I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 182

10. Leutnant Gustl
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Kusschnitt aus: B—adreice
2.2) J0 %
vom
WRSATZ
„Lentnant Gustl“.
Wien 21. Juni.
(Privat=Telegramm.
Der Schriftsteller
Arthur Schnitzler wurde, der „Neuen Fr. Presse“ zufolge, wegen
Veröffentlichung seiner Novelle „Leutnant Gustl“ die zuerst in der
„Neuen Freien Presse“ und dann vor Kurzem als Buch erschien, vom
militarischen Ehrengericht seiner Charge als
Regimentsarzt der Reserve für verlustig erklärt.
(Schnitzler ward bei uns im Jahre 1896 schnell durch die „Liebelei
bekannt, ein Werk, dem wohl die dramatische Wucht fehlte, das
aber an Stimmungsgehalt ungemein reich und in der Milieuschilde¬
#ung fast unübertroffen ist.)
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Ausschnitt aus:
Das Kleine Joumal (berlin,
vom 22/6 1407
Zur Maßregelung Arthur Schnitzlers. mi
haben bereits in unserer gestrigen Nummer in einem Privat¬
telegramm aus Wien gemeldet, daß der militärische Ehren¬
rath dem Schriftsteller und Regimentsarzt in d. R. Dr. Arthur
Schnitzler wegen seiner Novelle „Lieutenant Gustl“
den Offizierscharakter abgesprochen hat. Als Gründe dieses ehren¬
5
Für
Wide Richtasruges vorden ausegehen dist De. Sentene
10
durch seine in der „N. Fr. Pr.“ veröffentlichte novellistische
20
Studie „Lieutenant Gustl“ der Ehre des österreichischen Offizier¬
5

korps nahgetreten sei und daß er weiter auf eine im heftigen
10
19
und persönlichen Tone geschriebene Kritik dieser schriftstellerischen
Arbeit, welche in einem Wiener Blatte („Reichswehr“) erschienen
Abonne
war, nicht reagirte. Dr. Schnitzler hatte sich dem Ehrenrathe
nicht gestellt. Der Ehrenrath hat sich in seiner Beurtheilung der
Novelle „Lieutenant Gustl“ leider nicht auf einen höheren künst¬
lerischen Standpunkt gestellt, von dem aus in dieser Novelle
Inhal
Nichts erblickt werden kann, was den Offiziersstand irgendwie
blät
herabsetzt oder auch nur herabsetzen sollte. Wenn aber der
wodur
Dichter auf die denunciatorische „Kritik“ der „Reichswehr“ nicht
des
werde
reagirt hat, so ist er nur dem Gebote der Selbstachtung gefolgt.
Der thatsächliche Inhalt der Studie ist in gedrängter Kürze
folgender: Leutnant Gustl hat im Konzert ein Renkontre mit
einem energischen Civilisten. Es kommt zu Injurien. Der
Leutnant will den Säbel ziehen, aber der Civilist hindert ihn
dn dund Watane Sbnarast. Sentant Gust vatien
eine qualvolle Nacht. Wenn das Regiment von dem Vorfall
erfährt, muß er quittiren. Eine Kugel vor den Kopf erscheint
als einziger nobler Ausweg aus der Affäre. Das Schicksal
schenkt aber dem Leutuant Gustl eine glücklichere Lösung der
Sache: den Civilisten trifft der Schlag. Dieser Schlag „ex
nachina“ befreit den Leutnant Gustl aus aller Verlegenheit
iemand weiß, was geschehen ist. Der einzige Zeuge seiner
hmach ist todt: der Leutnant ist gereitet.
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