I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 180

10. Leutnant
Gust
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1901.
in die Armee; am wenigsten in einen bevorzugten
Stand mit den besonderen Ehren= und Männlichkeits¬
merkmalen, wie es der Officiersstand, diese ur=arische
Einrichtung, ist. Der Officiersstand hat daher recht
und er thut gut, wenn er sich — wo immer möglich —
so lange nicht ein Gesetz dem Juden die Zugehörigkeit
zur Armee verwehrt, der in seinem gesunden Körper
Zersetzung und Fäulniß verbreitenden jüdischen Ein¬
dringlinge erwehrt und sie abschiebt.
Um zu sehen, wie der Jude den Officiersstand,
diese ihm instinctiv widerliche, weil arische, vom semiti¬
schen Fäulnißerreger von allen Ständen noch am
wenigsten angefressene Einrichtung haßt, bedarf es nur
eines Blickes in die Spalten der Judenblätter. Was
wird dort nicht fast tagtäglich von angeblichen Ueber¬
griffen der Officiere, vom Mißbrauch der Waffen u. s. w.
geschwefelt. Die Worte „Officier", „Waffe“ u. dgl.
laufen den jüdischen Raceninstincten ja überhaupt wie
alles Gesunde, Muthige und Kräftige schnurstracks zu¬
wider und die jüdischen Schmocks verlieren die Be¬
sinnung und jedes Beurtheilungsvermögen, kommt ihnen
eine Meldung von einem gezogenen Säbel o. dgl.
zu Gehör. Wie wurde nur der jüngste Bozener Vorfall
entstellt, welche Lügen zu Gunsten der alldeutschen
Hetzer gegen die Officiere und zu Ungunsten der letzteren
in die Welt gesetzt! Wir sind durch unsere wiederholte
Siellungnahme gegen wirklichen Waffenmißbrauch,
gen thatsächliche Uebergriffe einzelner Officiere
s
über den Verdacht erhaben, daß wir irgendwie Partei
nehmen. Beme##enswerth ist übrigens
1
daß von
jenen Fällen, in denen wirklicher Mißbrauch mit#n
der Waffe getrieben wurde, ein unverhältnißmäßig
1
hoher Percentsatz wieder auf Juden entfällt und gerade
von diesen die scheußlichsten Feigheiten und Brutali¬
täten verübt wurden! Man muß nur wissen, wie schwer
das österreichische Militär unter der Antipathie der

Civilbevölkerung in Südtirol zu leiden hat. Zur Ver¬
s1
folgungs= und Boycottirungssucht der „Katzelmacher“
S.
gesellten sich in
letzter
Zeit
die Hetzereien
der Alldeutschen. Der österreichische Officier
ist
eute in
Südtirol allen erdenklichen offenen
und versteckten Chicanen ausgesetzt und in der
schwierigsten Lage, um Verletzungen der Standes¬
ehre — aber nicht jener Standesehre nach Literatur¬
juden=Begriffen — rechtzeitig vorzubeugen oder sie
schicklich und ohne besonderes Aufsehen abzuwehren.
Das ist einmal zuvörderst die Wahrheit und nicht die
unerschöpflichen Erdichtungen der Judenpresse und im
Bozener, in den Grazer und anderen Fällen auch die Er¬
*
findungen und Verdrehungen der radicalen Organe.
Officiersstand und Judenthum, sie sind genau so un¬
verträglich wie der Begriff „Officiersehre“ und das
verderbliche Wirken der trotz zeitweiliger Heuchlermaske
in Grund und Boden officiers= und armeefeindlichen
Judenpresse.
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Oesterreich=Ungarn.
5% Wien, 21. Juni. Die Affaire Schnitzler.
Schade, daß die Session der Delegationen schon geschlossen
ist. Man hatte sich gerade heuer sowohl in der österreich¬
ischen wie in der ungarischen Delegation besonders lebhaft
mit der Frage des ehrenräthlichen, militärischen Verfahren
beschäftigt und in seltener Uebereinstimmurg hatten Ver¬
treter fast aller Parteien auf die manchma. ganz unglaub
lichen Entscheidungen hingewiesen, die der militärische
Ehrenrath — namentlich gegen Reserveoffiziere — gefällt
hat. Nun hat sich eine Affaire abgespielt, die einen glänzen¬
den Beleg dafür bietet, was für Schildbürgerstückchen der
militärische Ehrenrath zu leisten im Stande ist und welche
die Klagen über die Rückständigkeit des ehrenräthlichen
Verfahrens sehr deutlich illustrirt. Wie bereitstelegraphisch
berichtet wurde, ist dem bekannten Wiener Schriftstellen
Dr. Arthur Schnitzler, der Militärarzt in der Reserve
war — er war Regimentsarzt und hatte Hauptmannsrang
vom Ehrenrathe der Offizierscharakter abgesprochen
worden. Schnitzler hatte sich erlaubt, eine kleine novellist¬
ische Skizze zu veröffentlichen, deren Held ein Offizier,
„Leutnant Gustl“, war (deren Inhalt wir im „Bunten
Feuilleton“ unseres Blattes kurz wiedergaben).
Was Schnitzler mit der Geschichte wollte, ist klar: er
wollte dem Problem des militärischen Ehrbegriffes näher¬
treten. Eifrige journalistische Denunzianten beeilten sich
die Militärbehörde auf die Novelle des Regimentsarztes
Schnitzler aufmerksam zu machen, und der Ehrenrathleitete
eine Untersuchung gegen den Dichter ein. Dieser lehntees
aus prinzipiellen Gründen seiner persönlichen und künst¬
erischen Freiheit ab, sich vor dem Ehrenrathe zu vertheid¬
gen, und wurde daher in contumaciam verurtheilt und
des Offiziersranges für verlustig erklärt, weil er durch seine
Schilderung des Leutnants Gustl den Offiziersstand be¬
leidigt habe. Das Unsinnige dieses Richterspruches liegt
auf der Hand. Schnitzler hat einen bestit nten, zweifellos
möglichen Fall und eine bestimmte Figur aus dem ganzen
Offiziersleben herausgegriffen, und es ist ihm nicht einge¬
fallen, damitetwa einen Typus schildern und sagen uwollen,
daß alle Offiziere so seien, wie sein Gustl. Erhatte also nicht
die Absicht, den Offiziersstand als solchen zu beleidigen. Bei
aller Anerkennung der Thatsache, daß unser Offiziers
korps zum weitaus überwiegenden Theile aus vortreff¬
lichen Elementen besteht, wird Niemand abstreiten können,
daß es auch im Offiziersstande — wie eben in jedem
Stande — unwürdige Elemente und schwächliche Herrer
àla Leutnant Gustl gibt. Und ebenso wenig ist es zu be¬
streiten, daß der Dichter das Recht hat, gerade eine un¬
angenehme Figur zum Mittelpunkt einer Geschichte zu
machen. Es ist daher unsinnig, wenn der militärische
Ehrenrath literarische Zensur üben will. Zu welchen Kon¬
sequenzen müßte es führen, wenn man Schriftstellern, die
nebenbei auch Offiziere sind, kommandiren wollte, wie sie
ihre Gestalten zu sehen haben? Oder dürfen Offiziere nur
als Engel oder als Ritter ohne F##ch unde Tadel ge¬
schildert werden? Dann müßte man aus der Literatur
einige hundert Romane, Novellen, Theaterstücke einfach
streichen oder auf dem nächsten Scheiterhaufen verbren¬
nen. Und man kann doch nicht einen Schriftsteller der
Offiziersehre verlustig erklären, weil er sich erlaubt hat,
einen Offizier zu schildern, der selbst nicht allen Anforder¬
ungen des militärischen Ehrbegriffes entspricht. Das Ur¬
theil ist also in jeder Beziehung ein Schmabenstreich
inclusive
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Wiener Zeitung“
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