I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 169

10. Leutnant Gustl
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Telefon 12801.
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Ausschnitt
Nr. 90
1708 „OBSERVE
L. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1. Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“ —
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70 g7 Vaterland. Wien
707
vom
„1 Lieutenant Gustl=.] Unseren Judenblätter:

ist nichts heilig; sie richten ihre hämischen Angriffe gegei
alle Personen in Kirche und Staat, ob hoch ode
niedrig. Aber welches Waihgeschrei erheben
wenn einmal einer von den Ihrigen
etwas
unsanft angepackt wird. Das
ist
jetzt den
Dr. Arthur Schnitzler, dem Verfasser des samosei
Lieutenant Gustl= geschehen und heute folgt Protest au
Protest in den jüdischen Blättern gegen die Maßregelung de¬
genannten jüdischen Literaten vonseite des Officierscorps. In
erster Linie kämpft natürlich die =N. Fr. Presse=, welch
das Geistesproduct= Schnitzler's in ihren Spalten ver¬
ewigt hat. Sie erklärt, wie gewöhnlich von oben herab
daß Dr. Schnitzler =gänzlich mißverstanden worder
nclusive
Für
sei. Die =N. Fr. Presse= wird aber von einem
Porto.
Mitkämpfer, dem Szeps'schen =Tagblatte, vollständig des¬
Zahlbar
Voraus.
avouirt; dieses sagt nämlich klar und offen, daß das
Feuilleton Schnitzler's gar nicht mißzuverstehen war,

e ist das
sollte ein charakterloser Officier=, ein Halbidiot= geschildert
ht es den
werden. Wer hat also von den beiden Blättern die Wahr¬
Abon
I.
Abon
heit gesagt? Als Dritte im Bunde kämpft diesmal die
*Ostdeutsche Rundschau“, denn es handelt sich um eine
jaltend die
Morgen¬
bei den Alldeutschen so beliebte Hetze gegen
Inha
rZeitung“
das österreichische Militär. Doctor
blä
liche Leben
Schnitzler hat vielleicht nicht beabsichtigt,
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2
seinem
ittheilungen
Feuilleton eine solche Deutung zu geben. Aber der Drei¬
werd
bund: „N. Fr. Presse==Wr. Tagblatt== Ostdeutsche
Rundschau= wird ihn wohl eines Besseren belehren.
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11½ 140)
Tagesnenigkeiten.
Ein militärehrenräthliches Urtheil.
Dr. Arthur Schnitzler — seiner Officierscharge verlustig.
(Originalbericht des „Neuen Wiener Journai“.
Wie verlautet, ist der Wiener Schriftsteller Dr. Arthur
Schnitzler, der Regimentsarzt in der Reserve
war, durch einen militärischen Ehrenrath seiner
Charge für verlustig erklärt worden. Grund
der Maßregelung ist Schnitzler's Feuilleton „Lieutenant
Gustl“, eine novellistische Monologstudie, die in der Weihnachts¬
„ nummer eines Wiener Blattes erschien.
Das Verhalten des Titelhelden dieser Studie und seine
Meditationen über Ehrbegriffe sollen als beleidigend für das
gesammte österreichisch=ungarische Officierscorps engesehen worden
sein, und überdies wird dem Dichter und Negimentsarzt in der
Reserve zum Vorwurf gemacht, daß er auf eine heftige und
persönlich aggressiv gesaltene Kritik seines Feuilletons, die in
einem anderen Wiener Blatte erschien, in keiner Weise reagirte.
Herr Dr. Schnitzler weilt gegenwärtig nicht in Wien.
Eine autentische Bestätigung dieser Nachricht ist noch ausständig.
„Lie#tenant Gustl“, der Held der Schnitzler'schen
Erzählung, ist im Concert, langweilt sich als Unmusikalischer bei
einem Oratorium, kokettirt ein bißchen, denkt wieder an die
„Steffi“, die ihm heute abgeschrieben hat und spintisirt dann über
das morgige Duell mit einem „Rechtsverdreher“. Dieser Gegner
„so eine Frechheit! Sicher ein Socialist!“ — hatte beim
Champagner gesagt: „Herr Lieutenant, Sie werden mir doch
zugeben, daß nicht alle Ihre Kameraden zum Militär gegangen sind,
ausschließlich um das Vaterland zu vertheidigen.“ So eine
Frechheit! Das wagt so ein Mensch einem Officier ins Gesicht
zu sagen!. .. Er hätt' nur noch sagen müssen, daß sie mich
auch aus dem Gymnasium hinausg'schmissen haben und daß ich
deswegen in die Cadettenschule gesteckt worden bin .. .“
Er ist gauz Soldat, ganz Officier. Er schwelgt in Manöver¬
erinnerungen und gäb' was drum, wenn's mit dem Kriegspiel
Ernst wäre. „Wie Seine Hoheit die Front abgeritten ist, und
die Ansprache vom Obersten — da muß Einer schon ein ordent¬
licher Lump sein, wenn ihm das Herz nicht höher schlägt.“
In der Garderobe geräth der eilige Officier in einen Wort¬
wechsel mit einem dicken Herrn, der ihn zur Geduld mahnt. Ein
Wort gibt das andere. Der Herr Lieutenant sagt: „Halten Sie
das Maul!“ Sein Gegner packt den Griff des Säbels und
apostrophirt den Officier: „Sie dummer Bub'!“ Der Lieutenant
ist sicher, daß Niemand die Scene bemerkt hat, aber er weiß,
daß sein Beleidiger ihn kennt, persönlich kennt. „Aber wer
garantirt mir, daß er 's nicht doch erzählt, heut' oder morgen,
seiner Frau, seiner Tochter, seinen Bekannten im Kaffeehause.
Um Gottes Willen, morgen sehe ich ihn ja wieder! Wenn ich
morgen ins Kaffeehaus komm', sitzt er wieder dort, wie alle Tag',
und spielt seinen Tapper mit dem Herrn Schlesinger und mit
sicht er sich
dem Kunstblumenhändler. Unter solchen Gedank
Jarderobe
auf der Straße. Er konnte ja in dem Gedränge
nicht dem Hund den Säbel von hinten in den Leib rennen.
Aber was thun? Wenn man 's doch erfährt! Quittiren?
es bleibt nichts
Eine Kugel vor den Kopf schießen? Ja ¬
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