt. Liensenan Eus. —..
qualvolle Nacht. Wenn das Regiment von dem Vorfall
erfahrt, muß er quittiren. Eine Kugel vor den Kopf
scheint der einzige ebrenvolle Ausweg aus dieser Affaire.
Das Schicksal schenlt aber dem Lieutenant Gustl eine
glücklichere Lösung der Sache: den couragirten Zivilisten
trifft der Schlag. Der Tod dieses Mannes, des einzigen
Zeugen seiner Schmach, befreit ihn aus seiner gefahr¬
vollen Verlegenheit: Lieutenant Gustl ist gerettet.
Ganz kurze Zeit nach der ersten Veröffentlichung
wurde Dr. Arthur Schnitzler, dem Autor der „Liebelei“
und anderer im Burgtheater zur Aufführung gelangter
dramatischer Arbeiten, von vielen Seiten, auch von
Freunden und Bekannten, profezeit, diese Publikation
werde für ihn, als Angehörigen der Armee, üble Folgen
nach sich ziehen. Doch maß Dr. Schnitzler diesen Vorher¬
sagungen keinen Glauben bei, da er bei seiner Schil¬
derung einer einzelnen Gestalt sich keiner Tendenz be¬
wußt war und daher nicht annehmen konnte, man
werde seine schriftstellerische Thätigkeit zum Substrate
von ehrenräthlichen Untersuchungen machen. War doch
auch sein Schauspiel „Freiwild“ anfangs in militärischen
Kreisen nicht ohne Widerspruch ausgenommen worden,
ohne daß jedoch dieser Umstand zum Anlasse zu irgend
welchem Vorgehen gegen ihn genommen worden war.
Bald jedoch trafen die Vorhersagungen ein.
Ungefähr vier Wochen nach der Publikation des
Aufsatzes erhielt Dr. Schnitzler von Seite eines militä¬
rischen Comités eine Zuschrift, des Inhaltes, er möge
sich äußern, ob er mit dem als Autor des „Lieutenant
Gustl“ unterzeichneten Artbur Schnitzler identisch sei.
Dr. Schnitzler antwortete auf diese Zuschrift in einem
Schreiben, in welchem er betonte, daß er sich Nieman¬
dem gegenüber verpflichtet fühle, über seine literarische
Thätigkeit Rechenschaft zu geben. Im Uebrigen stehe er
aber, da er nunmehr seinen prinzipiellen Standpunkt
gewahrt habe, keinen Moment lang an, zu sagen,
daß er der Autor des „Lieutenant Gustl“ sei.
Bald darauf erhielt Dr. Schnitzler schriftlich den
Auftrag, zu einer Voruntersuchung des Ehrenrathes zu
erscheinen. Er lehnte jedoch diese Zumuthung mit der
Begründung, er habe seinem „Lieutenant Gustl“ nichts
hinzuzufügen und sei auch nicht in der Lage, das Ge¬
ringste von dem was er geschrieben, wegzunehmen.
In der Folge erhielt Dr. Schnitzler mehrere Vor¬
ladungen vor das Ehrengericht. Er leistete jedoch aus
den angeführten prinzipiellen Gründen keiner Vorladung
Folge.
Nunmehr wurde Dr.=Schnitzler durch das
Votum des Ehrenrathes seiner Offizierscharge verlustig
erklärt. Das Urtheil bürfte bereits vor vier Wochen
erflossen sein, und es wird von mancher Seite ver¬
muthet, es sei verspätet intimirt worden, um solcher
Art zu verhindern, daß es zum Gegenstande einer
Interpellation im Abgeordnetenhause gemacht werde.
Uebrigens soll, wie versichert wird, über die Frage, ob
„Lieutenant Gustl“ zum Anlasse einer ehrenräthlichen
Untersuchung gemacht werden sollte oder nicht, bei den
maßgebenden militärischen Faktoren keineswegs Ein¬
müthigkeit geherrscht haben.
Dr. Schnitzler ist seit drei Wochen auf einer Ver¬
gnügungsreise und hält sich gegenwärtig ins Inns¬
bruck auf.
Telefon 12801.
Alex. Weigl's Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
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Ausschnitt aus,
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Ein Telegramm aus Wien meldet uns: Der
erfolgreiche Dramatiker Dr. Arthur Schnitzser,
der auch Regimentsarzt der Reserve war,
wurde vom militärischen Ehrenrathe seiner
Officierscharge verlustig erklärt. Als
Grund des ehrenrathlichen Richterspruches wird an¬
gegeben, daß Schnitzler duch seine kürzlich veröffent¬
lichte Studie „Leutnant Gustl“ der Ehre des öster¬
reichischen Officiercorps nahe getreten und daß er
weiters auf eine in heftigem und persönlichen Tone
geschriebene Kritik dieser schriftstellerischen Arbeit nicht
reagirt habe. Die Maßregelung erregt in literarischen
Kreisen peinliches Aufsehen.
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